Rzeczpospolita: Gesetz über die öffentliche Auskunftspflicht sorgt für Streit
Für eine neue Gesetzesnovelle über den Zugang zu öffentlichen Informationen ernten die regierende Bürgerplattform PO und Präsident Bronislaw Komorowski harsche Kritik. Dem Thema widmet sich heute die Rzeczpospolita. Das Gesetz wurde vor kurzen mit dem Stimmen der Bürgerplattform im Sejm verabschiedet. Die Rzeczpospolita warnt: Die Novelle schränke die Auskunftspflicht der Behörden in erheblichem Maße ein. Für die Bürger und die Medien werde es jetzt schwieriger, auf Nachfrage Informationen über die Arbeit der öffentlichen Verwaltung und der Regierung zu erhalten. Beamte dürften Informationen nun vorenthalten, wenn dies dem „Schutz wichtiger wirtschaftlicher Interessen“ diene. Prompt hagelte es von allen Seiten Kritik. Nicht nur alle Oppositionsfraktionen im Sejm, auch zahlreiche NGOs, wie die Helsinki-Föderation für Menschenrechte, fordern jetzt eine sofortige Rücknahme des Gesetzes. In besonderer Erklärungsnot sieht die Rzeczpospolita den polnischen Präsidenten. Er kündigte zwar an, das kontroverse Gesetz dem Verfassungstribunal zur Prüfung vorzulegen, unterschrieben hat Bronislaw Komorowski es aber trotzdem.
Der Präsident und die Regierung verteidigen sich. Bei der Novelle handele er sich um die Umsetzung von EU-Recht. Eine weitere Verzögerung hätte hohe Geldstrafen für Polen zur Folge gehabt. Alles Ausflüchte, entgegnen die Kritiker und wollen sich jetzt selbst an die EU-Kommission wenden, so die Rzeczpospolita.
Gazeta Wyborcza: Seltenes mittelalterliches Manuskript kehrt nach Breslau zurück.
Bei dem Kampf um die Rückführung von Beutekunst aus dem 2. Weltkrieg kann Polen einen weiteren Erfolg verbuchen, wie die Gazeta Wyborcza heute schreibt. „Liber de natura rerum“ oder „das Buch über die Natur der Dinge“ – so lautet der Titel des kostbaren mittelalterlichen Manuskriptes, das zu seinem Platz in der Breslauer Universitätsbibliothek zurückkehrt. Noch heute will es Außenminister Radoslaw Sikorski offiziell übergeben, schreibt die Gazeta Wyborcza. Entdeckt hat es laut der Zeitung ein Mitarbeiter des Londoner Auktionshauses Sothebys. Bei dem Manuskript handelt es sich um ein Exemplar einer naturwissenschaftlichen Enzyklopädie aus dem 13. Jahrhundert. Der Theologe und Naturforscher Thomas von Cantimpre fasste in seinem Werk den damaligen Wissenstand über Menschen, Tiere Pflanzen, Mineralien, Planeten und viele andere Dinge zusammen. Das Exemplar, welches heute nach Breslau zurückkehrt, ist eines von nur sechs erhaltenen illustrierten Ausgaben des Werkes und deswegen besonders wertvoll, schreibt die Gazeta Wyborcza.
Rzeczpospolita: Historischer Epos oder kitschiges Melodram?
Eine Megaproduktion und dazu noch der erste polnische Film in 3D – mit Spannung wurde der Kinofilm „1920: Schlacht um Warschau“ in Polen erwartet. Gestern lud Regisseur Jerzy Hoffman zur feierlichen Vorpremiere ein. Ob der Film den Erwartungen gerecht wird, darüber streiten sich heute die Filmkritiker der Rzeczpospolita. Eines war von Anfang an klar: Der Film über eine der wichtigsten Schlachten des 20. Jahrhunderts ist in Polen kein gewöhnliches Kinoereignis, so die Zeitung. Das „Wunder an der Weichsel“, bei dem 1920 polnische Soldaten die Rote Armee bei Warschau zurückschlugen, ist fest in der nationalen Mythologie verankert. Der Sieg – davon sind zumindest viele Polen überzeugt – verhinderte den Durchmarsch der Sowjets durch Europa und die Ausbreitung der kommunistischen Weltrevolution.
Für den Kritiker der Rzeczpospolita Jacek Cieslak ist der Film auf ganzer Linie gelungen. Er sei nicht nur handwerklich hervorragend gemacht. Er zeige auch, wie ein ganzes Volk trotz Streitigkeiten und Unterschiede angesichts einer gemeinsamen Bedrohung am selben Strang ziehen könne. Das, so Cieslak, sei eine wichtige Botschaft für die zerstrittene Gesellschaft und Politik des modernen Polen. Ganz anderer Meinung ist sein Kollege Rafal Swiatek. Kitschig, zu melodramatisch sei der Film geworden. Statt tiefgründiger Charaktere bekomme man eher Abziehbilder aus einem Geschichtsbuch für Kinder zu sehen. Statt dem Zuschauer die Atmosphäre der damaligen Zeit zu vermitteln, langweile der Film ihn nur mit überflüssiger Sentimentalität, so Rafal Swiatek in der Rzeczpospolita.
Autor: Filip Zuchowski
Redaktion: Adam de Nisau