• Kaczynski zieht antideutsche Karte aus dem Ärmel
  • 06.10.2011

RZECZPOSPOLITA: Kaczynski warnt vor Deutschland   

In den letzten Tagen des eher schläfrigen Wahlkampfes sorgt Oppositionsanführer Jaroslaw Kaczynski für etwas Aufregung. Seine Aussagen über Angela Merkel sowie die angeblich imperialistische deutsche Politik haben sowohl in Polen als auch in Deutschland für heftige Emotionen gesorgt, schreibt die heutige Rzeczpospolita. Über die Bundeskanzlerin schrieb der Konservative Kaczynski in einem pünktlich zur Wahl erschienen Buch, er glaube nicht, „dass die Kanzlerschaft Angela Merkels das Ergebnis reinen Zufalls war" und "wir könnten eines Tages in einem kleineren Polen aufwachen". Zur deutschen Politik sagte Kaczynski, Kanzlerin Merkel wolle eine "weiche Unterordnung" Polens unter deutsche Großmachtinteressen. Eine "strategische Achse" Berlin-Moskau sei entstanden, und die könne Polen nur schaden.

Nun droht Jaroslaw Kaczynski deutschen Medien, die von seinem Buch ausführlich berichtet haben, mit einem Prozess. Man werde genau überprüfen, was in deutschen Zeitungen abgedruckt wurde, dann werde man überlegen, welche Schritte unternommen werden sollten, sagt Rechtsanwalt Stefan Hambura, dessen Kanzlei den Politiker in Verfahren gegen die Medien vertreten soll.

Polnische Politiker sind über die Aussage Kaczynskis empört. Die Andeutungen von Jaroslaw Kaczynski über Angela Merkel seien gefährlich. Davon könnten Menschen Gebrauch machen, die den deutsch-polnischen Aussöhnungsprozess beeinträchtigen wollen, sagte Präsident Bronislaw Komorowski in einem Interview.

Ähnlich beurteilten die Situation Vertreter der Regierungspartei PO. Noch habe Kaczynski die Wahlen nicht gewonnen, und schon beginne er einen Krieg. Und das mit einem sehr ernsten Partner, sagte Regierungschef Donald Tusk. Der Premierminister fügte noch hinzu, dass es im Moment keinen anderen Regierungschef in Europa gäbe, der Polen gegenüber positiver eingestellt wäre, als Angela Merkel, so die Rzeczpospolita.  

 

GAZETA WYBORCZA: Was halten polnische Wähler von antideutschen Ressentiments?   

Die Tageszeitung Gazeta Wyborcza überlegt ob es die antideutschen Aussagen sein konnten, die die schwindende Wählerzustimmung für die Oppositionspartei PiS verursacht haben. In den letzten Tagen haben sich die größten Parteien ein Kopf an Kopf rennen geliefert. Nun sei die Bürgerplattform PO wieder vorn. Jaroslaw Kaczynski habe für einen kurzen Augenblick sein wahres Gesicht gezeigt, das habe manche Wähler ernüchtert, meint Rafal Grupinski von der PO. Anderer Meinung ist der PiS-Abgeordnete Ryszard Czarnecki: Die Aussage Kaczynskis über Angela Merkel habe keineswegs die Wählerzustimmung beeinflusst. Die Oppositionspartei würde in vielen Meinungsumfragen einfach unterschätzt, so Czarnecki.

Jaroslaw Kaczynski spielte auch gestern auf antideutschen Ressentiments, berichtet die Gazeta Wyborcza. Über die, seiner Ansicht nach falsche, Auslandspolitik der polnischen Regierung sagte Kaczynski: mit jedem Staat, sogar mit solch einem starken Partner wie Deutschland, müsse man stehend verhandeln, und nicht in einer anderen Position. Die Ergebnisse der Politik der Tusk-Regierung seien unter anderem die Ostsee-Pipeline, sowie die mangelnde Unterstützung Berlins für das Europäische Technologische Institut in Wroclaw, so Jaroslaw Kaczynski. 


POLITYKA: Wojtyła in Moskau

Der Osten und der Westen seien die spirituellen Lungen Europas, pflegte Papst Johannes Paul der II. zu sagen. Er träumte von einer Russland-Reise. Mehrmals schien es sogar, als ob solch eine Reise zu Stande kommen würde. Jetzt wird der verstorbene polnische Papst wenigstens ein Denkmal in der russischen Hauptstadt haben, schreibt die Wochenzeitschrift Polityka. Die Idee ein Papst-Denkmal in Moskau aufzustellen wurde von mehreren russischen und polnischen Intellektuellen unterstützt. Mehrere öffentliche Unternehmen haben das nötige Geld für die Denkmalerrichtung bereitgestellt. Auch Privatpersonen haben Geld gespendet. Das Denkmal hat ein ukrainisch-russisches Bildhauer-Trio entworfen. Es zeigt den sitzenden Papst, auf den Knien hält er ein aufgeschlagenes Buch. Das Denkmal wird am 14. September im Atrium der Bibliothek der Fremdsprachen in Moskau enthüllt. 

 

Autor: Kuba Kukla

Redaktion: Filip Żuchowski