• Wer fürchtet die Arbeitsmarktöffnung am 1. Mai?
  • 25.03.2011

NEWSWEEK: Drang nach Westen erwartet?  

Am 1. Mai öffnen Deutschland und Österreich den Arbeitsmarkt für Arbeiter aus den neuen EU-Ländern. Auf diesen Tag warten viele Polen mit Ungeduld, schreibt die Wochenzeitschrift Newsweek in der neuen Ausgabe. Unter den Ungeduldigen ist auch der 30-jährige Tomasz Wozniak aus dem Nordpolnischen Ostroda. Drei Jahre lang hat Wozniak als Handwerker in Großbritannien gearbeitet. Als die Krise kam, geriet die Firma in Schwierigkeiten und der junge Mann musste nach Polen zurückkehren. Seit Monaten leben Tomasz Wozniak und seine Familie von der Hand in den Mund. Die Situation auf dem Nordpolnischen Arbeitsmarkt ist eben sehr schwierig. Letztens hat sich der Handwerker für umgerechnet 50 Euro ein Busticket nach Dortmund gekauft. Ein Bekannter hat für ihn eine Stelle in einer Baufirma reserviert. Wozniak soll 12 Euro pro Stunde bekommen. In Dortmund die niedrigste Bezahlung. Für den polnischen Arbeiter ein Vermögen.

Wie viele Wozniaks werden sich nach dem 1. Mai offenbaren? Laut verschiedenen Schätzungen sollen sich in den kommenden Wochen 300 – 400 Tausend Polen auf Arbeitssuche nach Deutschland begeben, schreibt Newsweek. Man kann selbstverständlich nicht ausschließen, dass die Wirklichkeit die Schätzungen übertreffen wird. So wie im Jahre 2004. Statt der angekündigten 60 Tausend Menschen, haben damals über eine Million Polen ihre Heimat verlassen, um in Großbritannien und Irland eine bessere Zukunft zu suchen, so Newsweek.

 

POLITYKA: Ist der deutsche Arbeitsmarkt für polnische Spezialisten attraktiv?  

Die Öffnung des Arbeitsmarktes für die Osteuropäer greift auch die Wochenzeitschrift Polityka auf. Große Aufregung ist sowohl auf der polnischen wie auch auf der deutschen Seite zu spüren, meint das Magazin. Fast zwei Drittel der Deutschen erwarten nach dem 1. Mai einen Ansturm osteuropäischer Arbeitskräfte auf den deutschen Markt. Die Mehrheit der Deutschen glaubt auch, dass dies eine negative Wirkung auf die Situation auf dem deutschen Arbeitsmarkt haben wird. Entgegengesetzter Meinung sind nur 16% der Befragten.

Je näher der polnischen Grenze, desto geringer der Pessimismus. Politiker und Wirtschaftsexperten aus den östlichen Bundesländern sind sich einig: für diese Regionen könnte die Arbeitsmarktöffnung eine große Chance bedeuten. Das Problem besteht allerdings darin, dass die meisten Polen diese Meinung nicht teilen. Sie wollen vor allem in den reichen westlichen Ländern nach Arbeit suchen. Verschiedenen Statistiken ist zu entnehmen, dass bislang 86% der Polen in Westdeutschland nach einem Job gesucht haben. 8% sind nach Berlin gefahren und 6% haben sich in den neuen Bundesländern niedergelassen.

Seit langem mangelt es in Deutschland an Informatikern und Spezialisten für neueste Technologien. Die Arbeitsmarktöffnung wird die Situation wohl nicht verbessern, meint Polityka. Für polnische Spezialisten ist Deutschland kein Eldorado. Auch in Polen werden Informatiker relativ gut bezahlt. Ebenfalls im Medizin-Bereich ist kein großer Wandel zu erwarten. Nach der Öffnung des Arbeitsmarktes werden wohl viele Krankenschwestern und Krankenpflegerinnen nach Deutschland auswandern. Polnische Ärzte bevorzugen aber andere Länder, wie Großbritannien zum Beispiel. Erstens sind die Löhne in Großbritannien höher, zweitens müssen die Ärzte keine neue Fremdsprache erlernen, so Polityka.

 

POLITYKA: Ellamy = Harmattan = Mobile …  

Die Wochenzeitschrift Polityka überlegt auch, was der Name der Militäraktion in Libyen, Odyssey Dawn, eigentlich bedeutet. Leider lässt sich der Name nicht sinnvoll ins Polnische übersetzen. Wahrscheinlich soll Odyssey Dawn Assoziationen mit einem romantischen Kriegszug hervorrufen. Es ist übrigens eine von mehreren Bezeichnungen, die im Bezug auf die Militäraktion in Afrika verwendet werden. Die Franzosen zum Beispiel bezeichnen die Aktion in Libyen „Harmattan“. „Harmattan“ ist der Name eines Sahara-Windes. Die Briten sprechen im Bezug auf Libyen von der Operation Ellamy – was gar nichts bedeutet, da es ein erfundenes Wort ist. Und für kanadische Piloten ist der Libyen-Einsatz die Operation Mobile.