Ein absolut führendes Thema in der Presse ist in dieser Woche weiterhin die Schuldenkrise in Europa.
Wprost: Griechischer Bankrott beste Lösung
Was tun mit Griechenland? Diese Frage hat das Wochenmagazin Wprost dem Vorsitzenden der Gesellschaft der polnischen Ökonomen Ryszard Petru gestellt. Seine Antwort: Am günstigsten wäre ein kontrollierter Bankrott Griechenlands, allerdings ohne einen Austritt des Landes aus der Eurozone. Man sei dem, so Petru, auch schon ziemlich nahe gekommen. Schließlich habe man sich darauf geeinigt, 50 Prozent der griechischen Schulden zu tilgen. Allerdings reicht dieser Schritt nach Meinung des Wirtschaftswissenschaftlers noch nicht aus. Um die Situation zu retten, so Petru, müsste der Schuldenschnitt bis zu 70 Prozent betragen. Das würde die griechischen Schulden von aktuell 160-170 Prozent auf 55 Prozent des Bruttoinlandprodukts senken. Erst dann könnte der griechische Staat seine Verpflichtungen auch wirklich selbstständig bedienen.
Einen Zerfall der Eurozone bezeichnet Petru als unwahrscheinlich. Das, betont der Wirtschaftsexperte, könnte viele EU-Staaten in den Bankrott treiben und für die großen EU-Spieler enorme Verluste nach sich ziehen. Auch Polen wäre von einen Zerfall der Währungsunion betroffen. Und im Süden Europas wäre das Ausmaß der Unruhen mit dem, was man jetzt sehen kann, nicht zu vergleichen. „Ich würde das lieber nicht erleben wollen“, so Petru im Wochenmagazin Wprost.
Newsweek: Tödliche Medizin?
Das Wochenmagazin Newsweek macht in der aktuellen Ausgabe auf einen anderen Aspekt der Krise im Euroraum aufmerksam. Wie das Blatt betont, führen die Bestrebungen, den Euro zu retten gleichzeitig zur Marginalisierung einer wachsenden Gruppe von EU-Staaten. Und zwar nicht nur derjenigen außerhalb der Eurozone. Die Wahl, vor der die EU-Mitglieder stehen, lautet: entweder man passt sich an die von Frankreich und Deutschland aufgezwungenen Standards an, oder man bekommt eines auf den Deckel.
Noch bis vor Kurzem, lesen wir weiter, haben alle überlegt, ob die Union sich nach Osten hin erweitert. Heute indes lässt sich ein entgegengesetztes Phänomen beobachten - sogar Staaten, die noch bis vor Kurzem das Herz der EU bildeten, haben in der Union plötzlich nichts mehr zu sagen. In diesem Fall stellt sich natürlich die Frage: droht die Kur, die den Euro retten soll, nicht, zum Totengräber der Union werden?
Polityka: Kürzen auf EU-Ebene? Keine gute Idee!
Die schwierige Lage in der Eurozone schlägt sich auch auf den Verhandlungen über den EU-Haushalt für die Jahre 2014 -2020 nieder. Vermehrt tauchen Vorschläge auf, das gemeinsame Budget in dieser Zeit kurz zu halten. Keine gute Idee, findet EU-Haushaltskommissar Janusz Lewandowski, mit dem das Wochenmagazin Polityka gesprochen hat. Geht es nach Lewandowski, sind sich die wichtigsten Entscheidungsträger heute bewusst, dass es ohne einen gemeinsamen Haushalt keine EU geben kann. Klar sei auch, dass Einsparungen auf dem EU-Level der Krise im Euroraum nicht Einhalt gebieten können. Schließlich sei das Haushaltsloch in einigen Ländern größer als das ganze Budget der Union. An Europa zu sparen sei unter den aktuellen Umständen zwar logisch, aber es löse nicht das Hauptproblem, das von Leichtsinnigkeit auf Staatsebene verursacht wurde.
Sich selbst bezeichnet Lewandowski heute als gemäßigten Optimisten. Und wenn das europäische Projekt diese Krise überdauert, dann werde auch Polen seine Chance in Milliardenhöhe bekommen, so Lewandowski in der Polityka.
Autor: Adam de Nisau
Redaktion: Joachim Ciecierski