• Fliegen polnische Minister bald nur noch in der Economy-Class?
  • 04.07.2011

Gazeta Wyborcza: Jaroslaw Kaczynski hat die Schlesier wieder gern

Fast genau drei Monate sind vergangen, seitdem Jaroslaw Kaczynski mit seinen Worten über die schlesische Autonomiebewegung für einen Sturm der Kritik gesorgt hat. In dem von ihm geschriebenen „Bericht über die Lage Polens“ behauptete der Vorsitzende der Partei Recht und Gerechtigkeit PiS, das Schlesiertum sei eine „verdeckte deutsche Option“. Wie die Tageszeitung Gazeta Wyborcza berichtet, besuchte der PiS-Vorsitzende gestern im Rahmen seiner Wahlkampftour auch die oberschlesische Stadt Kattowitz. Eine schwierige Reise, denn viele Einwohner Schlesiens haben Kaczynski seine Worte übel genommen. Vom Vorsitzenden der PiS-Partei waren gestern laut Gazeta Wyborcza aber vor allem versöhnliche Töne zu hören. Zwischen Polen- und Schlesiertum gebe es kein Gegensatz. Die Unterschiede zwischen den Einwohnen der verschiedenen Regionen Polens seien ein wichtiger Teil der polnischen Kultur.

Kein gutes Haar an den Worten des PiS-Vorsitzenden lässt der Kommentator der Gazeta Wyborcza, Dariusz Kortko. Kaczynski sei ein Heuchler, der seine Meinung ständig ändere, wenn er sich davon einen Vorteil verspreche. So habe der stramme Antikommunist im vergangenen Wahlkampf offen mit der postkommunistischen Partei SLD geflirtet und den ehemaligen Generalsekretär der Kommunistischen Partei Edward Gierek als Patrioten bezeichnet, so Dariusz Kortko in der Gazeta Wyborcza.
 
Rzeczpospolita: Polnische Politiker fliegen Economy-Class

In Zeiten der Euro-Krise und der drohenden Staatspleite Griechenlands ist „Sparen“ fast schon zum innoffiziellen Wort des Jahres geworden. Wie die Tageszeitung Rzeczpospolita heute schreibt, will auch die polnische Regierung nicht hinten nachstehen und hat sich jetzt einen drastischen Sparkurs auferlegt. Ihr Ziel ist es nämlich, dass Polen bis Ende 2012 die Maastricht Kriterien erfüllen soll – die Grundvorrausetzung für die Einführung des Euro. Ein ambitioniertes Vorhaben, denn die polnische Neuverschuldung lag im vergangenen Jahr bei etwa 6,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Das ist mehr als doppelt so viel wie die EU-Konvergenzkriterien erlauben.

Wie die Rzeczpospolita berichtet, versuchen deshalb nun auch die Mitglieder der Regierung zu sparen und die laufenden Ausgaben ihrer Ministerien drastisch zu reduzieren. So gab das Finanzministerium etwa bekannt, dass seine Mitarbeiter künftig häufiger in der Economy-Class fliegen werden und auch die Zahl der sogenannten VIP-Abfertigungen an Flughäfen reduziert wird. Beim Einchecken ins Flugzeug werden also auch ranghohe Mitarbeiter des Ministeriums mit den anderen Passagieren in der Schlange stehen. Das Innenministerium reduziert hingegen seine Fahrzeugflotte. Zehn der 41 Luxuslimousinen, die momentan im Einsatz sind, sollen so schnell wie möglich Verkauft werden. Und das Kulturministerium verzichtet vorerst größtenteils auf die Sanierung seines Denkmalgeschützten Gebäudes. Ob das alles ausreichen wird ist fraglich, ein Schritt in die richtige Richtung ist es aber allemal, so die Tageszeitung Rzeczpospolita.
 
Dziennik Gazeta Prawna: Sprachkenntnisse sind nicht mehr Pflicht für polnische Arbeitssuchende in Deutschland.

Vor etwas mehr als zwei Monaten hat Deutschland seinen Arbeitsmarkt für die Bürger Polens geöffnet. Die Zahl der nach Deutschland ausgewanderten Polen liegt aber sogar weit unter den vorsichtigsten Schätzungen der Experten. Und das, obwohl die Löhne in Deutschland um ein vielfaches höher sind als in Polen und deutsche Firmen händeringend nach Mitarbeitern suchen, wie Dziennik Gazeta Prawna heute schreibt. Deswegen sind viele von ihnen nun bereit, ihre Anforderungen gegenüber polnischen Kandidaten zu verringern, so die Zeitung. Größtes Hindernis war bisher die Sprachbarriere. Bei vielen deutschen Firmen waren bisher zumindest grundlegende Deutschkenntnisse Pflicht. Besonders Industrieunternehmen verzichten seit kurzem aber auf diese Anforderung, um Fachkräfte anzulocken. Laut Dziennik Gazeta Prawna begnügen sie sich damit, dass nur ein Mitglieds eines Mitarbeiterteams Deutsch spricht und dann den restlichen Teammitgliedern Anweisungen gibt. Pflicht sind Deutschkenntnisse aber nach wie vor in der Dienstleistungsbranche. Ein Friseursalon etwa können niemanden einstellen, der sich nicht mit den Kunden verständigen kann, so Dziennik Gazeta Prawna.

Autor: Filip Żuchowski

Redaktion: Joachim Ciecierski