• Was suchte Breivik in Polen
  • 22.08.2011

GAZETA WYBORCZA: Breivik’s polnische Einkäufe 
 
Der Attentäter von Norwegen, Anders Breivik hat sich die Zündschnur für seine Bombe in Polen besorgt. Und zwar legal, informiert heute die Tageszeitung Gazeta Wyborcza. Die Tageszeitung hat Kontakt mit dem Inhaber der Firma aufgenommen. Seinen Nachnamen will der 26-jährige Tomasz nicht verraten. Aus Angst, dass die Nachricht seinen Geschäften schaden könnte. Vor einem Jahr hat der gelernte Chemiker eine Internetfirma auf die Beine gestellt. Er verkauft chemische Mittel sowie pyrotechnische Materialien. Die Firma betreut mehrere Hundert Kunden sowohl aus Polen wie aus dem Ausland, deshalb wurde die Internetseite zweisprachig gestaltet: auf Polnisch und auf Englisch.
 
Im November des vergangenen Jahres hat den Polen eine E-Mail von Breivik erreicht. Dieser habe gefragt ob er in Tomasz‘s Firma 15 Meter Zündschnur kaufen könnte und wie viel es Kosten würde. Ein Zloty pro Meter machen insgesamt 15 Zloty plus Versandkosten. Insgesamt 45 Zloty, umgerechnet ca. 11 Euro, lautete die Antwort.
 
Breivik unterschrieb die E-Mails mit seinem richtigen Namen. Er machte eine Geldüberweisung und die polnische Firma schickte ihm die Zündschnur zu. Als es zu dem Massaker in Norwegen kommt und die Fernsehsender auf der ganzen Welt das Gesicht von Breivik zeigen, kommt dem Inhaber der polnischen Firma der Name des Attentäters irgendwie bekannt vor. Er überprüft die Liste seiner Kunden. Anders Breivik ist dabei.
 
In ganz Polen gibt es zehn Firmen, die pyrotechnische Materialien anbieten. Bei Tomasz’s Firma kam es bislang nicht vor, dass eine Transaktion unterbrochen wurde, weil der Kunde irgendwelchen Verdacht erweckt hat. Wie könne man die Absicht des Käufers überprüfen, fragt Tomasz. Aus den chemischen Materialien, die seine Firma verkauft, könne man Spielzeug anfertigen. Wenn jemand psychisch krank ist, kann er damit töten. Genauso, wie mit einem Hammer, so der Chemiker Tomasz im Blatt Gazeta Wyborcza.
 
 
RZECZPOSPOLITA: Warschau – eine Stadt im Umbruch
 
Im Vergleich mit anderen europäischen Hauptstädten ist die Arbeitslosenquote in der polnischen Hauptstadt sehr niedrig, schreibt heute die Tageszeitung Rzeczpospolita. In den kommenden Jahren könnte sich die Situation aber ändern, warnt das Blatt. In Warschau bleiben zur Zeit ca. 3,5 Prozent der Bewohner ohne Arbeit. Es ist ein sehr gutes Ergebnis. In Hauptstädten wie Madrid, Berlin oder Dublin hat die Arbeitslosenquote längst die zehn-Prozent Schwelle überschritten. Auch in Paris, Rom und London ist die Zahl der Arbeitslosen nicht viele niedriger und liegt etwas unter zehn Prozent. Die niedrige Arbeitslosigkeit sei typisch für Länder im Umbruch – die Hauptstadt sei eine grüne Insel mitten in einem stürmischen Meer, erklärt das Phänomen Przemysław Śleszynski von der Polnischen Akademie der Wissenschaften.
 
Seit 20 Jahren entwickeln sich die post-sowjetischen Staaten sehr unregelmäßig, schreibt Rzeczpospolita. Die größten Metropolen, wie eben Warschau, werden reicher, locken ausländische Investoren an, es entstehen neue Arbeitsplätze. Kleinere Städte entwickeln sich zwar auch, aber nicht so schnell, wie die Hauptstadt. Sehr bescheiden schneidet bei diesem Wettlauf die Provinz ab.
 
Auch in Westeuropa gehören die Metropolen zu wichtigen Entwicklungszentren, doch sie haben schon vor Jahren ein bestimmtes Niveau erreicht. Der Arbeitsmarkt verändere sich dort nicht so dynamisch, wie im östlichen Teil des Kontinents, sagt der Wirtschaftsexperte Tomasz Kaczor. Außerdem üben in viele Westmetropolen die Imigranten einen großen Einfluss auf den Arbeitsmarkt aus – nicht selten arbeiten sie in der Grauzone oder sind auf Sozialhilfe angewiesen.
 
Kann auch in Warschau der Arbeitsmarkt in den kommenden 20 – 30 Jahren so aussehen, wie heute in den westeuropäischen Hauptstädten, fragt das Blatt. Auf alle Fälle, meint Kaczor. Wenn Polen 80 Prozent des EU-Durchschnitts erreicht hat, werden wir schon eine reife Wirtschaft haben. Die Situation Warschaus werde sich dann sicherlich verändern, doch in welche Richtung, das sei im Moment schwer zu sagen, so Rzeczpospolita.
 
Autor: Kuba Kukla

Redaktion: Joachim Ciecierski