RZECZPOSPOLITA: Notlandung in Warschau
Die gestrige Notlandung auf dem Warschauer Okecie-Flughafen wird in der heutigen Presse sehr breit kommentiert. Eine Maschine der polnischen Fluggesellschaft LOT musste wegen Problemen mit dem Fahrwerk notlanden. Schon vor dem Landeanflug bemerkten die Piloten, dass das Fahrwerk klemmt. Die Maschine kreiste zunächst rund eine Stunde lang über dem Flughafen. In dieser Zeit seien die Passagiere auf die bevorstehende Notlandung vorbereitet worden.
Polnische Kommentatoren sind sich einig – die Landung sei ein Meisterstück gewesen und der Pilot sei ein Held. Kapitän Tadeusz Wrona habe 231 Personen gerettet, schreibt die Tageszeitung Rzeczpospolita. Noch nie ist eine solch große Maschine auf dem Warschauer Flughafen auf dem Bauch gelandet worden. Nur selten enden solche Manöver bei einem Flugzeug von über 100 Tonnen Gewicht ohne Opfer, schreibt das Blatt weiter.
Die Maschine soll die Landebahn nicht beschädigt haben, sagte der Sprecher des Warschauer Flughafens. Höchstwahrscheinlich bis Donnerstag wird der Flughafen Okecie für andere Starts und Landungen geschlossen bleiben. Alle Flüge wurden in andere Städte umgeleitet.
GAZETA WYBORCZA: Die Ruhe habe sie gerettet
Die Passagiere der Boeing 767, die gestern in Warschau notlanden musste, beschreiben dem Blatt Gazeta Wyborcza die Situation aus ihrer Perspektive. Vor der Landung habe er seinen Pass geholt und ihn in die Brusttasche gesteckt, zur Identifizierung. Falls es schief gehen sollte, sagt ein Passagier. Die Menschen hätten in Stille auf die Landung gewartet, auch während des Manövers hätten sie die Ruhe bewahrt, schreibt das Blatt. Genauso wie der Kapitän. Bis zum letzten Moment habe der Pilot mit einer sehr ruhigen Stimme gesprochen, was auf die Menschen an Bord beruhigend wirkte, sagt ein anderer Passagier. Der erste Kontakt mit dem Boden verlief ganz normal. Hätte es das zweistündige Warten nicht gegeben, hätten viele die Notlandung überhaupt nicht bemerkt, erzählt er.
Sogar die Stewardessen hätten geglaubt, dass es dem Piloten gelungen ist, das Fahrwerk im letzten Moment in Betrieb zu setzen, meint die Zeitung Gazeta Wyborcza. In der letzten Phase der Landung hätten manche Passagiere sogar geschrien, dass das Fahrwerk doch funktioniere. Aus dem Inneren der Maschine sah die ganze Situation gar nicht so dramatisch aus, sagt Marcin Pirog, Chef der Fluggesellschaft LOT dem Blatt Gazeta Wyborcza.
WPROST: Große Humanisten ohne Nachfolger?
Pünktlich zu Allerseelen schreibt die Philosophin Magdalena Środa, sie sei um die Polen besorgt. Nicht um die Zahl ihrer Landsleute, obwohl die Geburtsquote sinke, sondern um deren Qualität. Die Großen gehen. Sie sehe immer weniger große Persönlichkeiten um sich herum. Eine ganze Generation von gebildeten Menschen, die mit etwas ausgestattet waren, das man Weisheit nennen kann, sei gegangen. Der Schriftsteller Stanislaw Lem, der Philosoph Leszek Kolakowski, der Arzt Marek Edelmann und viele, viele andere sind gestorben und haben leider keine Nachfolger hinterlassen. Eine bestimmte menschliche Qualität stirbt aus, meint Środa.
Über ihre 11-jährige Haft in einem sowjetischen Lager pflegte Barbara Skarga zu sagen: eine interessante Erfahrung, nur etwas zu lang. Es gab in ihr keinen Zorn, nur eine große Kraft und etwas Distanz zur Welt. Leszek Kolakowski hatte aufgrund seiner Enttäuschung vom Kommunismus große und wichtige philosophische Literatur geschaffen, Stanislaw Lem konnte die Entwicklung der Wissenschaft um Jahrzehnte überholen, seit Voltaire gab es in Europa keinen größeren Rationalisten, als ihn.
Es treffe sie der Schlag, schreibt Środa, wenn sie sehe, dass eine ganze Generation von Polen heranwachse, die keinen blassen Schimmer vom Vermächtnis der polnischen Menschenlehre, der polnischen Philosophie habe. Denn diese Tradition sei eben die Quelle eines weisen Patriotismus, die Quelle der Weisheit, so Środa in Wprost.
Autor: Kuba Kukla
Redaktion: Holger Lühmann