Dziennik/Gazeta Prawna: Es geht bergab
In allen Zeitungen finden wir Kommentare zu guten Ergebnissen der polnischen Wirtschaft. Dass Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal um 4,3 Prozent war gewiss ein überraschender Erfolg. Von nun an wird es aber auch mit der polnischen Wirtschaft bergab gehen, prognostiziert die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Das Blatt zitiert dazu den Hauptökonomen der Invest-Bank Jakub Borowski. Geht es nach Borowski, werde das Wirtschaftswachstum bis zum kommenden Jahr sogar bis auf drei Prozent absinken. Der Grund: immer weniger öffentliche Investitionen und geringerer Konsum. Auch die polnischen Unternehmen, lesen wir weiter im Dziennik, haben keine Spielräume mehr. Sie sind nicht mehr imstande, ihren Angestellten weniger zu zahlen und so die Preise zu senken. Kleinere Umsätze sind damit vorprogrammiert. Und bei einem Wirtschaftswachstum von drei Prozent rückt die Perspektive für Polen, den Westen einzuholen, leider wieder in weite Ferne, so Dziennik/Gazeta Prawna.
Rzeczpospolita: Kein Platz für Sechsjährige
Am ersten September beginnt die Schule. Und mit ihr kocht auch der Streit um die Schulpflicht für Sechsjährige wieder hoch, lesen wir in der Rzeczpospolita. Diese soll ab 2012 gelten. In diesem Jahr können die Eltern zum letzten Mal noch selbst entscheiden, ob sie ihr Kind mit sechs oder mit sieben einschulen wollen. In den vergangenen Jahren hätten sich zwar nur wenige Eltern entschieden, ihre Kinder mit sechs einzuschulen, in diesem Jahr sehe die Situation allerdings schon entschieden besser aus, betont Bildungsministerin Katarzyna Hall. Sei es 2009 noch jeder zwanzigste und 2010 jeder zehnte Sechsjährige gewesen, sagt Hall, werde in diesem Jahr schon jeder fünfte in die erste Klasse geschickt werden. Und trotz anfänglicher Vorbehalte seien die Eltern zufrieden mit der Reform, versichert Hall. Tomasz Elbanowski von der Gesellschaft „Ombudsmann für Elternrechte“ indes hält dagegen, dass den polnischen Eltern oft einfach keine andere Wahl bleibe. Vielmehr, als mit der Akzeptanz für die Schulreform, hänge ihre Entscheidung, das Kind in die Schule zu schicken damit zusammen, dass in den Kindergärten und den Vorschulen für die Sechsjährigen kein Platz mehr sei. Das Kind sei damit nicht selten gezwungen, verfrüht mit Siebenjährigen zu konkurrieren, bedauert Elbanowski.
Gazeta Wyborcza: Die Jungen werden die Wahlen verschlafen
Die jungen Polen werden die Wahlen verschlafen. Das geht aus der neuen Regierungsstudie „Junge 2011“ hervor, berichtet die Gazeta Wyborcza. Demnach sind junge Menschen in Polen nicht an Politik interessiert. Am höchsten, so das Blatt, ist der Anteil der politisch Passiven unter den 18- bis 24-Jährigen. Damit unterscheide sich die Wahlsituation in diesem Jahr stark von der im Jahr 2007, als die Bürgerplattform gegen die Recht und Gerechtigkeit PiS gewonnen hat, betont der Sozialpsychologe Janusz Czapinski. Damals seien die jungen Polen von der Regierung PiS so irritiert gewesen, dass sie in Scharen zu den Wahlurnen gingen, um eine Wiederwahl der Kaczynski-Partei zu verhindern. In diesem Jahr fehle eine solche Motivation. Die Jungen, so Czapinski, hätten zwar ihre Favoriten – den kontroversen Janusz Palikot etwa . Sie wüssten allerdings auch, dass diese Politiker bei den Parlamentswahlen keine Chance hätten und würden daher keinen Grund sehen, für sie zu stimmen. Donald Tusk indes sei inzwischen vier Jahre älter als 2007. Er und seine Partei hätten während der Zeit am Staatssteuer viel an Energie eingebüßt und seien auch nicht mehr so attraktiv für junge Wähler. In der Frage, wie man die jüngsten Wähler mobilisiert, seien heute daher selbst die größten Marketing-Experten ratlos, denn nur wenige wollen ihre Message überhaupt hören, so Czapinski in der Gazeta Wyborcza.
Autor: Adam de Nisau
Redaktion: Elisabeth Lehmann