• Kalter Krieg in der PiS
  • 25.10.2011

GW: Die Polen und ihre Toten

Am 1. November wird in Polen der katholische Feiertag Allerheiligen begangen. Ein Tag, an dem der Toten gedacht wird und die Gräber geschmückt und gesäubert werden. Und weil der Feiertag vorbereitet sein muss, haben alle großen Supermärkte schon jetzt Sonderaktionen für den Ansturm vorbereitet: Kerzen und Grablichter in allen Größen, Farben und Formen stehen auf Regalen gestapelt, berichtet die Gazeta Wyborcza.

Viele Polen stehen an diesem Tag ebenfalls vor logistischen Problemen, schreibt das Blatt. Denn viele von ihnen nehmen einen langen Weg in Kauf, um an die Familiengräber zu gelangen. Und da sich eben an Allerheiligen ganz Polen in Bewegung setzt, werden schon jetzt zusätzliche Züge und Busse bereitgestellt.

Die Zeitung greift zudem auch einige neue Trends auf: Batteriebetriebene Grablichter sind momentan der Hit; Geschnittene Blumen werden durch Topfpflanzen ersetzt.

Rzeczpospolita: Luftballons zu Allerheiligen

Auch die Rzeczpospolita kommt auf den Feiertag zu sprechen. Das Blatt ist über die neuen Gewohnheiten einiger Polen betrübt. Früher, erinnert Rzeczpospolita, konnten Vergessliche noch schnell vor den Friedhofstoren Grablichter kaufen, eventuell den Pfadfindern eine kleine Spende geben. Und heute? Heute ähnelt der Friedhof einem Basar. Neben Grablichtern kann man Luftballons, aufgeblasene Disney-Figuren, Brezeln und Handyaccessoires kaufen – und immer mehr Polen kaufen am 1. November diesen Schrott, schreibt das Blatt.

Was sind die Ursachen für dieses Verhalten, fragt sich die Zeitung. Ist es der Einfluss aus dem Westen, wo die Gefühle häufig im Hintergrund stehen? Ist es eine Amerikanisierung der Gesellschaft, wo Konsum wichtiger ist als der Glaube? Jeder sollte es sich überlegen, wenn er dieser Tage an die Gräber geht: Geht er auf den Friedhof, um allen zu zeigen, dass er das coolste und modischste Grab hat oder um den Tag geistig zu erleben?

Rzeczpospolita: Kalter Krieg in der PiS

Alle Blätter analysieren die interne Situation der größten oppositionellen Partei Polens Recht und Gerechtigkeit (PiS). Die Rzeczpospolita nimmt die jüngsten Interviews von dem EU-Abgeordneten Zbigniew Ziobro (PiS) unter die Lupe. Dieser hat nach den verlorenen Parlamentswahlen eine „Demokratisierung der PiS“ gefordert. Die Zeitung wertet seine Worte als ein Angebot an den Parteichef Jaroslaw Kaczynski, auf den Parteivorsitz zu verzichten. Entweder es kommen Veränderungen oder die PiS Partei wird zerfallen, schreibt das Blatt und zitiert Ziobro: „Man muss den Fakten in die Augen schauen. Eine Diagnose stellen und Schlussfolgerungen ziehen, damit wir die nächsten Wahlen sicher gewinnen. Unsere Wähler müssen uns glauben, dass es so wird. Dies ist nicht zu schaffen, wenn wir die Wirklichkeit verzaubern, indem wir die Niederlage als Sieg bezeichnen“, so die Worte von Zbigniew Ziobro.

Von einem möglichen Zerfall der Partei von Kaczynski sprechen die meisten polnischen Medien. Die verlorenen Parlamentswahlen im Herbst waren schon die sechste Niederlage von Jaroslaw Kaczynski und seiner Partei in Folge.

Joachim Ciecierski/Adam de Nisau