• Atom, nein danke
  • 15.03.2011

Gazeta Wyborcza: Atom, nein danke

Auf den Titelseiten aller Tageszeitungen sind  heute katastrophische Bilder aus Japan abgedruckt. Die Zeitung Dziennik/Gazeta Prawna titelt „Japan hat Europa die Lust auf Atomkraft genommen“, die konservative Rzeczpospolita macht mit dem Titel „Angst vor dem Atom“ auf. Die liberale Gazeta Wyborcza wiederum spekuliert in dem Artikel „Atom, nein danke“ über die möglichen Auswirkungen der Katastrophe in Japan auf die Einstellung der Polen gegenüber der Atomkraft. Laut dem Blatt ist die Regierung Tusk, bis dato immer noch fest davon überzeugt, dass die Polen sich weiterhin für den Bau von Atomkraftwerken aussprechen. Regierungssprecher Pawel Gras erklärte dazu, dass sich die Gemeinden geradezu darum schlagen, ein Atomkraftwerk auf ihrem Gebiet bauen zu dürfen. Es bestehe jedoch auch kein Zweifel daran, so der Autor des Artikels weiter, dass die Meldungen aus Fukushima auch in Polen für Beunruhigung sorgen. Auf ihn persönlich habe ein Foto vom Wochenende Eindruck gemacht. Darauf sei ein Hubschrauber zu sehen gewesen, der um das japanische Atomkraftwerk kreiste. Ein fast identisches Foto – aus Tschernobyl –, erklärt der Autor, habe er aus seiner Kindheit in Erinnerung. Andererseits – an die ungeheure Zahl von Unfallopfern hätten wir uns irgendwie gewöhnt. Im Namen des eigenen Komforts und der Entwicklung der Zivilisation, so das Fazit des Artikels „Atom, nein danke“ in der Gazeta Wyborcza.

Rzeczpospolita:  Wenn der Storch nicht kommt

Auch auf dem Lande kommen in Polen neuerdings immer weniger Kinder zur Welt. Darüber berichtet heute die konservative Rzeczpospolita. Sogar in den Regionen, lesen wir in dem Blatt, in denen das traditionelle Modell der Großfamilie bisher wichtiger war, als wirtschaftliche Faktoren, sinkt die Geburtenrate nun merklich. Gründe dafür seien unter anderem die Arbeitslosigkeit und die daraus resultierende Arbeitsemigration, erklärt der Soziologe Waldemar Urbanik. So wagen immer mehr Bewohner der ländlichen Regionen den Sprung ins Ausland oder zumindest in die großen polnischen Städte, wo die Zukunftsperspektiven deutlich besser sind, als auf der Provinz.
Der Trend zur Kleinfamilie bedeutet nichts Gutes für die polnische Demographie, warnt Rzeczpospolita. Denn auch wenn die polnische Bevölkerung als Ganzes immer noch wächst – die Prognosen sind nicht optimistisch. Laut neuesten Analysen des Hauptstatistikamtes GUS wird die Zahl der Polen bis 2035 von aktuell 38 Millionen Menschen um zwei Millionen sinken.

Dziennik/Gazeta Prawna: Bangen vor der Bildungsreform

Tausende von Schulen polenweit sind nicht vorbereitet, um Sechsjährige einzuschulen. Das erfahren wir heute aus Dziennik/Gazeta Prawna. Ab dem kommenden Jahr, erinnert das Blatt, wird in Polen die Einschulungspflicht auf sechs Jahre gesenkt. Das bedeutet, dass im Übergangsjahr 2012 sowohl die Sieben- wie auch die Sechsjährigen werden eingeschult werden müssen. Der daraus resultierende Schüleransturm wird, wie aus einem aktuellen Bericht der Sanitärbehörde GIS hervorgeht, in mindestens sechs Tausend Schulen landesweit für Probleme sorgen. Nicht nur sind die Bildungseinrichtungen zu klein für einen doppelten Jahrgang, sie erfüllen dazu auch oft nicht die Kriterien, die für Sechsjährige vorgeschrieben sind. In manchen gibt es sogar kein warmes Wasser. Für den Umbau fehlen Zeit und Geld.
Viele polnische Eltern sind sich der Situation bewusst. Daher, prophezeit Dziennik, wird ein großer Teil von ihnen versuchen, ihre Kinder noch in diesem Jahr einzuschulen. Auf warmes Wasser zählen sie dabei nicht, aber darauf, dass ihr Kind seine ersten Erfahrungen mit der Schule nicht in einer überfüllten Klasse wird machen müssen, so Dziennik/Gazeta Prawna.

Autor: Adam de Nisau
Redaktion: Joachim Ciecierski