Rzeczpospolita: Eine schlesische Nationalität gibt es nicht
Am 1. April war Startschuss für die allgemeine Volkszählung in Polen. Zum ersten Mal wird es dieses Jahr die Möglichkeit geben, in der Kategorie Nationalität offiziell „Schlesier“ anzugeben. Kritisch betrachtet das die konservative Rzeczpospolita. „Eine schlesische Nationalität gibt es nicht“ lautet die Überschrift auf der heutigen Titelseite. Dabei beruft sich die Zeitung vor allem auf rechtliche Argumente: Das polnische Verfassungsgericht habe diese Sicht in zwei verschiedenen Urteilen bestätigt. Deswegen sei die Möglichkeit, bei der Volkszählung in der Kategorie Nationalität „Schlesier“ anzugeben, rechtswidrig. In Polen sind vierzehn nationale und ethnische Minderheiten rechtlich anerkannt, unter anderem die deutsche, weißrussische und ukrainische. Schlesier gehören jedoch nicht zu dieser Gruppe, wie die Rzeczpospolita betont.
Das polnische Statistikamt, welches die Volkszählung durchführt, habe sich dem Druck der schlesischen Autonomiebewegung gebeugt und damit gegen geltendes Recht verstoßen, so der Vorwurf der Rzeczpospolita. Auch die schlesische Autonomiebewegung selbst muss vom Kommentator der Zeitung Piotr Zaremba herbe Kritik einstecken. Sie spreche nicht für alle Schlesier, die allermeisten würden sich nämlich zu Polen bekennen und seien gar nicht an einer Autonomie für ihre Region interessiert. Den Anführern der Bewegung hingegen eine Loyalität gegenüber dem polnischen Staat fremd. Laut Zaremba sind sie vor allem an wirtschaftlichen Vorteilen und Sonderrechten für Schlesien interessiert. Dass sie dabei die Einheit des polnischen Staates gefährden interessiert sie nicht, so Zaremba in der Rzeczpospolita.
Gazeta Wyborcza: Nationalität ist subjektiv
Eine ganz andere Sicht der Dinge präsentiert die linksliberale Tageszeitung Gazeta Wyborcza in einem Interview mit dem Soziologen Jerzy Szacki. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Nationalität oder Ethnie könne nicht durch Paragrafen und Regelungen bestimmt werden. Laut Szacki gibt es in solchen Fällen keine feste Definition. Entscheidend seien vor allem die subjektiven Gefühle der Menschen. Man müsse einfach die Tatsache zur Kenntnis nehmen, dass viele Menschen ein schlesisches Nationalempfinden haben. Dieses „Erwachen“ verschiedener nationaler und ethnischer Minderheiten ist laut Szacki im Übrigen ein europaweites Phänomen. In Spanien seien die Katalonier dafür ein gutes Beispiel. Und in Frankreich hat niemand ein Problem damit, die Eigenständigkeit der Provence anzuerkennen.
Sehr kritisch beurteilt Szacki in diesem Zusammenhang die Worte des Vorsitzenden der PiS-Partei Jaroslaw Kaczynski. Er warf der Bewegung für die Autonomie Schlesiens vor, „eine verdeckte deutsche Option“ zu sein. Mit diesen Worten sagt Kaczynski laut Szacki eigentlich nur eines: Es gibt keine Schlesier, es gibt nur Polen oder Deutsche. Wenn man die Menschen vor so eine Wahl stellt, besteht die Gefahr, dass viele von ihnen sich für die deutsche Seite entscheiden, so Szacki in der Gazeta Wyborcza.
Dziennik Gazeta Prawna: Polen setzt auf Biogas
Im Bereich der nachhaltigen Energiegewinnung will Polen künftig kräftig aufholen. Das schreibt heute die Zeitung Dziennik Gazeta Prawna und beruft sich auf ein Dossier des Wirtschaftsministeriums. Bis 2019 sollen 15 % des polnischen Strombedarfs durch erneuerbare Energiequellen gedeckt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, soll bald in jeder polnischer Gemeinde eine Biogasanlage stehen. Doch dabei gibt es laut Dziennik Gazeta Prawna ein Problem: Während ausländische Firmen gerne in polnische Windparks investieren, gibt es für die Biogasanlagen kaum Interesse. Die kleine Gemeinde Kietrz im Kreis Oppeln etwa sollte schon vor zwei Jahren „Energieunabhängig“ werden. Doch bis heute ist es nicht gelungen, einen Investor für das zwanzig Millionen Euro teure Projekt zu finden. Laut Dziennik wird es kaum möglich sein das ambitionierte Projekt „Biogas in jeder Gemeinde“ im geplanten Zeitraum zu realisieren. Doch die polnische Regierung hat keine Wahl: Die Vorgaben aus Brüssel sind noch ambitionierter. Sie verlangen, dass jedes Mitgliedsland bis 2020 ein Fünftel seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen bezieht, so Dziennik Gazeta Prawna.
Text: Filip Żuchowski
Redaktion: Adam de Nisau