Rzeczpospolita: Polen kritisiert Brüssel für geplante Frauenquote
Polen kritisiert Brüssel für geplante Frauenquote in den Vorständen von Unternehmen. Das ist in der aktuellen Rzeczpospolita zu lesen. Im Juli, erinnert das Blatt, hatte das Europäische Parlament die EU-Staaten dazu aufgerufen, den Anteil von Frauen im höheren Management bis 2020 auf 40 Prozent anzuheben. Die Begründung: laut Brüssel würden Frauen in der Geschäftsführung helfen, die Konsequenzen der Finanzkrise von 2008 zu mildern. Die neuen Regeln, so das EU-Parlament, sollten auch der Diskriminierung von Frauen vorbeugen.
In Polen sorgen diese Forderungen für Empörung: „Nicht die Vorstände der Unternehmen haben die Krise hervorgerufen, sondern die Regierungen. Daher sollten weder die Union noch die Staaten privaten Unternehmern ein solches Korsett aufzwängen“ – sagt prof. Michal Romanowski, der für das polnische Justizministerium eine Expertise zu der geplanten Frauenquote mitverfasst hat.
Rzeczpospolita: „Männer waren einfach besser“
In ihrem Kommentar zu dem Streit schreibt die Vize-Chefin der Rzeczpospolita Ewa Usowicz:
„Es hat sich so ergeben, dass meine engsten Mitarbeiter allesamt Männer sind – sowohl meine Untergebenen, wie auch die Kollegen von der Chefredaktion. Und ich habe auch einen Chef und keine Chefin. Würde ich mir mehr Frauen in meinem Arbeitsumfeld wünschen? Nein. Und schon gar nicht deswegen, weil der Staat das fordert.“
„Die meisten Kollegen“, lesen wir in dem Kommentar, „habe ich selbst eingestellt. Nicht weil ich nicht gerne mit Frauen zusammenarbeite. Sie waren einfach besser. Ich wäre stinksauer, wenn ich aus gesetzlichen Gründen für diese Posten Frauen suchen müsste, obwohl ich keine geeignete getroffen habe. Und noch eines: ich mag die Zusammenarbeit mit Männern. Ich mag ihre konkrete Herangehensweise und direkte Kommunikation. Und sollen mich die Feministinnen doch auf dem Scheiterhaufen verbrennen, wenn sie wollen“, so die Vize-Chefin der Tageszeitung Rzeczpospolita zu dem Streit um die geplante Frauenquote in Unternehmen der EU.
Gazeta Wyborcza: Polnische Staatsanwaltschaft verrät weißrussischen Oppositionellen
Alle Zeitungen berichten heute über die internationale Blamage der polnischen Staatsanwaltschaft. Diese hatte weißrussischen Behörden Informationen zu dem Privatkonto des weißrussischen Oppositionellen Ales Bialacki verraten. Bialacki drohen nun sieben Jahre Haft für Steuerbetrug. Die polnische Staatsanwaltschaft rechtfertigt sich: Man habe nicht gewusst, dass es sich um einen Oppositionellen handele.
Das sei ein Skandal, empört sich der Publizist der Gazeta Wyborcza Jaroslaw Kurski. Polen habe sich vor der EU und vor Weißrussland zum Deppen gemacht. Die polnische Staatsanwaltschaft habe an den Grundpfeilern der polnischen Außenpolitik gerüttelt. Das Land habe sich doch stets für die Freiheit der Weißrussen eingesetzt. Wer werde Polen jetzt noch glauben?
Die seelenlosen Beamten, so Kurski, die trotz häufiger Warnungen, dem weißrussischen Regime keine Informationen zu übermitteln, ebendies getan haben, sollten bestraft werden! Man müsse prüfen, ob die polnische Staatsanwaltschaft nicht noch mehr Oppositionelle verraten habe. Und Premierminister Tusk sollte ein klares Signal geben, dass Polen nun die weißrussische Opposition umso stärker unterstützen wird und die polnische Politik gegenüber Lukaschenko weiterhin hart und unnachgiebig bleibt, so Jaroslaw Kurski in der Gazeta Wyborcza.
Dziennik/Gazeta Prawna: Euro kann warten
Auch wenn die Warschauer Börse sich gestern ein wenig beruhigt hat und der Höhenflug des Schweizer Franken vorerst gestoppt wurde. Die Lage auf den europäischen Finanzmärkten bleibt weiterhin angespannt. Kein Wunder, schreibt der Publizist der Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna Tomasz Wroblewski. Im Moment, so Wroblewski, müssen alle EU-Staaten für die Fehler von Griechenland, Portugal und Spanien büßen - unabhängig davon, wie sie selbst gewirtschaftet haben. Hunderte Millionen von Euro werden ausgegeben für die Rettung eines Projekts, von dem Milton Friedmann gesagt hatte: „Es wird nicht einmal einen größeren Regenschauer überdauern.“
Bis Europa, lesen wir weiter, nicht zu einem finanziellen Organismus zusammengewachsen sei, mit einem Steuersystem, werde es in der Eurozone immer wieder zu Krisen kommen. Bis dahin sollte Polen mit der Einführung des Euro abwarten. Die eigene Nationalwährung sollte man vor allem mit Finanzreformen sichern und nicht mit etwas so flüchtigem, wie der gute Wille anderer Regierungen, so Wroblewski in seinem Kommentar zu den neuesten Talfahrten auf den europäischen Börsen.
Newsweek: Polnisches Verbrechen von Wodka durchtränkt
Das Wochenmagazin Newsweek widmet sich noch einmal dem Massaker in Norwegen. Diesmal in einem Gespräch mit dem Philosophen Zbigniew Mikolejko. Geht es nach Mikolejko, gebe es auch in Polen viele Verbrecher. Doch hier hätten wir es noch nicht mit Verbrechen zu tun, die mit Metaphysik und Mythologie untermauert seien, wie es bei der Schandtat von Breivik der Fall war. Das polnische Verbrechen, so Mikolejko, sei eher von einer Flasche schlechten Wodkas durchtränkt. Natürlich – es bleibe ein Verbrechen. Aber es sei auch etwas unheimlich triviales. Es sei noch nicht auf die mörderische mythologische Ebene hinaufgestiegen, die die skandinavischen Krimi-Autoren so ausgezeichnet zu beschreiben wüssten. Zum Glück, so Mikolejko im Wochenmagazin Newsweek.
Polityka: Polnischer „Citizen Milk“ in der Kaschubei
Auch Polen hat nun seinen eigenen „Citizen Milk“. Im Allgemeinen gelten die polnischen provinzionellen Städtchen zwar als sehr konservativ. Wie aus der aktuellen Ausgabe des Wochenmagazins Polityka zu entnehmen ist, hat nun eben ein solches Städtchen – das kaschubische Lesniewo – einen Homosexuellen zum Schultheiß gewählt. Der 26-jährige Marcin Nikrant hatte sich vor vier Jahren schon einmal für dieses Amt beworben. Damals hat er die Wahlen verloren, da ihn die Menschen für zu jung hielten. Nun, drei Jahre nach seinem Coming out, hat er 80 Prozent der Wählerstimmen erhalten. Die Menschen stören sich nicht an seiner Orientierung: „Seine Sache, mit wem er schläft. Wichtig ist, dass er die Randstreifen aufgeräumt hat. Nach dem Regen stand viel Wasser auf den Straßen. Er erfüllt alle seine Pflichten makellos. So ist das nun einmal jetzt, dass jeder leben kann, wie er will“, so einer der Bewohner von Lesniewo.
Autor: Adam de Nisau
Redaktion: Joachim Ciecierski