Dziennik/Gazeta Prawna: Euro-Einführung in Polen unvernünftig
Zur Zeit wäre ein Beitritt Polens zur Euro-Zone unvernünftig, zitiert den polnischen Finanzminister Jacek Rostowski in ihrer aktuellen Ausgabe die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Wie Rostowski nach dem gestrigen EU-Gipfel in Brüssel einräumte, braucht die Währungsunion im Moment einen gründlichen Umbau. „Es wäre unvernünftig“, so Rostowski ,“in ein Haus einzuziehen, in dem geklopft, gehämmert und gebohrt wird.“ Gefragt nach Wegen aus der Krise, nannte der Finanzminister vor allem mehr Integration im Wirtschaftsbereich. In einem ähnlichen Ton, erinnert Dziennik, hatte sich am Freitag schon der Chef der polnischen Nationalbank Marek Belka ausgesprochen. Polen bleibe determiniert, der Eurozone beizutreten, ein konkretes Datum könne man allerdings noch nicht nennen. Zuvor muss sich die polnische Wirtschaft gründlich auf den Beitritt zur Währungsunion vorbereiten, so Marek Belka.
Dziennik/Gazeta Prawna: Ohne Euro wird es schwer
Umfassender analysiert die Vor- und Nachteile der Euroeinführung in Polen der Dziennik-Publizist Zbigniew Parafianowicz. Dabei macht Parafianowicz vor allem auf die Konsequenzen aufmerksam, die die Einführung einer Wirtschaftsregierung im Euroraum für Polen hätte. Die Entstehung einer solchen Regierung, so der Publizist, würde für Polen ohne Zweifel eine Degradation in die Liga der Ausgeschlossenen bedeuten. Polen müsste sich dann in der EU mit einem Ticket zweiter Klasse begnügen.
Das habe natürlich seine Vorteile: wer in der zweiten Klasse fahre, müsse auch nicht für die Rettung der bankrott gehenden Länder aufkommen. Was diese Pflicht bedeutet, könne man unter anderem am Beispiel der Slowakei sehen, die für ihr Erste-Klasse-Ticket fast genauso viel bezahlen muss, wie sie im Rahmen der Kohäsionspolitik von der EU erhält.
Doch die Medaille habe auch ihre Kehrseite, betont Parafianowicz. Und diese werde erst dann sichtbar werden, wenn die Krise vorbei sei. Die Wirtschaftsregierung der 17 Euroländer werde sich dann nicht mehr mit der Rettung der Banken beschäftigen müssen und nach anderen Themen suchen. Eines davon werde ohne Zweifel der einheitliche Binnenmarkt sein. Und die Karten stehen gut, dass sich dann plötzlich herausstellt, dass der einheitliche Binnenmarkt in Zukunft nur noch die 17 Euro-Staaten betreffen soll und nicht mehr die ganze Eurozone. Genau aus diesem Grund sollte Polen daran interessiert sein, der Eurozone beizutreten. In der EU lohne sich das Zweite-Klasse-Fahren nur bis zu einem gewissen Moment, so Parafianowicz in Dziennik/Gazeta Prawna.
Rzeczpospolita: Virtuelle Friedhöfe ohne Zukunft in Polen?
Die Rzeczpospolita fragt, ob virtuelle Friedhöfe in Polen eine Zukunft haben. Ab September ist der größte Service dieser Art „I-Postmortem“ auch in der polnischen Sprachversion verfügbar. Außerdem funktionieren auf dem Markt auch einige rein polnische Ausgaben virtueller Friedhöfe. Der Marketing-Experte Lukasz Tomczak bezeichnet die Internet-Friedhöfe, in denen man seiner Verstorbenen mit virtuellen Kränzen und Kerzen gedenken kann, als eine interessante Idee. Auf dem polnischen Markt, so Tomczak, werden diese Friedhöfe allerdings keine Furore machen. In diesem Fall stelle die polnische Sittlichkeit eine große Barriere dar. Der Theologe und Publizist Pater Maciej Zieba indes vergleicht virtuelle Friedhöfe mit der Fernsehübertragung einer heiligen Messe. „Eine solche Übertragung kann die Teilnahme an der Eucharistie nicht ersetzen, aber wenn jemand schwer krank ist, dann ist es besser, wenn er so teilnimmt, als gar nicht. In demselben Sinne können auch die virtuellen Friedhöfe die reale Wirklichkeit nur ergänzen, aber nicht ersetzen“, so Dominikaner-Pater Maciej Zieba in der Rzeczpospolita.
Autor: Adam de Nisau
Redaktion: Joachim Ciecierski