GAZETA WYBORCZA: Putins Niederlage
Ein Thema, dass heute in jeder polnischen Tageszeitung kommentiert wird, sind die gestrigen Parlamentswahlen in Russland, und das Scheitern von Wladimir Putin. Die Putin-Partei „Einiges Russland“ hat gestern deutlich verloren. Sie erreichte zwar noch die absolute Mehrheit der Sitze, doch Millionen Bürger haben kein Vertrauen mehr in den Kreml.
Nach westlichen Maßstäben scheint der Sieg von „Einiges Russland“ zwar überzeugend. Für Putins System der "gelenkten Demokratie" aber ist es eine Katastrophe. Noch 2007 erhielt die Partei knapp 45 Millionen Stimmen - jetzt sind es rund 12 Millionen weniger.
Nach der gestrigen Niederlage sei Putin kein „Anführer der Nation“ mehr. Er sei kein politischer Macho mehr, der sich über die weichen Politiker aus den Europäischen Ländern lustig machen kann. Wenn Putin das schwache Ergebnis seiner Partei auch bei den kommenden Präsidentschaftswahlen wiederholen werde, wird er die Wahl, anders als er es gewohnt ist, nicht beim ersten Wahlgang gewinnen können, schreibt die Gazeta Wyborcza.
Putin könne auf kein Wirtschaftswunder rechnen, dass die Atmosphäre in der Bevölkerung verbessern könnte, lesen wir weiter. Russland sei zu stark von westlichen Märkten abhängig, und spüre deshalb sehr deutlich die Folgen der Krise. Wie die Ergebnisse zeigen, haben sich bei den gestrigen Wahlen populistische Parolen nicht ausgezahlt. Wird dies Putin zum Umdenken zwingen, fragt das Blatt Gazeta Wyborcza in ihrem Kommentar.
RZECZPOSPOLITA: Nach Polen mit einem Boot
Die Veranstalter der EM2012 wollen die ausländischen Fußballfans von einer alternativen Ankunftsmöglichkeit überzeugen: und zwar mit einem Boot oder mit einer Yacht, berichtet die Tageszeitung Rzeczpospolita. „Mit dem Boot zur EM2012“ heißt eine Initiative von mehreren großpolnischen Gemeinden. Im kommenden Jahr wollen die Polen bei der Berliner Messe „Tour Salon“ für ihre Idee werben. Allein in der deutschen Hauptstadt seien 24 Tausend Wasserfahrzeuge registriert, das sei ein großer Markt, sagt Marcin Wasio, der für das polnische Wasserprojekt verantwortlich ist.
Die Idee entstand bei den Renovierungsarbeiten des polnischen Teils der Wasserstraße E-70 von Antwerpen bis nach Klaipeda/Memmel. In den letzten Monaten sind in den großpolnischen Ortschaften neue Marinen entstanden. In den Sommermonaten waren die Städte voll von Touristen. Nun wollen die Gemeinden die Chance ausnutzen und einen Schritt weiter gehen.
In der renovierten Marine in Drawsko können gleichzeitig 50 Wasserfahrzeuge anlegen, sagt Marcin Wasio. Dann kann man in einen Bus oder Zug umsteigen, oder einfach weiter mit der Yacht segeln. Jeder der polnischen EM-Austragungsorte sei mit einem Boot erreichbar, schreibt die Rzeczpospolita.
DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: AKW in Polen unerwünscht?
Der Bau eines Atomkraftwerks in Polen steht unter einem Fragezeichen, berichtet die heutige Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Der offizielle Grund sei die Krise in der Eurozone, inoffiziell spricht man aber von einer Abwendung von der Atomkraft. Auf die polnischen Banken solle Druck ausgeübt werden, damit sie den Bau eines Atomkraftwerks in Polen nicht finanzieren, sagt ein Europaabgeordneter. Selbstverständlich wird keine Bank zugeben, dass sie einen Kredit aus politischen Gründen verwehrt, schreibt das Blatt. Die offizielle Begründung wird dementsprechend heißen, dass sich die Eurozone in einer schwierigen Lage befinde und Europa vor einer zweiten Welle der Krise stehe. Die Entscheidungen mancher Länder in die Atomkraft nicht länger zu investieren, werde auch die allgemeine Atmosphäre beeinflussen, meint Darre Walsh, ein britischer Energieexperte. Immer mehr Länder wenden sich von der Atomkraft ab, meint das Blatt.
Der polnische Energiekonzern PGE versichert, er erwarte keine Komplikationen bei der Aufnahme eines Kredits für den AKW-Bau. Einen entsprechenden Antrag hat die Firma aber noch nicht gestellt so Dziennik/Gazeta Prawna.
Autor: Kuba Kukla
Redaktion: Joachim Ciecierski