• Kontroverses Polen-Bild im deutschen Fernsehen
  • 28.03.2011

POLSKA/THE TIMES: Pole sucht Frau

Vielleicht kennen Sie ihn schon - er heißt Marek, kommt aus Katowice und sucht eine Frau fürs Leben. Er und seine Ziege Zubrówka essen Karotten vom gleichen Teller. Marek ist ein Schmierfink, säuft Bier und statt eines Kommas, verwendet er ein ordinäres polnisches Schimpfwort. Das stereotype Polen-Bild zeigte der TV-Sender RTL 2 Mitte März. In der Rolle des schlampigen Polen war der aus dem nordpolnischen Slupsk stammende Wojcisch Oleszczak zu sehen, berichtet die Tageszeitung Polska/The Times (Kpiny z Polaków w niemieckiej telewizji).

Nach der TV-Premiere landete das Video im Internet. Dort wurde es zu einem viel kommentierten Hit. Oleszczuk ist seitdem des Öfteren bei RTL 2 als der Pole Marek Fis zu sehen. Wojtek wolle die Polen auf keinen Fall beleidigen. Seine Figur stehe nicht für die eines Polen. Wojtek lache über sich selbst und die Gestalt, die er geschaffen habe, sagt Ralph Schiller, Manager von Oleszczak.  

Der Fernsehsender RTL 2 wollte keine Stellung zu dem Programm beziehen. Dafür aber äußerten Internetnutzer eifrig ihre Meinung. Die Kommentare wurden nach ein paar Tagen blockiert. Michael Schetelich von einer Berliner PR-Agentur meint, dass das Bild eines dummen Polen, der in Deutschland Autos klaut, noch immer tief im Bewusstsein der Deutschen verankert ist.

Ziemlich locker betrachtet die Angelegenheit dagegen der Vizechef der deutsch-polnischen Parlamentsgruppe Marek Krzakala. So etwas komme auf der ganzen Welt vor, meint der Politiker. Die Amerikaner machen sich über die Kanadier lustig, die Spanier scherzen über die Portugiesen. Für ihn seien die Ergebnisse der letzten Studie des Institutes für Öffentliche Angelegenheiten viel wichtiger. Demnach beurteilen 75% der Polen ihre westlichen Nachbarn als positiv. Umgekehrt sehe es genauso aus, so Marek Krzakala in Polska/The Times.

 

GAZETA WZBORCZA: Schulanfänger mit Laptops

Schon nach den kommenden Sommerferien soll jeder Schüler der ersten Klasse einen Laptop bekommen, berichtet die Tageszeitung Gazeta Wyborcza. Der Kauf soll ca. 250 Millionen Euro kosten und vom Staatshaushalt finanziert werden. Man wolle so die Bildungschancen der Kinder aus kleineren Ortschaften erhöhen, sagt die Bildungs-Vizeministerin Magdalena Gaj. Bereits im Mai 2008 versprach Premierminister Tusk eine digitale Revolution in polnischen Schulen. Dann kam die Krise und der Kauf von Rechnern für Schüler wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.  

Neben den Laptops sollte die Regierung aber auch in die Ausbildung der Lehrer investieren, sagt Lachoslaw Hojnacki, ein Hochschullehrer aus dem Südpolnischen Bielsko-Biala. Ein großes Hindernis bei der Digitalisierung der polnischen  Schulen sei die Inkompetenz der Lehrkräfte. Viele Lehrer wüssten nicht, wie sie das Internet im Unterricht einsetzen könnten, so Hojnacki.

In ihrem Kommentar zu der digitalen Reform, die den polnischen Schulen bevorsteht, fragt die Tageszeitung Gazeta Wyborcza, ob es in der Tat sinnvoll ist, jedem Schulanfänger einen Laptop zu kaufen. Seit einem Jahr beobachtet das Blatt die Situation in polnischen Schulen. Das Ergebnis: in vielen Lehranstalten ist die Software veraltet. Bis auf den Informatikraum gibt es in den Klassenzimmern keinen Zugang zum Internet. Schüler sitzen bereits jetzt die ganze Zeit im Netz und machen nur eine kurze Pause, um in die Schule zu gehen. Das Bildungsministerium weiß genau, dass 90% der Familien mit Kindern im Schulalter über einen Computer verfügen. Größere Probleme bereitet der Internetzugang. Vielleicht sollte man hier nach einem Chancenausgleich suchen, so der Kommentar in der Tageszeitung Gazeta Wyborcza.

Autor: Kuba Kukla