POLITYKA: EURO2012 – die Lage ist ernst, aber nicht dramatisch
In genau einem Jahr beginnt die Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine. Anlass genug für die Wochenzeitschrift Polityka, aufzuzählen, wo es im Moment noch hakt. Der Artikel ist lang, denn im Prinzip ist im Moment noch nichts fertig. Da sind zum Beispiel die Stadien. Vier wurden neu gebaut, eines davon ist schon einsatzbereit, nämlich das in Poznan. Danzig wird wohl demnächst übergeben, Warschau kann sich noch eine Weile hinziehen. Erst in den vergangenen Tagen ist bekannt geworden, dass es erhebliche Baumängel gibt, unter anderem an den Treppen. Und nun streiten sich das Baukonsortium und der staatliche Investor darüber, wer für die Verspätungen zahlt. In Wroclaw hat sich die verantwortliche Baufirma gleich völlig aus dem Staub gemacht und so musste erst eine neue gefunden werden, ehe man weitermachen konnte. Auch dort wird noch fleißig gebaut. Aber der Chef der PL.2012, Koordinator aller Bauvorhaben, Marcin Herra beruhigt: Die Lage sei schwierig, aber nicht dramatisch. Im schlimmsten Fall werden die Stadien in einem halben Jahr fertig, dann bleibt also immer noch ein Zeitpuffer bis zum Anpfiff der EURO.
Schnellzüge sollen eingesetzt werden
Mehr Sorge bereitet die Infrastruktur. Versprochen war ein komplettes Autobahn- und Schnellstraßennetz von West nach Ost und von Nord nach Süd. Bisher wurde allerdings noch keine einzige Autobahn innerhalb des Zeitplans übergeben. Und für die Abschnitte Torn-Lodz und Krakau-ukrainische Grenze sieht es im Moment ganz schlecht aus. Sie werden wohl nicht gebaut.
Auch die Modernisierung der Schienen stockt auf einigen Strecken. Von Warschau nach Danzig werden die Fans wohl nach wie vor sechs bis sieben Stunden brauchen. Immerhin sollen Schnellzüge eingesetzt werden, die unterwegs nicht halten. So kann Zeit gespart werden.
Im Bezug auf die Flughäfen sieht es ganz gut aus. Es wurde eine Strategie entwickelt, dass eine Stadt immer von zwei Flughäfen bedient werden kann. Wer nach Warschau will, kann also auch in Lodz landen, für die Spiele in Wroclaw kann man über Katowice anreisen. Probleme gibt es im Moment noch in Poznan. Dort haben Umweltauflagen die Modernisierung des Flughafens lange behindert. Deswegen starten die Bauvorhaben erst jetzt.
Handynetz muss stabil sein
Neben der Infrastruktur müssen auch ganz banale Dinge bedacht werden. Zum Beispiel das Handynetz. Zur EM werden etwa eine Million zusätzliche Handy-Nutzer in Polen sein, die alle anrufen oder ins Internet wollen. Und das oft auch noch vom gleichen Platz, nämlich dem Stadion, aus. Die Betreiber nennen diese Erscheinung das „Silvester-Syndrom“. Alle wollen ihren Liebsten kurz nach Mitternacht zum neuen Jahr gratulieren und dann geht gar nichts mehr, weil das Netz zusammenbricht. Darauf muss sich Polen vorbereiten.
Die einzigen, die vollkommen entspannt sind, sind die Hotel-Besitzer. Luxus-Zimmer gibt es genug, Geld kommt auch in die Kassen und der Tourismus in Polen wird so oder so belebt – ob mit oder ohne Straßen, Züge und perfekte Stadien, schreibt die Polityka.
DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Legia-Fans bekommen Geld zurück
Und noch einmal Fußball: Die Clubs, deren Spiele im Mai vor leeren Rängen stattfinden mussten, müssen den Fans das Geld für die Tickets zurückgeben. Das schreibt die Zeitung Dziennik/Gazeta Prawna und zitiert aus einem Gerichtsurteil. Demnach ist die Begründung der Clubs rechtwidrig. Die hatten ihre Entscheidung, die Tickets einfach verfallen zu lassen, damit begründet, dass sie keinen Einfluss auf die Entscheidungen der Regierung haben. Es sei nicht vorhersehbar gewesen, dass der Wojewode von Masowien Legia Warszawa das Stadion schließt. Fans haben dagegen geklagt und Recht bekommen, schreibt Dziennik.
ele/adn