• Polnische Lehrer arbeiten zu wenig
  • 22.09.2011
DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Polnische Lehrer arbeiten zu wenig

Die polnischen Lehrer arbeiten am wenigsten auf der ganzen Welt. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Bildungsbericht der OECD, der die Arbeitszeit von Lehrern in den 34 am besten entwickelten Ländern untersucht hat. Aus ihm zitiert heute die Zeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Demnach unterrichten die Lehrer in Polen im Schnitt 489 Stunden pro Jahr, macht dreieinhalb Schulstunden täglich. Der EU-Durchschnitt liegt bei fünf Stunden täglich. Lehrer haben hierzulande zahlreiche Privilegien, die in der Charta der Lehrer festgeschrieben sind und die bisher keine Regierung angetastet hat, meint die Zeitung. Allein in diesem Jahr fließt knapp eine Milliarde Euro von Seiten des Staates in die Bildung. Die Gemeinden müssen diesen Betrag noch aufstocken. Ein großer Teil des Geldes wird in die Lehrer investiert, von denen es im ganzen Land ungefähr 500 000 gibt. Dabei ist die Zahl der Schüler um rund eine Million gefallen. Und so kommen laut OECD auf einen Lehrer gerade einmal zehn Schüler. Klingt nach paradiesischen Zuständen. Sogar besser als in Vorzeigeländern wie  Norwegen oder Japan. Doch die Zahlen verschweigen, dass Lehrer mit ihrer Arbeitszeit wenig verdienen und kaum Chancen zur beruflichen Weiterentwicklung haben. Und so wählen immer mehr Berufsanfänger Privatschulen als Arbeitsplatz, denn dort gilt die Charta der Lehrer nicht und die Schulleitung kann darüber bestimmen, welcher Lehrer wo und wie lange eingesetzt wird. Im polnischen Schulsystem besteht also dringender Reformierungsbedarf, schreibt die Zeitung Dziennik.



RZECZPOSPOLITA: Richter verdienen doppelt so viel wie ein Durchschnittspole

Auch die Rzeczpospolita nimmt eine Berufsgruppe in Polen unter die Lupe.  Und zwar die Richter. Die haben gestern gegen ihre niedrigen Gehälter protestiert, die im Laufe ihres Berufslebens angeblich  kaum wachsen. Die Zeitung zeigt jedoch, dass der Protest ungerechtfertigt ist, schaut man sich den EU-Durchschnitt an. So steigt ein polnischer Richter mit einem Gehalt von rund 15 000 Euro im Jahr ein. Das klingt nicht viel, gemessen am Durchschnittseinkommen eines normalen Polen stehen die Richter aber gar nicht schlecht da. Sie verdienen immerhin doppelt so viel wie ihre Landsleute in anderen Berufsgruppen. Und diesen Unterschied findet man nicht einmal in Deutschland oder Frankreich. Außerdem seien die Richtergehälter seit 2005 um 40 Prozent gestiegen, schreibt die Rzeczspospolita.




DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Polen misstraut Russen bei Schiefergasförderung

Das Schiefergas kommt nicht aus den Schlagzeilen der polnischen Medien. Heute beschäftigt sich die Zeitung Dziennik/Gazeta Prawna mit der Angst der Polen vor den Russen. Die haben nämlich 21 Prozent der Lizenzen zur Schiefergasförderung erworben und das bereitet den Polen Sorgen. Sie befürchten, dass es russischen Firmen vor allem darum gehe, die Schiefergasförderung zu behindern. Denn sie stellt eine deutliche Konkurrenz für die russischen Gasimporte dar. Sollte Polen tatsächlich über so viel Schiefergas verfügen, wie Experten vermuten, könnte es bald unabhängig sein von russischem Gas.
Für Firmen wie den Staatskonzern Gazprom sind die Kosten für eine Lizenz Peanuts. Rund 120 000 Euro müssen sie dafür bezahlen, dass sie in Polen bohren dürfen. Gazprom hat allein im ersten Quartal dieses Jahres 11 Milliarden Dollar verdient.
Polnische Politiker überlegen nun, Mechanismen einzubauen, um zu prüfen, wie die Firmen arbeiten. Doch das ist gar nicht so einfach. Zum einen ist die Gesetzeslage noch nicht an das Schiefergas angepasst und verworren. Zum anderen lässt sich oft erst nach Jahren sagen, ob Firmen zum Beispiel zu langsam bohren. Dass die Russen die Schiefergasförderung also behindern, wird man ihnen kaum nachweisen können, schreibt die Zeitung Dziennik. 

Autor: Elisabeth Lehmann
Redaktion: Adam de Nisau