Gazeta Wyborcza: Kaczyński geht einkaufen
Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski ist einkaufen gegangen. In einem Warschauer Lebensmittelgeschäft hat der Politiker zwei Kilogramm Kartoffeln, Brot und Eier gekauft. Dafür hat er 55 Zloty und 60 Groschen gezahlt (13 Euro), berichtet die linksliberale Gazeta Wyborcza. Kaczynski war über die Preise empört und macht dafür die Regierung verantwortlich. Vor vier Jahren, während seiner Regierungszeit, habe er für dieselben Produkte die Hälfte bezahlt. Die Regierung habe völlig die Kontrolle verloren und den kürzeren ziehe wie immer der Bürger, ärgerte sich der Politiker. Gazeta Wyborcza geht davon aus, dass der Einkauf ein Teil von Kaczynskis Wahlkampagne ist. Überhaupt, so das Blatt, will der Chef der Recht und Gerechtigkeit sein Bild in der Öffentlichkeit korrigieren und ein wenig Abstand vom Thema Smolensk nehmen. Dafür, lesen wir weiter, sprechen auch ein Gastbeitrag für die bislang von ihm boykottierte Gazeta Wyborcza und schüchterne Witze während seiner Pressegespräche. Die Parlamentswahlen in Polen finden bereits im Herbst statt.
Rzeczpospolita: Polen plant einen zentralen Großflughafen
Die konservative Rzeczpospolita beschreibt die Pläne des polnischen Infrastrukturministers. Dieser plant den Bau eines zentralen polnischen Großflughafens. Trotz der geographischen Nähe zum neuen Berliner Flughafen sei die Investition notwendig, findet Infrastrukturminister Cezary Grabarczyk. Der Flughafen könnte zwischen Warschau und Lodz liegen und jährlich bis zu 21 Millionen Passagiere abfertigen, schwärmt der Minister. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2020 geplant. Die Rzeczpospolita zeigt sich gegenüber den Plänen des Ministers jedoch skeptisch. Bis zur Fußball-EM bleiben noch weniger als 500 Tage und die angekündigten Straßen und Autobanen, sowie Bahnhöfe und neue Zugverbindungen sind nicht entstanden. Nun von einem zentralen polnischen Großflughafen für drei Milliarden Euro zu sprechen, ist ganz einfach eine Frechheit, kommentiert die Zeitung.
Dziennik/Gazeta Prawna: Polnische Straßen führen in den Himmel
Die polnischen Straßen thematisiert auch die Dziennik/Gazeta Prawna.
Häufig, so das Blatt, sind diese nur zweispurig und holprig, waghalsige Überhohlmanöver und Frontalzusammenstöße stehen an der Tagesordnung - die polnischen Landstraßen gehören zu den gefährlichsten in Europa. Allein im vergangenen Jahr sind über 4500 Menschen bei Autounfällen ums Leben gekommen, 56 000 wurden verletzt. Seit zehn Jahren nimmt Polen damit in dieser traurigen Statistik EU-weit den ersten Platz ein – und eine Besserung ist nicht in Sicht. Während die Zahl der Verkehrstoten in Spanien oder Frankreich systematisch zurückgeht, bleibt sie in Polen konstant. Und auch die Ursachen für die häufigen Kollisionen auf polnischen Straßen sind seit Jahren dieselben: Alkohol, Raser und der schlechte Zustand der Landstraßen.
„Polnische Straßen führen in den Himmel“ resümiert Dziennik Gazeta Prawna bitter. Polen verfügt nur über etwa 1000 Kilometer Autobahnen. Im europäischen Vergleich ist das sehr wenig – in Deutschland umfasst das Autobahnnetz mehr als 12 000 Kilometer, ähnlich in Spanien und Frankreich. Deswegen gelingt es diesen Ländern, die Zahl der Verkehrstoten zu reduzieren, so Dziennik. Laut einer Studie des Warschauer Forschungsinstituts für Straßen und Brücken könnten eintausend Kilometer Autobahn jährlich 200 Polen das Leben retten und 1300 von ihnen vor teils schweren Verletzungen bewahren.
Autor: Joachim Ciecierski
Redaktion: Adam de Nisau