• Ein Zerfall des Euros wäre fatal für Polen
  • 09.12.2011

POLITYKA: Deutschland muss die Euro-Rettung in die Hand nehmen


Die Polityka macht diesen Gedanken in dieser Woche zum Titelthema. Sie zeigt Angela Merkel unter der Überschrift „Die Patronin Europas“. In seiner Analyse weist Adam Krzeminski darauf hin, dass die Worte Sikorskis in Berlin wichtig und richtig waren. Die europäische Debatte muss geführt werden, auch wenn die Opposition sich dagegen wehrt. Auch Krzeminski plädiert für eine führende Rolle der Deutschen innerhalb der europäischen Krise und erklärt die Ängste vieler europäischer Medien für Gespenster aus der Vergangenheit. So schreibt nicht nur die katholische polnische Zeitung „Nasz Dziennik“ von einem „Vierten Reich“, das die Deutschen errichten wollen.

Auch die spanischen und griechischen Medien stimmen in diesen Chor ein. Dabei, so meint Krzeminski, habe Deutschland schon lange verstanden, dass es nach den zwei katastrophalen Weltkriegen im 20. Jahrhundert auf die Unterstützung durch und die Anbindung an Europa angewiesen ist. Europa werde nicht automatisch deutsch, bloß weil die deutsche Haushaltsdisziplin in anderen Ländern praktiziert würde. Eine verstärkte Europäisierung sei kein Souveränitätsverlust für irgendeinen Staat innerhalb der EU. Vielmehr entstehe dadurch eine Republik Europa, meint Adam Krzeminski in der Polityka.

 

WPROST: Vereinigte Staaten von Europa wecken Ängste bei den Polen


Auch die Wprost widmet sich noch einmal der Rede von Radoslaw Sikorski und druckt aus diesem Anlass ein mehrseitiges Interview mit dem Außenminister. Angesprochen auf seinen Vorstoß, aus der EU die Vereinigten Staaten von Europa zu machen, widerspricht Sikorski: „Dieser Ausdruck könnte Ängste bei den Polen wecken und deswegen habe ich ihn nie benutzt.“ Doch Sikorski gibt zu, eine Art Vergleich zu den Vereinigten Staaten von Amerika gezogen zu haben. In diesem habe er sich allerdings mehr für eine Stärkung der zentralen Institutionen wie der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments ausgesprochen. Zudem habe er Deutschland dazu aufgefordert, mehr Verantwortung in der Euro-Krise zu übernehmen. Und zwar auch deswegen, weil die Deutschen nicht ganz unschuldig an dieser Krise sind.

Alle in Europa hätten diesen Apell verstanden, nur die Opposition in Form der Partei Recht und Gerechtigkeit PiS habe darin die Bildung des Vierten Reiches sehen wollen, kritisiert Sikorski. Seine Rede sei eine wichtige polnische Stimme in der europäischen Debatte gewesen und mitnichten ein Aufruf, die polnische Souveränität aufzugeben. „Wir sind ein unabhängiger Staat, der der Europäischen Union freiwillig beigetreten ist und jederzeit wieder austreten kann, wenn er will“, sagt Außenminister Radoslaw Sikorski in der Wochenzeitschrift Wprost.


NEWSWEEK: Zerfall des Euros wäre fatal für Polen


Die Newsweek beschäftigt sich derweil damit, wie man die Deutschen davon überzeugen kann, dass sie die Rettung der Europäischen Union und vor allem der Gemeinschaftswährung in die Hand nehmen. Allen, die die Rede von Außenminister Radoslaw Sikorski kritisiert haben, sagt Maciej Nowicki: „Wir Polen müssen uns die Frage stellen: Was ist besser für uns? Dass die Deutschen sich zurückhalten und im Ergebnis die Euro-Zone zerbricht und Polen wieder in eine Rezession im Stil der frühen 90er Jahre zurückfällt? Oder dass Deutschland seine Stärke nutzt und die Euro-Zone rettet?“ Denn eines dürfe man in Polen nicht vergessen: Das Land hat wie kaum ein anderes vom Beitritt zur Europäischen Union profitiert und hat es dadurch auch zu gewissem Einfluss innerhalb der Staatengemeinschaft gebracht. Ohne diese hätte Polen kaum Gewicht in Europa und die polnische Wirtschaft würde bei weitem nicht so florieren, wie im Moment.

Polen sei im Moment in einer deutlich bequemeren Situation, als die Deutschen, denn Polen muss die Euro-Rettung nicht bezahlen. Und so kann Polen unbehelligt mahnen und versuchen, die Deutschen zu überzeugen, dass sie den historischen Moment nutzen müssen, um ihre führende Rolle in Europa zu verteidigen, schreibt Maciej Nowicki in der Wochenzeitschrift Newsweek. 

 

Autor: Elisabeth Lehmann

Redaktion: Adam de Nisau