• Radioaktiver Staub aus Japan erreicht Polen
  • 24.03.2011

Rzeczpospolita: Radioaktive Wolke kommt nach Polen

Radioaktiver Staub aus Japan wird in wenigen Tagen wohl auch Polen erreichen, schreibt die Tageszeitung Rzeczpospolita in ihrer heutigen Ausgabe. Und bei vielen Menschen macht sich deswegen Unbehagen breit. Erinnerungen an die Giftwolke aus dem Unglückskraftwerk Tschernobyl werden wieder wach. Experten geben aber Entwarnung und beruhigen – mit gemischtem Erfolg, wie die Rzeczpospolita schreibt. Die  Apotheken verzeichnen einen sprunghaften Anstieg beim Verkauf von Jodpräparaten und Lugolscher Lösung – Mittel die präventiv gegen radioaktive Verseuchung schützen können. Zum Verkaufsrenner sind in den letzten Tagen auch Gasmasken und Geigerzähler avanciert. „Zuerst beruhigen sie uns, und dann stellt sich am Ende doch  heraus, dass alles schlimmer ist, als man gedacht hat“, zitiert die Rzeczpospolita einen jungen Warschauer, der sich mit einem großen Vorrat von Jodtabletten eingedeckt hat. Sorgen um die Reaktion ihrer Kunden machen sich auch die Sushi-Restaurants in Polen. Und das obwohl die meisten der servierten Produkte überhaupt nicht aus Japan stammen, zitiert die Zeitung die Besitzerin einer der Warschauer Sushi-Bars. Laut Rzeczpospolita ist man trotz allem aber weit von einer Panik entfernt, wie sie etwa bei der Vogelgrippe oder dem BSE-Skandal aufgetreten ist. Das, so die Zeitung, sei auch ein Verdienst der Wissenschaftler, die fast täglich erklären, dass hierzulande keine Gefahr bestehe. Die Zahl der radioaktiven Partikel, die Polen erreichen, sei verschwindend gering. Selbst in Japan sei die Strahlenbelastung nur ein lokales Problem und nicht mit dem Unglück von Tschernobyl zu vergleichen, zitiert die Rzeczpospolita den Atomexperten Ludwik Dobrzynski.

Gazeta Wyborcza: Polen sollte sich an Luftschlägen gegen Gaddafi beteiligen.
 
In der Debatte um die fehlende Beteiligung Polens an der Militäraktion in Libyen ergreift heute auch die Gazeta Wyborcza das Wort. Es sei ein großer Fehler, dass Polen in Libyen nicht an der Seite seiner Verbündeten steht, schreibt der Kommentator der Zeitung Tomasz Bielecki. Das Land habe seine Chance verpasst, eine wichtige Rolle in der europäischen und weltweiten Diplomatie zu spielen. Und gerade das, so Bielecki, sei doch der Anspruch der polnischen Außenpolitik. Verteidigungsminister Sikorski rechtfertigte die passive Haltung Polens. Es würden die Mittel fehlen, um sich an den Luftschlägen gegen Gaddafi zu beteiligen – und die polnische Armee habe bereits in Afghanistan alle Hände voll zu tun. Bielecki lässt dieses Argument nicht gelten. Sogar das kleine Belgien habe einige Flugzeuge zur Verfügung gestellt und sich damit an einer gerechten Sache beteiligt. Auch die Position von Kanzlerin Merkel wird von ihm kritisiert. Mit Gewalt könne man keine Freiheit und Demokratie schaffen, sei aus Deutschland zu hören. Der Kommentator der Gazeta Wyborcza widerspricht: Bei den Luftschlägen geht es nicht um Demokratie, sondern in erster Linie darum, die Rebellen und die Zivilbevölkerung vor der blutigen Rache Gaddafis zu schützen. 

Rzeczpospolita: Boykott-Aktion gegen umstrittenes Gross-Buch
 
Die Rzeczpospolita berichtet heute auch über einen neuen Streit um das Buch Zlote Zniwa/ die Goldene Ernte des Historikers Jan Tomasz Gross. Das kontroverse Buch, welches den Polen u.a. eine große Beteiligung an der Judenverfolgung während des zweiten Weltkrieges vorwirft, fiel kürzlich einer Boykott-Aktion zum Opfer. „Hier werden antipolnische Bücher verkauft“ – Plakate mit dieser Aufschrift klebten Unbekannte an die Schaufenster von Buchläden, in denen Zlote Zniwa ausgestellt wurde. Vier Mal habe man die Plakate bereits abreißen müssen, sagt die Mitarbeiterin einer der betroffenen Buchhandlungen in der Rzeczpospolita. Auch von Seiten der Kundschaft habe es teilweise negative Kommentare gegeben. Die Buchhändlerin widerspricht solchen Protesten: Man müsse das Buch erst lesen, um es bewerten zu können. Und sollte jemand ein kritisches Werk über Gross und seine Arbeit schreiben, werde man dieses natürlich auch verkaufen. Doch nicht alle Buchhändler teilen ihre Meinung. Einige schließen sich laut Rzeczpospolita dem Boykott gar an. So zum Beispiel Jacek Zak, Geschäftsführer einer Buchhandlung, die sich auf die Geschichte des Zweiten Weltkriegs spezialisiert. Man habe sehr viele Titel über die Tragödie der Juden im Sortiment. Doch das Buch von Gross enthalte so viele Unwahrheiten und Fehler, dass man beschlossen hat, es nicht zu verkaufen, so Zak in der Rzeczpospolita.

Text: Filip Żuchowski

Redakion: Joachim Ciecierski