Viel Platz nimmt in den aktuellen Wochenmagazinen das Thema Ukraine ein.
Rzeczpospolita: Janukowitsch geht zum Gegenangriff über
Nachdem die ehemalige ukrainische Ministerpräsidentin Julia Timoschenko vergangene Woche in Kiew zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde, hatte es von Seiten der EU heftige Kritik an Präsident Janukowitsch gehagelt. Der Prozess habe gegen Menschenrechte und elementare Grundsätze der Demokratie verstoßen, hieß es. Nun allerdings geht Janukowitsch zum Gegenangriff über, berichtet in ihrer heutigen Ausgabe die Rzeczpospolita. Der amtierende Präsident, lesen wir weiter, will sich vom Westen nicht einschüchtern lassen und stellt in den Verhandlungen zum Assoziierungsabkommen mit der EU harte Bedingungen. „Ich habe den Eindruck,“ so Janukowitsch, „dass wir wie arme Verwandte behandelt werden, die darum bitten, dass sie der EU beitreten dürfen. Das will ich nicht. Wir sollten einen solchen Assoziierungs-Vertrag erhalten, wie wir ihn brauchen.“ Der ukrainische Präsident räumte zudem ein, „dass der aktuelle Vorschlag der EU sich negativ auf den Integrationsprozess auswirken kann, da er für die Ukraine keine Perspektive der Mitgliedschaft enthält.“ Der Vertrag motiviere nicht zum Handeln, dabei werde er nur ein Mal unterschrieben, so Janukowitsch.
Gestern waren die Gespräche über eine Freihandelszone zwischen der Ukraine und der EU beendet worden.
Polityka: Wie geht´s weiter mit Timoschenko?
Und wie geht es weiter mit Julia Timoschenko? Geht es nach dem Ukraine-Experten Wojciech Koronczuk, den das Wochenmagazin Polityka zitiert, seien das extrem harte Urteil zusammen mit der absurd hohen Geldstrafe im Angesicht der Kritik aus dem Westen für Janukowitsch nicht mehr zu halten. Timoschenko werde also auf freien Fuß kommen. Wie? Das ukrainische Parlament, erinnert Koronczuk, arbeite zur Zeit an einer Änderung des Strafgesetzes. Demnach sollen Politiker für einige Arten von Delikten, die sie während ihrer Amtszeit begehen, nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden können. Der Paragraph, nach dem Timoschenko verurteilt wurde, sei zwar im Moment noch nicht zur Streichung vorgesehen. Das könne sich aber schnell ändern, so Koronczuk in der Polityka.
Newsweek: Abwarten, Tee trinken
Die Newsweek rät in Sachen Ukraine zur Geduld. Die Einführung der Freihandelszone mit der EU im kommenden Jahr wird tausende kleine Änderungen erzwingen - im ukrainischen Gesetzessystem, im Regierungsstil, in der Haltung gegenüber gegebenen Versprechen und im Business. Das wird der Anfang einer wahren zivilisatorischen Revolution sein, prophezeit Newsweek.
Polityka: Jewropa
In einem Artikel unter dem Titel „Jewropa“ – was auf Ukrainisch so viel bedeutet, wie „Europa“ – berichtet die Wochenzeitschrift Polityka über die große Zahl ukrainischer Schwarzarbeiter in Polen. Die Ukrainer, schreibt das Blatt, sind die größte Ausländergruppe, die nach Polen einreist. Wie die Proportionen derjenigen sind, die hier leben und arbeiten im Vergleich zu denen, für die Polen ein Transitland auf dem Weg in die Schengenzone ist, ist unklar. Klar ist dafür aber, dass der Großteil der Ukrainer, die in Polen bleiben, schwarz arbeitet. 2010 sind 8,5 Millionen ukrainische Bürger nach Polen eingereist. Im selben Jahr haben sich nur etwa 666.000 Ausländer im Arbeitsamt angemeldet. Allgemein bekannt ist, dass die ukrainischen Frauen in Polen vor allem als Babysitter und Putzkräfte arbeiten. Der Anteil der in Haushalten arbeitenden ukrainischen Arbeitskräfte, die sich im Arbeitsamt angemeldet haben, beträgt indes nur vier Prozent, berichtet die Newsweek.
Newsweek: Sparen? Nein danke!
Ein gesellschaftliches Thema. Sparen, das ist für den durchschnittlichen Polen noch Luxus. Man braucht das Geld für so “lebensnotwendige Dinge“ wie einen neuen Plasma-Fernseher oder eine Reise in die Tropen, schreibt die Wochenzeitschrift Newsweek und beruft sich auf eine Reihe aktueller Umfragen. Demnach stecken die Polen nur 4,6 Groschen pro verdientem Zloty in das Sparschwein. Damit gehören Polen im europäischen Vergleich zu den schlechtesten Sparern. Nur in Tschechien, Dänemark, der Slowakei und Finnland sieht es schlechter aus. Dass Franzosen viermal so viel pro verdientem Euro zurücklegen wie Polen hat nicht nur mit den besseren Verdienstmöglichkeiten in Frankreich zu tun, es ist auch eine Frage der Kultur: In Polen zeigt man was man hat. Auch wenn man es sich vielleicht gar nicht leisten kann, so die Newsweek.
Autor: Adam de Nisau
Redaktion: Joachim Ciecierski