• Jedwabne kommt im Bewusstsein der Polen an
  • 20.07.2011
GAZETA WYBORCZA: Jedwabne kommt im Bewusstsein der Polen an

Jedwabne ist noch immer ein schmerzhaftes Thema in der polnischen Geschichte. Vielen Polen fällt es noch immer schwer anzuerkennen, dass es die polnischen Einwohner der Stadt Jedwabne waren, die ihre jüdischen Nachbarn am 10. Juli 1941 in eine Scheue getrieben und diese angezündet haben. Noch immer geben viele den Nazis die Schuld. Doch so langsam kommt die historische Wahrheit im Bewusstsein vieler Polen an, schreibt die Gazeta Wyborcza. Sie hat in einer Umfrage herausgefunden, dass mittlerweile 55 Prozent der Polen denken, es war ein richtiger Schritt, dass der frühere Präsident Aleksander Kwasniewski sich 2001 offiziell bei den Juden entschuldigt hat. Kurz nach dem Akt hatten nur 40 Prozent dieser Geste zugestimmt. Erschreckend in der Umfrage ist jedoch eine andere Zahl, schreibt die Zeitung: Demnach haben 40 Prozent der 15- bis 19-Jährigen noch nie etwas von Jedwabne gehört. In vielen Geschichtsbüchern wird das Thema vermieden oder als Banalität abgetan. Auch wenn die Ergebnisse noch immer nicht zufriedenstellend sind, so gehen sie doch in die richtige Richtung: Jedwabne und die Schuld des eigenen Volkes kommt langsam aber sicher im Bewusstsein der Polen an, schreibt die Gazeta Wyborcza.   


RZECZPOSPOLITA: Zu wenig Komorowski im öffentlich-rechtlichen TV?

Der öffentlich-rechtliche Fernsehsender TVP1 macht Schlagzeilen. Und zwar in den eigenen Reihen. Gestern ist die Vorsitzende des Senders Iwona Schymalla zurückgetreten. Die Rzeczpospolita rekonstruiert heute die Hintergründe. Es wird gemunkelt, dass Schymalla zum Rücktritt aufgefordert wurde – und zwar weil sie Präsident Bronislaw Komorowski zu selten in ihrem Programm gezeigt habe. Vor wenigen Wochen wurde ihr der Journalist Andrzej Godlewski als Stellvertreter an die Seite gestellt. Nach Angaben der Rzeczspospolita ist Godlewski eng mit der Kanzlei des Präsidenten verbunden. Bei TVP soll seine Aufgabe vor allem darin bestanden haben, den Präsidenten häufiger in den Nachrichten zu platzieren. Godlewski selbst bestreitet die Vorwürfe. Doch die Zeitung sieht in dem Vorfall einen Beweis dafür, dass die polnischen Politiker noch immer nicht verstanden haben, was man unter Pressefreiheit versteht. Jede Regierung versuche immer wieder aufs Neue Einfluss zu nehmen auf die Medien. Nicht ohne Grund befinde sich Polen in internationalen Presserankings noch immer im unteren Bereich. Der Fall TVP zeige, dass Journalisten die Pressefreiheit unermüdlich verteidigen müssen – egal, wer an der Macht ist, so die Rzeczpospolita.    


DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Große Verluste durch Gemüse-Embargo

Die Ehec-Epidemie ist gebannt. Seit heute dürfen polnische Bauern ihr Gemüse wieder nach Russland liefern. Doch die Verluste aus den vergangenen zwei Monaten Embargo können sie kaum wieder reinholen, schreibt die Zeitung Dziennik/Gazeta Prawna heute. Am härtesten traf es die Tomaten- und Kohlproduzenten. Russland ist für sie der größte Absatzmarkt. Im vergangenen Jahr haben sie dort mit 175 Tonnen frischem Gemüse rund 67 Millionen Euro umgesetzt. Geschäftsbeziehungen, die über viele Jahre aufgebaut wurden, sind in den vergangenen zwei Monaten in die Brüche gegangen. Die Bauern befürchten nun, dass die Bestellungen zurückgehen und Lieferanten aus Serbien, Mazedonien oder der Türkei polnische Produzenten ersetzen, schreibt Dziennik.

Autor: Elisabeth Lehmann
Redaktion: Joachim Ciecierski