Polityka: Polen und Juden – ein Trauerspiel
Vor dem Zweiten Weltkrieg war ein Drittel der polnischen Bevölkerung jüdisch, heute leben in Polen nur circa 35.000 Juden. Polen judenfrei? – die Nazis sind diesem Ziel erschreckend nahe gekommen. Doch was bedeutet dies für das Verhältnis von Polen und Juden heute? Dieser Frage geht das Wochenmagazin Polityka in einem Interview mit dem Warschauer Rabbi Stas Wojciechowicz nach. Das Urteil des jüdischen Geistlichen ist drastisch: Polen sei ein antisemitisches Land. Er selber bekomme den Antisemitismus im täglichen Leben zu spüren.
Dass man ihm auf der Straße aggressiv „Jude!“ hinterherschreit, komme auch schon mal vor, meint der Warschauer Rabbi. Wirklich erklären kann sich Wojciechowicz den polnischen Judenhass nicht. Vielleicht sei es Frustration in einigen Gesellschaftsgruppen, meint er. Sicher trage aber auch das komplizierte Verhältnis der katholischen Kirche zum Judentum hierzu bei. Die Überzeugung, Juden hätten Jesus getötet, sei unter polnischen Katholiken weit verbreitet. Und der Antisemitismus, der sich auch immer öfter in Gewalt entlädt, werde durch die Kirche zu wenig angeprangert. Die Probleme seien leider aktueller denn je, meint Wojciechowicz.
Auch das Verhältnis israelischer Juden zu Polen sei sehr auf die Vergangenheit fokussiert. Für die Juden in Israel sei Polen überwiegend ein großer Friedhof, so Stas Wojciechowicz. Von dem in seiner Gemeinde praktiziertem lebendigen Judentum nehme man nur wenig Notiz. Positiv sei einzig und allein das politische Verhältnis zwischen Israel und Polen. Dieses sei hervorragend, meint der Warschauer Rabbi in der aktuellen Polityka.
Newsweek: Polen und Deutsche – Freundschaft und Business
„Die fatalen Vorurteile unter Deutschen, dass Polen saufen, klauen und dass Chaos herrscht, sie gehören der Vergangenheit an“, schreibt Jaroslaw Gugala in dem Magazin Newsweek. Deutschland und Polen seien Freunde geworden, meint Gugala. Und wirtschaftlich profitiere Polen hiervon immens. Der deutsche Arbeitsmarkt stehe nun auch für die Polen offen. Und diese ziehen nicht mehr nur als Putzkräfte und Handwerker ins Nachbarland, sondern auch um etwa als Arzt, beziehungsweise Computerspezialist ihr Geld zu verdienen, erklärt Gugala.
Auch der Warenaustausch mit Deutschland zahle sich für Polen aus. Deutschland sei Polens wichtigster Handelspartner. Dass Deutschland die stabilste und stärkste Volkswirtschaft der EU ist, sei daher auch für Polen ein Anlass zum Optimismus. Seinen Kommentar in der Newsweek schließt Gugala mit den Worten: „Die Zukunft der kommenden polnischen Generationen hängt davon ab, was in Berlin geschieht, nicht davon was in Athen passiert.“
Rzeczpospolita: Berlin in Warschau
Eine wesentliche Grundlage für die Verbesserung der Beziehungen zwischen Deutschland und Warschau ist der deutsch-polnische Partnerschaftsvertrag. In diesem Jahr ist er zwanzig Jahre alt geworden.
Ab Freitag wird in Warschau aus diesem Anlass eine kleinere Version des Brandenburger Tors zu bewundern sein, berichtet die Rzeczpospolita. Aufgeblasen wie eine Hüpfburg, soll das Berliner Wahrzeichen zur Attraktion des auf diesen Tag fallenden Berlintages werden. Eröffnet wird das Fest durch den Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit. Zu Essen gibt es stilecht Currywurst und Döner. Die Veranstaltung ist der Auftakt für eine ganze Reihe von Kulturprojekten, die im Verlauf des Jahres an den Freundschaftsvertrag erinnern sollen, so die Rzeczpospolita.
Autor: Malte Hildebrand
Redaktion: Adam de Nisau