RZECZPOSPOLITA: Wirtschaftsvertreter haben lange Wunschliste
Wie bereits in den Nachrichten angekündigt, formiert sich heute der neue Sejm. Außerdem überträgt Präsident Bronislaw Komorowski dem alten und neuen Premierminister Donald Tusk die Aufgabe, seine Regierung zusammenzustellen. Und noch bevor feststeht, wer im neuen Kabinett sitzt, melden verschiedene Wirtschaftsvertreter im Land schon ihre Forderungen an, schreibt die Rzeczpospolita. Die Unternehmer zum Beispiel wünschen sich eine Senkung der Spritpreise. Andere Arbeitgeber möchten grundlegende Reformen des Steuer- und des Rentensystems durchsetzen. Auch der schwankende Zloty-Kurs ist für viele Betriebe im Land ein großes Problem, vor allem wenn sie auf den Export ihrer Waren angewiesen sind.
Andere Wirtschaftsvertreter wünschen sich aber auch ganz einfache Dinge, so zum Beispiel so wenig wie möglich Änderungen im polnischen Recht. Denn durch die ständige Anpassung an neue Gesetze, werde die Arbeit behindert, schreibt die Zeitung. Das haben viele Unternehmer in der vergangenen Amtszeit von Tusk gemerkt. Im Hinblick auf Gesetzesänderungen war diese rekordverdächtig. Das polnische Recht sollte vor allem klar und verständlich sein. Ob die neue Regierung auf alle diese Wünsche eingehen kann, wird sich frühestens Ende des Monats zeigen. Denn Tusk hat noch bis zum 22. November Zeit, um Präsident Komorowski einen ersten Vorschlag über ein Kabinett vorzulegen, schreit die Rzeczpospolita.
DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Arbeitslos = langzeitarbeitslos
Aus arbeitslos wird ganz schnell langzeitarbeitslos. Diese Regel gilt auch in Polen, wie die Zeitung Dziennik/Gazeta Prawna heute schreibt. So waren es Ende September über 600 000 Polen, die bereits über ein Jahr ohne Arbeit sind. Das ist ein Drittel aller registrierten Arbeitslosen im Land. Aber auch der Rest hat es schwer. Wer einmal seinen Job verliert, sucht im Schnitt rund zehn Monate, um einen neuen zu finden. Und das, obwohl die Wirtschaft gleichmäßig um vier Prozent wächst. Aber die Arbeitgeber haben Angst vor der Krise und damit vor der Zukunft und schaffen daher keine neuen Stellen.
Ein anderer Grund für die Dauerarbeitslosigkeit ist aber auch, dass Zuschüsse aus dem Arbeitsministerium für aktive Bewerbungen, Schulungen oder Existenzgründungen massiv gekürzt wurden. Vielen fehlt nun der Mut, ein eigenes Unternehmen aufzubauen, meint die Zeitung. Der beste Ausweg aus der Arbeitslosigkeit ist immer noch Bildung – zumindest zu einem gewissen Teil. Denn je höher die Qualifikation, desto größer der Anreiz für Arbeitgeber, denjenigen einzustellen. Doch der Markt ist hart umkämpft, denn im Moment macht die Generation der in den 80er Geborenen ihren Abschluss – und bei ihnen war es quasi selbstverständlich, zu studieren. Und so wird es immer schwerer, sich durch Bildung von der grauen Masse abzuheben. Das Problem der Langzeitarbeitslosigkeit verschärft sich dadurch eher noch, vermutet die Zeitung Dziennik.
GAZETA WYBORCZA: IKEAs Saubermann-Image leidet
Verseucht IKEA polnische Flüsse? Diese Frage stellt die Gazeta Wyborcza heute. Es geht um die Fabrik des schwedischen Möbelherstellers in Koszki südlich von Bialystok. Tote Fische im Fluss Biala haben die Umweltbehörde stutzig gemacht. Proben haben ergeben, dass Beizmittel, Lacke und Kleber ins Wasser gelangt waren. Die Anwohner wurden bereits gewarnt, kein Wasser mehr zu trinken. Auch Haustiere sollten das Flusswasser meiden. Doch wie konnte es zu der Verseuchung kommen? Schließlich pries sich die Firma Swendspan, die zum IKEA-Konzern gehört, stets als außerordentlich umweltfreundlich, als sie im vergangenen Jahr das Möbelwerk in Koszki eröffnete.
Es galt als die derzeit größte Investition in Polen. 140 Millionen Euro und 250 Arbeitsplätze haben die Schweden ins Land gebracht. Doch nun steht ihr Saubermann-Image auf dem Spiel. Alles deutet darauf hin, dass die Chemikalien aus dem Sägewerk auf dem Gelände stammen. Dabei hatte IKEA versichert, dass alle Abfälle noch vor Ort verbrannt werden. Wie genau es zur Verunreinigung des Flusses kommen konnte, ist noch nicht klar. Fakt ist nur, dass die Produktion erst einmal still steht. Und dass IKEAs Fassade in Polen einen Kratzer bekommen hat, schreibt die Gazeta Wyborcza.
Autor: Elisabeth Lehmann
Redaktion: Joachim Ciecierski