Newsweek: „Her mit den Euros, aber wir behalten den Zloty!“
Der Euro, das Flaggschiff der EU ist leck geschlagen. Von allen Seiten dringt Wasser ein. Doch anstatt kräftig mitzupumpen und sich am Schuldenschnitt für Griechenland zu beteiligen, steht Polen mit einer fetten Zigarre am trockenen Ufer und feuert die pumpenden gut gelaunt an, schreibt Aleksander Kaczorowski von der polnischen Wochenzeitung Newsweek. Er finde die polnische Haltung zur Krisenbewältigung beschämend. Man profitiere von EU-Mitteln, sei aber in Krisenzeiten unsolidarisch.
In Polen zahlt man noch mit Zlotys, nicht mit Euros, und daher muss der polnische Steuerzahler nicht für den griechischen Schuldenschnitt aufkommen. Und man freut sich darüber – einer Umfrage zufolge sind 80% der polnischen Bevölkerung glücklich, dass man noch nicht Teil der Währungsunion ist. Und auch die Regierung hält sich den Beitrittstermin im Jahre 2014 noch offen. Dabei gelte es gerade jetzt, solidarisch zu sein schreibt Kaczorowski. Noch nie sei die EU der Vision der Gründerväter der Währungsunion so nahe gewesen: Nicht nur eine gemeinsame Währung, sondern auch eine gemeinsame Finanzpolitik, die die Staaten vereint. Kaczorowski betont daher, für Polen sei jetzt, in Zeiten der Krise, der Moment gekommen sich zu entscheiden: Will man dazugehören, oder nicht?
Gazeta Wyborcza: Polen hat einen Helden – und bringt ihn um den Schlaf
In der polnischen Presse ist zur Zeit ein Name allgegenwärtig: Tadeusz Wrona. So heißt der Pilot, der vor zwei Tagen mit einer vollbesetzten Boeing erfolgreich notlandete und so 230 Menschen das Leben rettete. Allein die Gazeta Wyborcza widmet dem Piloten und der Notlandung vier verschiedene Artikel. Mehr als ein Jahr nach dem Flugzeugabsturz von Smolensk, bei dem ein großer Teil der polnischen Elite ums Leben kam, ist Tadeusz Wrona der polnische Nationalheld der Stunde. Doch er selber sieht sich nicht als Held. In der Gazeta Wyborcza lesen wir: „Ich konnte nicht schlafen, weil mein Telefon ständig klingelte. In Gedanken bin ich dann immer wieder ins Flugzeug zurückgekehrt und habe überlegt, was ich hätte noch besser machen können. Als Held sehe ich mich nicht, jeder Pilot hätte so gehandelt“, so Tadeusz Wrona in der Gazeta Wyborcza.
Wprost: 2,7 Millionen Polen drängen mit Sofas ins Theater
2,7 Millionen Menschen haben das Theaterstück „Boska“ („Göttliche“) gesehen, und das live, wenn auch nur im Fernsehen. Seit elf Jahren hat kein Theaterstück so viele Zuschauer gefunden. „Theater im Wohnzimmer von Millionen Polen, das ist nur mit Krystyna Janda möglich“ schreibt die Wochenzeitung “Wprost“ und blickt zurück auf 30 Jahre Film- und Theatergeschichte, die die Schauspielerin Janda geschrieben hat.
Berühmt wurde Janda vor allem durch die Filme Andrzej Wajdas, wie etwa dem „Mann aus Marmor“. Für den antikommunistischen Film „Verhör“, der in Polen für sechs Jahre verboten war, erhielt Janda 1989 die Goldene Palme in Cannes. Die Wprost erinnert auch daran, dass Janda rein zufällig zum Schauspiel kam. Sie hatte eine Freundin in eine Theaterschule zum Vorsprechen begleitet. Empört darüber, wie die Freundin behandelt wurde, stellte sich Janda vor die Jury und machte ihrem Unmut Luft. Statt der Freundin, wollte die Theaterschule Janda aufnehmen. Sie sagte zwar ab, doch die Idee Schauspielerin zu werden setzte sich fest. 2,7 Millionen Polen auf dem Sofa dankten es ihr in der Vergangenen Woche.
Autor: Malte Hildebrand
Redaktion: Filip Zuchowski