• Angst vor Braindrain in Westpolen
  • 11.05.2011

Heute ist in den polnischen Zeitungen wieder viel über die Konsequenzen der Arbeitsmarktöffnung vom 1. Mai zu lesen.


Rzeczpospolita:  Angst vor Braindrain in Westpolen

Der Anlass: Die Chefs der deutschen Konstruktions – Firma Rücker treffen sich morgen in Breslau mit Studenten technischer Studiengänge. Sie wollen die Studierenden zu einer Ausreise nach Deutschland überzeugen. Solche Aktionen könnten für Westpolen einen wahren Braindrain bedeuten, warnt die Tageszeitung Rzeczpospolita. Denn laut Untersuchungen der Warschauer Handelshochschule und der Consulting-Firma Deloitte sind knapp 60 Prozent der Studenten der wichtigsten polnischen Hochschulen dazu bereit, im Ausland zu arbeiten. „Wenn der Westen sich nach der Krise aufrappelt, dann können wir ernsthafte Probleme bekommen“, erklärt Tomasz Rostkowski von der Handelshochschule SGH, „Viele gut ausgebildete, ehrgeizige junge Menschen fahren ins Ausland und kommen nicht mehr zurück. Was zurückkommt sind nur die Ergebnisse ihrer Arbeit – in Form von Patenten“, ironisiert Rostkowski in der Rzeczpospolita.

Gazeta Wyborcza: Massenauswanderungen? Panikmacherei!

Die Gazeta Wyborcza bringt zu dem Thema ein Interview mit dem Chef des Instituts zur Zukunft der Arbeit in Bonn Klaus Zimmermann. Darin bedauert Zimmermann, dass Deutschland seinen Arbeitsmarkt für Polen nicht schon 2004 geöffnet hat. Damit habe Deutschland polnische Fachkräfte verloren. Die seien nach Großbritannien ausgewandert und werden dort auch bleiben. Dabei blühe die deutsche Wirtschaft gerade und brauche qualifizierte Arbeitskräfte. Besonders da sie infolge der alternden Gesellschaft 250 000 Arbeitskräfte jährlich verliere. Deswegen sei ein Ansturm polnischer Arbeitskräfte auf Deutschland definitiv nicht zu befürchten. Laut Zimmermann werden in den kommenden Jahren höchstens 100 000 Polen nach Deutschland kommen. Das sei wenig und mehr werden es auch nicht werden, da a) die meisten Polen, die auswandern wollten, schon ausgewandert seien, b) Deutschland nicht mehr so attraktiv ist für die polnischen Fachkräfte, die auch im Lande immer bessere Arbeitsbedingungen haben, so Zimmermann in der Gazeta Wyborcza.

Polityka: Leser haben keine Angst vor Arbeitsmarktöffnung

Die von Professor Zimmermann vorgestellte Sichtweise ist auch in Polen weit verbreitet: auf die Frage des Wochenmagazins „Polityka“ an seine Leser, ob es nach der Öffnung des deutschen Arbeitsmarkts zu einer Massenauswanderung polnischer Fachleute kommen wird, antworteten knapp 80 Prozent der Leser  „nein“.

Dziennik/Gazeta Prawna: Google Street View – Trau schau wem

Dank Google Street View werden die Internetnutzer weltweit schon bald mit fünf polnischen Städten auf Tuchfühlung gehen können. Darüber schreibt die Zeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Warschau, Wroclaw, Poznan, Gdansk und Krakow – hier hat Google soeben mit dem Fotografieren der Straßen begonnen. Der Service soll Anfang des kommenden Jahres starten, so dass er allen, die zur Euro 2012 nach Polen kommen wollen als Planungshilfe dienen kann. Google hatte schon 2009 die Einführung von Street View in Polen geplant. Bedenken zu dem Projekt äußerte damals die Staatliche Behörde für Datenschutz. Auch jetzt, nach langen Verhandlungen, möchte die Behörde Google bei der Arbeit aufmerksam auf die Finger schauen.

Autor: Adam de Nisau

Redaktion: Elisabeth Lehmann