• Die Polen und der Sex
  • 29.11.2011

Gazeta Wyborcza: Sikorskis Exposee – die Hintergründe

Die Gazeta Wyborcza liefert einige Hintergrundinformationen zu dem europäischen Exposee, das Außenminister Radoslaw Sikorski gestern vor Diplomaten und Experten in Berlin gehalten hat. Das Blatt macht darauf aufmerksam, dass sich die polnische Regierung damit zum ersten Mal seit dem Ausbruch der Krise offiziell zu Zukunftsszenarien für die Union geäußert hat. Premierminister Donald Tusk, lesen wir weiter, hatte bisher ein Alibi: Schließlich gehört es sich für einen Staat von außerhalb der Eurozone, der dazu auch noch die Ratspräsidentschaft innehat nicht, in den Debatten zur Krise Stellung zu beziehen. Seine Funktion ist die des Vermittlers.

Doch nun, so die Gazeta Wyborcza, neigt sich die Präsidentschaft dem Ende zu und die Ereignisse in der EU haben an Tempo gewonnen. Daher muss Polen jetzt handeln, wenn es bei den wichtigen Entscheidungen nicht außen vor bleiben will. Das Exposee von Sikorski war ein erster Schritt in diese Richtung und ein gelungener dazu, schätzt die Gazeta Wyborcza. Den Vortrag des polnischen Außenministers haben einige hundert Menschen gehört, darunter viele Politiker und Diplomaten. Am Ende bekam Sikorski eine Standing Ovation. „Ich bin in Polen geboren und ich bin stolz, dass ein polnischer Minister solch eine Rede gehalten hat“ – kommentierte den Auftritt Sikorskis der aus Polen stammende ehemalige Bundespräsident Horst Köhler.

Rzeczpospolita: Linke Extremisten im Anmarsch

Die konservative Tageszeitung Rzeczpospolita kommt noch einmal auf den Unabhängigkeitsmarsch zurück. Man hat in den Medien, so das Blatt, nach dem Marsch viel über die Brutalität und den Extremismus der rechtsnationalen Gruppierungen in Polen gesprochen. Im Schatten dieser Diskussionen entsteht jedoch fast unkommentiert ein neuer, gefährlicher Extremismus im Lande – der Extremismus der so genannten Antifaschisten, auch unter dem Kürzel Antifa bekannt.

Rzeczpospolita hat sich in ein geschlossenes Internetforum der  Antifa einschleusen können. Darin, berichtet das Blatt, tauschen sich die Schläger der Gruppierung mit Informationen über die neuesten brutalen Überfälle auf Personen aus, die mit nationalistischen Überzeugungen in Verbindung gebracht werden. Die Antifa-Mitglieder unterhalten sich auch darüber, welche Manifestationen sie als nächstes zerschlagen wollen und wie der Kampf gegen die Polizei geführt werden sollte. „Antifaschismus ist für diese Extremisten ein komfortabler Vorwand geworden, der einfaches Banditentum rechtfertigen soll. Und der Staat sollte seine Bürger vor Individuen schützen, die in der Lage sind, jemanden zusammenzuschlagen, nur weil er andere Überzeugungen vertritt“, kommentiert diesen Fund der Rzeczpospolita der Chef der Stiftung für Studien zum Gesetzessystem Jacek Babka.

Newsweek/Wprost: Die Polen und der Sex

Die aktuellen Wochenmagazine indes nehmen das Sexualleben der Polen unter die Lupe. Anlass dazu ist eine neue Studie zu eben diesem Thema, die der Sexologe Professor Zbigniew Izdebski durchgeführt hat. Wie in dem Wochenmagazin Wprost zu lesen ist, sind demnach über zwei Drittel der Polen (68 Prozent) mit ihrem Sexualleben insgesamt zufrieden. Beunruhigend gefallen ist die durchschnittliche Zeit des Geschlechtsaktes – von knapp 18 auf 13,5 Minuten. Zum ersten Mal haben die polnischen Männer zudem zugegeben, dass sie in ihren Beziehungen schon einmal sexueller Gewalt  zum Opfer gefallen sind, zählt Wprost die interessantesten Ergebnisse der Studie auf.

Doch wie fallen die Polen im europäischen Vergleich aus? Geht es nach Professor Izdebski, den das Wochenmagazin Newsweek interviewt hat, sind die Polen eine vergleichsweise immer noch sehr treue Nationalgruppe. Auch die Religion spiele weiterhin eine große Rolle im Sexualleben der Polen, allerdings nur unter den wirklich praktizierenden Katholiken. Bei denjenigen, die ein lockeres Verhältnis zur Kirche haben, geht der Glaube seine Wege und das Intimleben seine. Traurig, so Izdebski weiter, sei das immer noch schwache Bewusstsein der Polen im Bereich der Verhütungsmethoden. Auf die Pille greife nicht einmal ein Drittel der Polinnen zurück, auf den Coitus interruptus – auf den unterbrochenen Geschlechtsakt - schwören immer noch 20 Prozent der polnischen Liebhaber. Schließlich sei auch zu bemerken, dass die polnischen Frauen im Sexualbereich immer größere Erwartungen an ihren Partner haben, so Izdebski über die wichtigsten Ergebnisse seiner Studie zum Sexualverhalten der Polen.

Autor:  Adam de Nisau

Redaktion: Joachim Ciecierski