• Ab heute sind wir Europa
  • 01.07.2011

Rzeczpospolita: Heute Konzerte, morgen Probleme

Auf den Titelseiten der heutigen Tageszeitungen natürlich vor allem ein Thema. Die polnische EU-Ratspräsidentschaft. Diese wird aus 300 Treffen bestehen und etwa 100 Millionen Euro kosten berichtet die Rzeczpospolita. Der Tenor der Artikel in der heutigen Ausgabe des konservativen Blattes bleibt gewohnt europaskeptisch. In seinem Kommentar unter dem Titel „Bitterer Triumph eines Eurorealisten“ betont der Publizist Marek Magierowski, dass die polnische EU-Ratspräsidentschaft auf einen sehr schwierigen Moment fällt – einen Moment in dem Europa um seine Zukunft bangt. Der Artikel „Heute Konzerte, morgen Probleme“ schließt sich nahtlos an den Kommentar von Magierowski an und beschreibt die Probleme die auf Polen warten: Schengenzone, Flüchtlinge aus Nordafrika und die Wirtschaftskrise. Der Beitrag „Fakten und Mythen über die Europäische Union“ schließlich erinnert daran, dass der Vorsitz in der Union gar nicht so viel Macht bedeutet, wie aus dem Namen hervorgeht, und viel weniger Macht als in der Vergangenheit.

Gazeta Wyborcza: Ab heute sind wir Europa 

Viel optimistischere Töne schlägt (auch wie gewohnt) die Gazeta Wyborcza an. In dem Titelartikel „Ab heute sind wir Europa“ ist zu lesen, dass die kommenden sechs Monate die bisher größte Herausforderung für die Regierung Tusk und die polnischen Politiker sind. Wenn Polen die Aufgabe allerdings meistert, so das Blatt, kann das Land neben Deutschland und Frankreich zu einem der Stützpfeiler der EU aufsteigen. Auch in dem Artikel „Wie soll man diese Union regieren“ räumt die Zeitung zwar ein, dass in der EU heute nicht alles zum Besten bestellt ist. Sie tröstet aber sogleich: Die guten Beziehungen Polens mit Deutschland und sehr gute Kontakte mit der Europäischen Kommission lassen optimistisch in die Zukunft blicken.

Dziennik/Gazeta Prawna: Polen als Leader in der Region 

Die Zeitung Dziennik/Gazeta Prawna erinnert daran, dass Polen eine Anführerrolle in der Region anstrebt. Die EU-Ratspräsidentschaft und die daraus resultierende Teilnahme an den Sitzungen der Eurogruppe sowie den Treffen der G20 sind eine gute Chance, Kontakte zu knüpfen und seinen Einfluss in Mittel- und Osteuropa zu vergrößern, so Dziennik.

Polityka: Muss Polen nach Griechenland aufräumen? 

Auch in den Wochenzeitungen eine Fülle von Artikeln zur polnischen EU-Ratspräsidentschaft. Ein Thema, dass sich auch hier immer wiederholt, ist die schwierige Situation, in der Polen den Vorsitz in der Staatengemeinschaft übernimmt.

Das Magazin Polityka erinnert daran, dass die EU bis Mitte des Monats ein weiteres Rettungspaket für Griechenland vorbereiten soll. Ob dieses jedoch tatsächlich verabschiedet wird, so das Blatt, ist noch unklar. Viel hängt von dem Verhalten und den Sparmaßnahmen der griechischen Regierung ab. Werden die Reformen tief genug gehen, um die EU zu weiteren Zuschüssen zu überzeugen? Mitte Juli fällen die EU-Finanzminister ihre Entscheidung. Wenn Griechenland bankrottgeht, könnte ein Teil des Krisenmanagements auf Polen fallen, gibt die Polityka zu bedenken.

Newsweek: Zu hohe Erwartungen

Der Newsweek-Publizist Mariusz Cieslik greift das Thema der Rolle auf, die der EU-Ratspräsidentschaft nach der Einführung des Lissabonner Vertrags zukommt. Nur wenige, so Cieslik, seien bereit zuzugeben, dass die EU-Ratspräsidentschaft inzwischen zu einer Fassaden-Institution geworden ist. Die tatsächlichen Entscheidungen, so Cieslik, fallen in Berlin. Paris helfe auch ein wenig mit. Daher, lesen wir weiter, sei es nicht gut, die Erwartungen so hochzuschrauben. Ciesliks Prognose für die Präsidentschaft: Zuerst Nörgeln (weil es schlecht läuft), dann Selbstzufriedenheit (weil es doch irgendwie gelungen ist) und abschließend Depression (weil sich nichts geändert hat). 

Wprost: Polnische Nationalelf für die EU

Das Wochenmagazin Wprost hat pünktlich für den Beginn der Ratspräsidentschaft einen Nationalelfer vorbereitet  - eine Liste von elf Personen aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft, die eine Visitenkarte Polens in der EU sein können. Die Aufstellung: Friedensnobelpreisträger Lech Walesa als Trainer. An der Spitze, so Wprost, muss auf jeden Fall ein Pole stehen, den die ganze Welt kennt. Im Angriff sieht Wprost die Spitzen-Skiläuferin Justyna Kowalczyk. Kowalczyk habe gezeigt, dass eine Polin alles kann, was sie will. Sie ist Olympiasiegerin, Weltmeisterin und dreifache Gewinnerin des Weltcups. Sie hat ein Studium abgeschlossen und Englisch gelernt.

 Andere bekannte Persönlichkeiten im Kader der Wprost: Heavy-Metall-Gitarrist Adam "Nergal" Darski und der Mitbegründer der Firma CD-Projekt Marcin Iwinski, der das weltweite Kultspiel "The Witcher" auf seinem Konto hat. Der einzige Fußballspieler in dem Europakader der Wprost heißt Wojciech Szczesny und ist Torwart bei Arsenal London.

Autor: Adam de Nisau   

Redaktion: Joachim Ciecierski