• Weniger Details, mehr Essenz
  • 17.06.2011

NEWSWEEK: Patriotismus kann optimistisch sein 

Immer mehr Platz nimmt zuletzt in der polnischen Presse die kommende EU-Ratspräsidentschaft ein. Die Wochenzeitschrift Newsweek druckt diese Woche ein umfangreiches Interview mit dem kontroversen Radio- und Fernsehentertainer Kuba Wojewodzki. Er ist gemeinsam mit dem Satiriker Krzysztof Materna für das Programm des Konzerts am 1. Juli verantwortlich, welches die Ratspräsidentschaft eröffnen wird. Wojewodzki meint, man müsse in Polen endlich Worte wie „Volk“, „Vaterland”, „Patriotismus“ in einem positiven und fröhlichen Kontext zeigen. Die Kultur müsse von der Politik getrennt werden, viele polnische Politiker würden jedoch ständig versuchen, die Kultur ihren eigenen parteilichen Interessen und der eigenen Weltanschauung unterzuordnen, meint Wojewodzki.

Vor kurzem war US-Präsident Barack Obama in Polen zu Gast. Bevor er nach Warschau kam, weilte er in London. Dort habe Obama gegrillt, ein Bierchen getrunken und Tischtennis gespielt. In Warschau bekam er laut Wojedowdzki hingegen den Umschlagplatz und das Grab des Unbekannten Soldaten zu sehen und hat sich mit Angehörigen von Opfern der Smolensk-Katastrophe getroffen. Als ob Polen ein Land wäre, in dem man ausschließlich die Vergangenheit und Kriegswunden zelebriert, ärgert sich der Entertainer.

Außerdem habe Obama gesehen, dass man die Hauptstadt eines europäischen Landes für einen ganzen Tag wie eine mongolische Jurte einfach absperren kann. Die Polen fügen sich selber in die Rolle eines armen Verwandten aus einem slawischen Dorf. Laut Wojewodzki könnte aber die Kultur eine Mittel sein, um die Worte „Stolz”, „Patriotismus”, „Identität“ wiederzubeleben und damit den polnischen Minderwertigkeitskomplex zu heilen.

 

POLITYKA: EU-Ratsvorsitz – bald sind die Polen dran 

Die Wochenzeitschrift Polityka erinnert in ihrer neuen Ausgabe an die wichtigsten Ziele der sich nähernden EU-Ratspräsidentschaft Polens. Den EU-Vorsitz übernimmt Polen von Ungarn, um ihn nach sechs Monaten den Dänen abzugeben. Ein halbes Jahr lang wird an der Weichsel ein Großteil der sowohl formellen als auch informellen EU-Treffen stattfinden. Die Ziele der Präsidentschaft hat die Regierung in Warschau vor wenigen Tagen bereits angekündigt: eine Vertiefung der europäischen Integration und die Förderung eines sicheren und offenen Europas. Auf der Agenda stehen auch die Lebensmittelsicherheit und die EU-Erweiterung.

Das polnische Budget für die EU-Ratspräsidentschaft beträgt ca. 110 Millionen Euro. Vor fast drei Jahre haben die Franzosen für ihren Ratsvorsitz über 160 Millionen Euro ausgegeben. Die Ungarn schätzen ihre Ausgabe auf ca. 85 Millionen ein, und die Slowenen haben sich im Jahr 2008 mit rund 62 Millionen Euro begnügt. Die polnischen 110 Millionen dürften also vollkommen ausreichen, so die Wochenzeitschrift Polityka.

 

POLITYKA: Weniger Details, mehr Essenz 

Neben den finanziellen Aspekten der EU-Ratspräsidentschaft interessiert die Wochenzeitschrift Polityka auch, welchen Einfluss die Präsidentschaft auf das Image Polens in Europa haben wird. Das kommende halbe Jahr wurde in einem speziellen Dokument sehr detailliert beschrieben. Was dort fehle, sei aber eine politische Essenz. Das Urteil über den polnischen Ratsvorsitz werden nicht Beamte, sondern die Öffentlichkeit, Medien und Analytiker fällen. Der polnische Regierungschef müsse sich zeigen, so die Polityka. Laut der Zeitung wird Donald Tusk in Europa als ein ausgewogener Politiker betrachtet. Jemand, mit dem man Geschäfte machen kann. Das sei aber auch das Einzige, was europäische Politiker über Donald Tusk sagen können, meint die Wochenzeitung.

Anfang Juli wird Premierminister Tusk im EU-Parlament auftreten. Diese Chance müsse er unbedingt nutzen. Viele können sich noch an die Ansprache Tony Blairs aus dem Jahr 2005 erinnern, mit der er auch bei seinen politischen Gegnern Enthusiasmus hervorrufen konnte. Donald Tusk solle sich davon ein Beispiel nehmen. Im Parlament müsse er seine Vision von Europa vorstellen und nicht von technischen Details der EU-Präsidentschaft reden, so die Polityka.

 

Autor: Kuba Kukla   

Redaktion: Filip Żuchowski