• Libyen - Polen bleibt auf der zweiten Frontlinie
  • 21.03.2011

GAZETA WYBORCZA: Polen bleibt auf der zweiten Frontlinie  

Polen will sich an der Nato-Militär-Aktion gegen das Gaddafi-Regime nicht beteiligen. Das hat am Wochenende der polnische Premierminister Donald Tusk in Paris bekanntgegeben. Die Tageszeitung Gazeta Wyborcza erläutert die Gründe für diese Entscheidung. Während einer langen Diskussion haben Außenminister Radoslaw Sikorski und Premierminister Donald Tusk eine sehr vorsichtige Taktik ausgearbeitet. Polen als ein großes europäisches Land bleibt im internationalen Bündnis, drückt sich nicht vor der Verantwortung, bleibt aber auf der zweiten Frontlinie.

Polen führt keine Interessen in der arabischen Welt. Außerdem ist ein polnisches Kontingent permanent in Afghanistan stationiert. Darüber hinaus habe Polen ein starkes Alibi: polnische Soldaten kämpften gemeinsam mit den Amerikanern und Briten im Irak und hätten das Land nicht, wie zum Beispiel die Spanier, vorschnell verlassen. Es gibt auch pragmatischere Gründe für die pazifistische Einstellung Polens. An der Weichsel gibt es im Herbst Parlamentswahlen. Aus verschiedenen Meinungsumfragen geht hervor, dass sich die Mehrheit der Polen gegen jegliche Militärintervention ausspricht. Premierminister Tusk will also die Wählerzustimmung nicht aufs Spiel setzen, schreibt Gazeta Wyborcza. Außerdem kann sich Polen die Teilnahme an der Militäraktion in Libyen nicht leisten. Der Einsatz der polnische F-16 wäre zu teuer,  so Gazeta Wyborcza.

 

POLSKA/THE TIMES: Keine Alternative für die Atomenergie? 

Die ganze Welt drückt den Japanern die Daumen und hofft, dass es zu keiner Havarie des AKWs Fukushima I kommt. Zugleich gibt es weltweit Stimmen, auf den Bau von neuen AKWs und folglich auch auf die Kernenergie zu verzichten. Die Schweiz hat den Bau von neuen Atomkraftwerken bereits eingestellt, in Deutschland fordern protestierende Menschen die Schließung der aktiven AKWs. In solchen Situationen wird die Stimme der Vernunft in den Hintergrund gedrängt, schreibt die Tageszeitung Polska/The Times (Gdy opadną emocje, atom znów będzie górą).  

Die Umweltkatastrophe in Japan ereignete sich kurz nach der Revolution in Ägypten und während der Unruhen in Libyen. Eine der Folgen dieser Situation sind die steigenden Erdölpreise. Daraus resultiert wiederum, dass die Lebensmittelpreise in unseren Geschäften in die Höhe schießen. Sollten die Europäer auf die Atomenergie verzichten, würde das bedeuten, dass sie energetisch viel stärker von instabilen Regionen der Welt abhängig sind, oder enger mit Ländern wie Russland oder Venezuela zusammenarbeiten müssen, die den Westen nur begrenzt lieben, schreibt Polska/The Times. Zweitens ist es nur schwer vorstellbar, dass die hochentwickelten Länder Westeuropas, wie Frankreich, wo 80% der gesamten Energie von den AKWs geliefert werden, auf die Kernenergie verzichten könnten, so Polska/The Times über die atomare Krise. 

 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Katyn spaltet polnische Politiker  

Ein Treffen des polnischen Präsidenten mit seinem russischen Amtskollegen am 11. April in Katyn sorgt in Polen für Aufregung. Die Politiker wollen gemeinsam der Opfer des sowjetischen Geheimdienstes NKWD gedenken, berichtet die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna (Politycy o spotkaniu presydentów). Gegen dieses Treffen sprach sich in einem Radio-Interview der konservative Politiker Marek Jurek aus. Es sei keine gelungenen Idee, meint Jurek. Sie wird die öffentliche Meinung in Polen teilen und das genau zum ersten Jahrestag der Flugzeugkatastrophe von Smolensk. Die Polen seien mit dem Stand der Ermittlungen zu dem Flugzeugunglück unzufrieden, aber auch mit der Art, wie die Zwischenstaatliche Flugkommission MAK ihren Bericht veröffentlichte. Ein gemeinsamer polnisch-russischer Gedenktag sei unter diesen Umständen keine gute Idee, unterstreicht Marek Jurek.
 
Entgegengesetzter Meinung ist der Berater des polnischen Präsidenten Tomasz Nalecz. Wenn etwas die öffentliche Meinung in Polen wieder verbinden könne, sei es eine gemeinsame Gedenkfeier an den Gräbern der ermordeten polnischen Offiziere. Wo denn sonst, wenn nicht an den Gräbern der Opfer sollten Polen und Russen eine Versöhnung wagen, so Tomasz Nalecz.

 

Autor: Kuba Kukla