• Polen ist ein Mann und die EU eine Frau
  • 28.06.2011

Dziennik/Gazeta Prawna: Autobahnbau – zwischen Skylla und Charybdis

Wird die A2 zwischen Warschau und Lodz rechtzeitig vor der Fußballeuropameisterschaft fertig, nachdem Polen die Zusammenarbeit mit der chinesischen Straßenbaufirma COVEC endgültig beendet hat? Wie Dziennik/Gazeta Prawna berichtet, hat bisher nur eine Firma auf das neue Ausschreiben der Regierung geantwortet, in dem eine neue Baufirma gewählt werden soll. Das französische Unternehmen Eurovia hat sich bereit erklärt, einen 30-Kilometer-Abschnitt der Autobahn bis zur EM fertigzustellen. Für den Bau des zweiten Abschnitts, so Dziennik, haben sich bisher keine Freiwilligen gefunden.

In seinem Kommentar zu der Situation um die A2 schreibt Dziennik-Publizist Marcin Piasecki, es gebe nun wohl keinen guten Ausweg mehr. Sogar die optimistische Variante drohe in einen Riesenstreit auszuarten. Denn, wenn sich letztendlich eine Firma finden sollte, die sich bereit erklärt, die Autobahn bis zur EM fertigzustellen, dann wird das den Haushalt sehr teuer zu stehen kommen. Eine Hexenjagd auf die Schuldigen mit Gerichtsverfahren und Untersuchungsausschüssen ist vorprogrammiert.

Wahrscheinlicher, so Piasecki, sei jedoch die pessimistische Variante: Nicht nur wird der Bau teurer als geplant, auch der Termin vor der EM wird nicht eingehalten werden. Schließlich könne viel Unvorhergesehenes passieren, ein harter Winter zum Beispiel. Auch wenn sich dieses Szenario verwirklicht, schreibt der Publizist, werden die Gerichte und die parlamentarischen Untersuchungsausschüsse einiges zu tun haben.
Und niemand wird sich dann den Kopf darüber zerbrechen, dass diese Pleite nicht das Ergebnis von ein oder zwei, sondern von fast 20 Jahren Inkompetenz der polnischen Regierungen ist. Ja, jetzt habe Polen ein Problem mit zwei Autobahnabschnitten. Aber eigentlich hätte die ganze Autobahn schon längst fertig sein müssen, so Piasecki in Dziennik/Gazeta Prawna.


Gazeta Wyborcza: Rydzyk – Vatikan hält sich zurück

Die Gazeta Wyborcza bringt eine kurze Notiz zu der Entwicklung des Streits um den Redemptoristenpater Tadeusz Rydzyk. „Die Aussagen von Pater Tadeusz Rydzyk“, zitiert das Blatt die Antwort von Vatikan-Sprecher Federico Lombardi auf die diplomatische Notiz von Außenminister Radoslaw Sikorski, „repräsentieren weder die Meinung des Vatikan, noch die der polnische Kirche. Rydzyk“, so Lombardi, „spricht sich nur in seinem eigenen Namen aus.“ Der Chef des umstrittenen erzkatholischen Radiosenders Radio Maryja Tadeusz Rydzyk hatte am Wochenende in Brüssel gesagt, Polen sei ein totalitärer Staat und werde nicht von polnischen Bürgern regiert. Das Außenministerium reagierte darauf mit einer diplomatischen Notiz. Darin wendet sich der Außenminister an den Vatikan mit der Bitte, solche Aussagen des Geistlichen in Zukunft zu unterbinden.


Rzeczpospolita: Polen ist ein Mann und die EU eine Frau

Polen ist ein Mann und die Europäische Union eine Frau – so stellen es sich zumindest die Macher des Videoclips vor, der die polnische EU-Ratspräsidentschaft bewerben soll, lesen wir in der Rzeczpospolita.  Der dreiminütige Streifen beginnt mit einer Szene, in der eine traurige Frau auf einer Bank im Zentrum einer verlassenen Stadt sitzt. Sogleich erscheint ein Mann in einem roten, mit weißen Elementen bestickten Hemd. Sie ist die Europäische Union, er Polen. Sie beginnen zu tanzen, die Stadt um sie herum löst sich in ihre Bestandteile auf, ähnlich, wie in der Unendlichen Geschichte. Die Story endet mit einem Happy End. Die Stadt wird von Geisterhand wieder aufgebaut. Die Frau kehrt auf die Bank zurück. Sie ist nicht mehr traurig. Auf sie scheint die Sonne. 

Autor: Adam de Nisau

Redaktion: Elisabeth Lehmann