• Wäre Johannes Paul II. auf seine Landsleute stolz?
  • 02.05.2011

POLSKA/THE TIMES: Er wäre auf seine Landsleute nicht stolz

Der Papst wäre auf uns Polen heute nicht stolz gewesen, sagt Wladyslaw Bartoszewski in einem Gespräch mit der Tageszeitung Polska/The Times. Professor Bartoszewski hat die Visiten von Johannes Paul II. in Polen genau beobachtet. Vor 1989 habe der Papst vor allem von Liebe gesprochen, er hat den Polen Mut gegeben. Doch nach der Wende habe Johannes Paul II. seine Landsleute scharf kritisiert. Er habe immer unterstrichen, dass es keine richtige Freiheit ohne eine tiefgehende Verantwortung geben könne. Als er gesehen habe, dass Polens Weg zu der Europäischen Union gefährdet sei, habe er den Integrationsprozess bei seiner Polenvisite sehr konkret unterstützt. Für ihn war Polen immer ein Teil Europas gewesen. Das, was der Papst damals im polnischen Parlament gesagt hatte, habe ganz Europa gehört. Nach dieser Ansprache war schon klar, wie das Referendum über den Beitritt Polens zur EU ausgehen werde.

Heute gebe es in Polen keine Solidarität, keine Liebe, sagt Bartoszewski in Polska/The Times. Die Kluft zwischen den Polen sei sehr tief. Manche Politiker wären imstande das Land zu zerstören, wenn es nicht nach ihren eigenen Vorstellungen aufgebaut werde, meint Bartoszewski. So viele Generationen haben doch um ein freies Polen gekämpft. Sie haben aber ihr Leben für das ganze Land, nicht nur für eine Partei geopfert. Man könne nicht eine Partei mit dem gesamten Staat gleichstellen, so Wladyslaw Bartoszewski im Blatt Polska/The Times.

 

GAZETA WZBORCZA: Seligsprechung aus der Perspektive eines Skeptikers

Seit einigen Tagen ist die Seligsprechung von Johannes Paul II. das wichtigste Thema in den polnischen Medien. In einem Kommentar für die Tageszeitung Gazeta Wyborcza kritisiert der Publizist Witold Gadomski die Einstellung der Medien zu dem Ereignis. Die Journalisten würden sich einer künstlichen Sprache voller Klischees bedienen. Die Phrase „Papież-Polak/der polnische Papst” sei im Rundfunk und im Fernsehen hunderte Male wiederholt worden. Die Touristen, die in Rom erschienen sind, werden immer wieder als Pilger bezeichnet, die Menschenmenge ist stets im Gebet versunken.

Als einem Skeptiker falle es Gadomski sehr schwer,  die Rührung der Menschenmassen in Polen zu teilen. Er glaube auch nicht daran, dass die Seligsprechung von Johannes Paul II die Polen so sehr freue. Die Seligsprechung sei ein bürokratischer Prozess. Wieso solle man sich dafür interessieren, dass die Beamten in Vatikan ihre Arbeit schnell gemeistert haben? Wenn Johanes Paul II. in der Tat ein großer Mensch gewesen sei, wozu brauche er denn noch die Seligsprechung?

 

RZECZPOSPOLITA: Wer hat die schönste Fahne

In Polen wird heute der Tag der Nationalflagge begangen. Viele polnische Städte versuchen so einfallsreich wie möglich für die nationalen Farben zu werben, schreibt die Tageszeitung Rzeczpospolita. Vor dem Rathaus im westpolnischen Poznan wird ein sieben Meter langer Kuchen in weiß-roten Farben auftauchen. Der Kuchen wird auf weiß-roten Tellern serviert. Es werde die süßeste Fahne in ganz Polen sein, versichert Tomasz Stube, Sprecher der Stadtverwaltung in Poznan.

Andere Städte wollen in dem informellen Wettlauf mitmachen. In Katowice und in Torun werden mehrere öffentliche Gebäude mit rot-weißem Licht beleuchtet. Vertreter der Stadtverwaltung in Torun wollen darüber hinaus Fahnen an die Stadtbewohner verteilen, aber nur an diejenige, die in ihre Kleidung weiß-rote Elemente hineinkomponiert haben.   

Der Tag der Flagge ist einer der jüngsten Nationalfeiertage. Es gibt ihn seit dem Jahre 2004. Einen Tag der Flagge begehen außer den Polen unter anderem auch die Amerikaner, die Litauer und die Ukrainer.  

 

Autor: Kuba Kukla

Redaktion: Adam de Nisau