GAZETA WYBORCZA: Kaczynski rückt Merkel in die Nähe der Stasi
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ist mit Hilfe der Stasi an die Macht gekommen. Das behauptet der Führer der Opposition Jaroslaw Kaczynski in seinem neuen Buch „Das Polen unserer Träume“. Das heißt, er schreibt es nicht direkt, sondern bedient sich mal wieder der großen Kunst der Andeutungen und Verschleierungen, schreibt die liberale Gazeta Wyborcza. So heißt es in dem Buch: „Merkels Wahl war kein Ergebnis bloßer Zufälle.“ In einem Interview in der Wochenzeitschrift Newsweek wurde Kaczynski auf dieses Zitat angesprochen und kommentierte es mit den Worten: „Sie weiß, was ich damit sagen will. Mehr sage ich nicht dazu.“ Auch die direkte Nachfrage der Journalisten, ob er der Meinung sei, Merkel wurde durch die Stasi an die Spitze der deutschen Regierung verfrachtet, lässt Kaczynski im Unklaren. Von Widerspruch keine Spur.
Die Antideutschlandkarte hat schon einmal in einem Wahlkampf gezogen. Im Jahr 2005 enthüllte Kaczynskis Partei Recht und Gerechtigkeit PiS, dass der Großvater des heutigen Premierministers Donald Tusk sich zur Wehrmacht gemeldet hatte. Ein Aufschrei ging durch das Land, der Tusk letztendlich den Wahlsieg kostete. Auf diesen Effekt setzt Kaczynski auch heute.
Die Gazeta Wyborcza hält diesen Schachzug für äußerst fragwürdig. Immerhin will Kaczynski Premierminister werden. Es sich schon vorher mit dem wichtigsten Partner zu verscherzen, ist unklug. Vor allem jetzt, da die Verhandlungen über das neue EU-Budget anstehen, sollte man Deutschland milde stimmen. Immerhin ist das Land der größte Nettozahler und auch Polen profitiert massiv von den Zuschüssen aus dem Westen, erinnert die Gazeta Wyborcza.
RZECZPOSPOLITA: Polen gehen aus Geldmangel nicht zum Arzt
Jeder dritte Pole geht nicht zum Arzt beziehungsweise verschiebt seinen Arztbesuch immer wieder. Und zwar aus finanziellen Gründen. Das schreibt die Zeitung Rzeczpospolita heute auf ihrer Titelseite. Das ist der höchste Prozentsatz innerhalb der Europäischen Union, wie aus einer Untersuchung namens Gesundheitsbarometer hervorgeht, die von der EU erstellt wird. Zum Vergleich: In Ländern wie Tschechien oder Großbritannien verzichten nur sechs Prozent der Bevölkerung auf einen Arztbesuch, weil sie sich den nicht leisten können.
Noch schlimmer sei jedoch, so meint die Zeitung, dass diese Zahl in Polen sprunghaft ansteige. Im Jahr 2009 waren es 13 Prozent. In diesem sind es schon über 30. Kein Wunder also, dass nur ein ganz geringer Teil der Polen das hiesige Gesundheitssystem als gut und gerecht bezeichnet. So sei der Zugang zu Ärzten nicht nur mit langen Wartezeiten verbunden, es hänge auch vom Gesundheitszustand der Patienten ab. Wenn ein Arzt also findet, einem Patienten geht es noch nicht schlecht genug, muss er warten. Aber immerhin, so verteidigt sich der Nationale Gesundheitsfonds NFZ, erhalte jeder Notfall in Polen unmittelbare medizinische Hilfe. Das sei nicht in allen EU-Ländern der Fall, lesen wir in der Rzeczpospolita.
DZENNIK/GAZETA PRAWNA: Teure Milchprodukte belasten Polen
Frischkäse und Milch sind in Polen 18 Prozent teurer als in Deutschland. Sahne sogar um 38 Prozent. Das hat eine Studie des Statistikamtes in Wroclaw herausgefunden, aus der die Zeitung Dziennik/Gazeta Prawna heute zitiert. Auch für Mehl, Äpfel und Wasser bezahlen die Polen mehr als ihre Nachbarn im Westen. Die Frage ist, warum. Ein möglicher Grund könnte sein, so vermutet die Zeitung, dass der Markt in Deutschland in einigen Bereichen konzentrierter ist und die Zustellungsketten damit kürzer. Dadurch seien schon die Produktionskosten niedriger. Außerdem gebe es in Polen viel mehr kleine Produzenten, die auf hohe Preise angewiesen sind. Ihre Marge ist deutlich höher als die, großer Massenbetriebe. Außerdem sei die Milchwirtschaft in Deutschland fünfmal effektiver als die polnische und weniger zergliedert. Das alles trägt dazu bei, dass die Deutschen für Molkereiprodukte deutlich weniger bezahlen müssen als die Polen. Und das, obwohl die deutschen Löhne ein Vielfaches über den polnischen liegen, schreibt Dziennik.
Autor: Elisabeth Lehmann
Redaktion: Joachim Ciecierski