• Gazeta Wyborcza: Sechsjährige – ein Jahr Aufschub als Wahlbestechung
  • 05.10.2011

Gazeta Wyborcza: Sechsjährige – ein Jahr Aufschub als Wahlbestechung

Die Diskussion über die Sechsjährigen in Polen kocht wieder hoch, lesen wir in der Gazeta Wyborcza. Der neueste Vorschlag des Bildungsministeriums zu dem Thema: Das Schulpflichtalter soll nicht wie ursprünglich geplant 2012 sondern 2013 endgültig auf sechs Jahre herabgesetzt werden. Bis dahin sollen weiterhin die Eltern entscheiden dürfen, ob ihr Kind mit sechs oder mit sieben eingeschult wird. In einem Kommuniqué des Bildungsministeriums zu dem Vorschlag heißt es: „Geht es nach den meisten Eltern und den Kommunen, ist der Großteil der Grundschulen schon jetzt auf die Aufnahme von Sechsjährigen vorbereitet. Es gibt jedoch weiterhin Schulen, die nicht gerüstet sind für diese zivilisatorische Veränderung. Um daher allen Kommunen eine gute Vorbereitung auf die Reform zu ermöglichen, ist es notwendig, die Übergangszeit, in der die Eltern selbst entscheiden können, ob ihr Kind mit sechs schon in die Schule gehen soll, um ein Jahr zu verlängern. Ab 2013 werden dann alle Sechsjährigen eingeschult werden müssen“, lesen wir in dem Kommuniqué.

Dass die Sechsjährigen ab 2012 nicht alle in die Schule gehen müssen, hatte der Verband „Ombudsmann für Elternrechte“ gefordert. Im Juli hatte die Organisation ein Bürgerprojekt ins Parlament eingebracht, das die Reform stoppen sollte. Den Entwurf haben über 347.000 Menschen aus ganz Polen unterschrieben. Die Gegner der Reform sehen auch den neuesten Vorschlag des Bildungsministeriums kritisch. „Wenn wir nicht gleich Wahlen hätten, dann würden die Sechsjährigen sicher schon im September 2012 alle in die Schule marschieren müssen. Nun schenken die Regierenden uns und unseren Kindern im Rahmen der üblichen Wahlbestechung noch ein Jahr“, sagt die Autorin des Bürgerprojekts Monika Brzozowska.  

 

Dziennik/Gazeta Prawna: Putins Traum von einer zweiten EU in Asien

Im euroasiatischen Raum soll eine aus post-sowjetischen Staaten bestehende Wirtschaftsunion entstehen. Das hat der russische Ministerpräsident Vladimir Putin angekündigt. Das neue politische Gebilde, so Putins Plan, soll der Europäischen Union nachempfunden werden und in seinem Rahmen die Freizügigkeit von Menschen, Ideen und Kapital garantieren. Theoretisch keine schlechte Idee, schreibt der Publizist der Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna Andrzej Talaga. Man dürfe allerdings nicht vergessen, dass die Integration des post-sowjetischen Raumes eine schlechte Tradition hat. Es habe schon die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten GUS gegeben und die Russisch-Weißrussische Union, jetzt soll eine Zoll-Union entstehen und in Kürze eine gemeinsame wirtschaftliche Zone.

Dabei, so Talaga, hätten die bisherigen Integrationsversuche die mit ihnen verbundenen Hoffnungen nicht erfüllt. Sie hätten weder ihre Mitglieder integriert noch die globale Rolle Russlands gestärkt. Und auch das neue Gebilde, werde nicht funktionieren, denn für effektive Integration reicht politischer Wille allein nicht aus. Moskau müsse Anreize finden, um potenzielle Mitstreiter anzulocken, eine „soft power“ ausarbeiten, wie sie die EU nutzt. Juristische Lösungen anbieten, die ein Vorbild für andere sein könnten. Von all dem könne Russland zur Zeit nichts anbieten. Was bleibe, sei militärisches Potenzial und energetische Erpressung. Das könne natürlich Furcht einflößen, aber es gebe keine Hoffnung auf ein besseres Leben – und das sei das Fundament einer gelungenen Integration ohne Gewalt, so Andrzej Talaga in Dziennik/Gazeta Prawna.

 

Dziennik/Gazeta Prawna: Schiefergas zieht die Polen an

Schiefergas zieht die Polen an, titelt das Blatt und beruft sich auf einen aktuellen Bericht der Consulting-Firma Hays. Demnach kommen 45 Prozent der Lebensläufe, die Schiefergas-Unternehmen dieser Tage erhalten, von Polen, die im Ausland arbeiten. Die CVs kommen vor allem von Experten, die zur Zeit bei der Rohstoffsuche in Nordafrika, Kasachstan und Russland beschäftigt sind. Neue Arbeitsmöglichkeiten in Polen eröffnen sich für diese Fachleute nun in allen Regionen, in denen Schiefergas gefunden wurde - von Pommern, über Masowien, bis hin nach Ostpolen. Und der Markt ist riesig, betonen die Autoren des Berichts. „Geologische Arbeiten dieser Skala waren in Polen zuletzt vor 30 bis 40 Jahren durchgeführt worden. Daher besteht ein Generationsloch zwischen den erfahrenen Experten und jungen Spezialisten mit fünf bis sechs Jahren Berufserfahrung“ , erklärt der Hays- Consultant Szymon Lajewski.

Autor: Adam de Nisau

Redaktion: Joachim Ciecierski