- Je mehr Kinder, desto größer die Armut
- 11.08.2011
DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Je mehr Kinder, desto größer die Armut
Je mehr Kinder, desto größer die Armut. Wie aus der neuesten Veröffentlichung der Nationalen Statistikbehörde GUS hervorgeht, aus der die Zeitung Dziennik/Gazeta Prawna zitiert, scheint diese einfache Rechnung auch in Polen zu gelten. So war im vergangenen Jahr jede vierte Familie, die vier oder mehr Kinder hat, von Armut bedroht. Eine vierköpfige Familie musste, laut Untersuchung, im Schnitt mit umgerechnet rund 300 Euro auskommen. Das liegt auch in Polen weit unter dem Existenzminimum.
Grund für die zunehmende Verarmung von Großfamilien ist die hohe Arbeitslosigkeit unter ihnen. Menschen mit Kindern werden ungern eingestellt und in Krisen meist als erstes gekündigt, weil sie weniger flexibel sind. Zudem wurde die Sozialhilfe schon seit Jahren nicht mehr angehoben, obwohl Preise für Lebensmittel beispielsweise kontinuierlich steigen.
Ein Entkommen aus der Armut gibt es kaum, schreibt die Zeitung. Kinder aus armen Haushalten sind meist schlecht gebildet und haben damit wenig Chancen auf einen guten Job. Und so rutschen auch sie in die Unterschichten-Spirale, meint die Zeitung Dziennik.
RZECZPOSPOLITA: Bildung ist ein teures Gut in Polen
Die Zeitung Rzeczpospolita knüpft an das Thema Kinderarmut an und zeigt, dass Bildung für Großfamilien ein teures Gut ist. Die Preise für Schulbücher sind im vergangenen Jahr um rund 30 Prozent gestiegen. Ein Grund dafür ist die Einführung einer Mehrwertsteuer auf Schulbücher in Höhe von fünf Prozent. Viele Verlage haben das ausgenutzt und die Preise weit über fünf Prozent ansteigen lassen. Das trifft vor allem Familien mit vielen Kindern. Sie müssen damit rechnen, mehr als 500 Euro im Schuljahr für Lehrmaterial aufzubringen. Erschwerend wirken sich auch die Bildungsreformen in Polen aus. Lehrbücher werden jährlich geändert oder ausgetauscht. Dadurch können ältere Schüler ihre Sachen nicht mehr an ihre jüngeren Geschwister vererben.
Im Moment sind rund 600 000 Kinder von Armut bedroht, schreibt die Zeitung. Deren Eltern können sich eine komplette Grundausstattung für einen Erstklässler zum Beispiel nicht leisten. Hilfe vom Staat gibt es wenig. Zuschüsse gibt es mittlerweile nur noch für etwa 515 000 Schüler. Vor vier Jahren waren es noch doppelt so viele. Bei Amtsantritt hatte Bildungsministerin Katarzyna Hall versprochen, dass die Jahrgänge, die von der Bildungsreform massiv betroffen sind, kostenlose Schulbücher bekommen. Dieses Versprechen konnte sich auf Grund der Wirtschaftskrise jedoch nicht einhalten, schreibt die Rzeczpospolita.
GAZETA WYBORCZA: Warschau bekommt kein Kommunismus-Museum
Es sollte ein gigantischer Wolkenkratzer werden, das Museum des Kommunismus. Mit 340 Metern Höhe sollte es den Kulturpalast in den Schatten stellen und so das ungeliebte Geschenk Stalins mehr als 50 Jahre nach seinem Bau verspotten. Nun ist die Idee endgültig gestorben, schreibt die Gazeta Wyborcza. Schon 1999, kurz nachdem die Idee entstanden war, wurde klar, dass sich für solch ein Mammutprojekt keine Investoren finden. Also, wurde der Plan modifiziert und ein Museum unter dem Warschauer Plac Defilad, auf dem der Kulturpalast steht, entworfen. Lech Kaczynski, der damalige Stadtpräsident Warschaus, war begeistert und genehmigte das Projekt. Woher die dafür benötigten 10 Millionen Euro jedoch kommen sollten, blieb unklar. Bis heute konnten sich Stadt und private Geldgeber nicht auf einen Finanzierungsplan einigen und so wurde das Projekt „Kommunismus-Museum“ ein für allemal begraben, schreibt die Gazeta Wyborcza.
Autor:Elisabeth Lehmann
Redaktion: Adam de Nisau