„Die Worte über Merkel, das war mein Fehler“ räumt der Vorsitzende der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) Jaroslaw Kaczynski in seinem Gespräch mit der Rzeczpospolita ein. Trotz Warnungen, dass politische Gegner die Aussagen nutzen werden, um die eigenen proeuropäischen Wähler zu mobilisieren, entschied sich Kaczynski für die Publikation der kritischen Worte und bereut heute diesen Schritt.
Die Kritik Merkels findet man in seinem Buch „Das Polen unserer Träume“. Kaczynski hatte geschrieben: „Ich glaube nicht daran, daß die Kanzlerschaft Angela Merkels das Ergebnis eines Zufalls war. Ich will aber diesen Faden hier nicht weiter verfolgen. Das überlasse ich den Politologen und Historikern. Wichtig ist, daß Angela Merkel von Polen eine sanfte zwar, aber dennoch eine Unterordnung erwartet. Ich erinnere mich an unsere erste Begegnung im Restaurant des polnischen Parlaments. Merkel war damals noch nicht Kanzlerin. Wir sitzen am Mittagstisch und sie beschwert sich über alles. Dann fragt sie nach unserer Beteiligung am Irak-Krieg und ich antworte, daß es schwierig ist über den Irak zu reden, wenn Deutschland die Teilnahme an der Irak-Mission verweigert. Sie aber wollte, daß wir eine ähnliche Position beziehen wie Deutschland. Polen sollte das tun, was Deutschland macht. Übrigens hatte früher auch Helmut Kohl eine ähnliche Einstellung zu Polen.“
Diese kritischen Passagen aus Kaczynskis Buch waren einer der Gründe für die Wahlniederlage seiner Partei Recht und Gerechtigkeit, schreibt die Rzeczpospolita.
Polityka: Crash-Kurs Genderstudies für Polen
Transsexuell und zur Parlamentsabgeordneten gewählt, so lautete das Ergebnis der polnischen Parlamentswahlen, das für Verwunderung sorgte. Die Wochenzeitung Polityka meint der Einzug der transsexuellen Politikerin Anna Grodzka in den Sejm sei jedoch mehr als nur eine Sensation. Die Politikerin der neu gegründeten Partei von Janusz Palikot stehe womöglich für eine kulturelle Transformation Polens.
Bisher sei Polen im Ausland bekannt für Katholizismus, Konservatismus und Homophobie. Die Wahl Anna Grodzkas zur Abgeordneten zeige, dass ein großer Teil Polens möchte, dass sich der Umgang mit Minderheiten in dem Land ändert, schreibt Polityka.
Die Zeitschrift nimmt die Wahl von „Pani Anna“ – also auf Deutsch „Frau Anna“ - zum Anlass für einen Crash-Kurs in Sachen Genderstudies. Auf zwei Seiten erklärt die Zeitschrift die Unterschiede zwischen Transvestiten, Transsexuellen, Hermaphroditen und Homosexuellen, sowie die Probleme mit denen diese Gruppen konfrontiert sind. Denn eine Voraussetzung für Toleranz sei es, so die Polityka, dass man die Probleme und Besonderheiten der Minderheiten kenne.
mh