• 22.10.2008

POLSKA: „Ja” zu Krankenhäuser- Privatisierung

Die polnischen Parlamentarier haben den Reformvorschlägen der Regierung im Bereich des Gesundheitssystems gestern grünes Licht gegeben. Ob jedoch die Änderungen in Kraft werden treten können, sei ungewiss, denn der Präsident droht schon mit seinem Veto. Dagegen werden die Stimmen der Koalitionspartner allein nicht ausreichen. Die Zukunft der Reformen und ihr Ausmaß hängen also von den oppositionellen Linken ab. Schande, sollen die gestern im Parlament versammelten Krankenschwestern nach der Abstimmung gerufen haben. Auf dem Transparent, das sie mitgebracht hatten, stand eine Warnung: „Patienten in Gefahr”, berichtet die Tageszeitung Polska (Sejm zgodził się na prywatne szpitale). Das Blatt konfrontierte die düsteren Vorhersagen der Krankenschwestern mit den wichtigsten Grundzügen der Reform. Sollten die Änderungen eingeführt werden, so würden die polnischen Krankenhäuser bis zum Jahr 2010 in Handelsgesellschaften umgestaltet. Die Pflege in den Anstalten würde weiterhin vom Nationalen Gesundheitsfond, das heißt vom Geld der Steuerzahler, finanziert. Unabhängig davon, ob sich das Krankenhaus unter der Kontrolle der Regionalverwaltung oder eines privaten Investors befinden werde, würde der Krankenhausaufenthalt für die Patienten kostenlos bleiben. Ebenso wie alle Arzneimittel, die auf einer Liste der vom Gesundheitsministerium mitfinanzierten Medikamente stehen.

Die neue Regelung stößt auf Kritik seitens der oppositionellen Partei Recht und Gerechtigkeit und des polnischen Staatsoberhauptes Lech Kaczynski. Die Regierungsseite kann aber mit der Unterstützung von Patientenverbänden rechnen. Wenn ein Krankenhaus selbst Geld generieren könne, sei es im Stande modernere Ausrüstung zu besorgen und somit besser Pflege zu leisten, sagt Tomasz Szelagowski vom Verband der Polnischen Patienten. Laut Experten sei eine Reform des Gesundheitswesens in Polen dringend nötig. Das polnischen Gesundheitssystem sei eine Zeitbombe. Die Situation der verschuldeten Krankenhäusern verschlechtere sich. Bald werden sie gar keine Patienten aufnehmen können, da ihre Bankkonten gesperrt werden, meint Adam Kozeirkiewicz vom Öffentlichen Gesundheitsinstitut. Sollten die Reformen nicht eingeführt werden, so müssen die Polen auf weitere Streiks der Ärzte und Krankenschwestern gefasst sein. Eine Privatisierung des Gesundheitssystems werde es sowieso geben. Von 900 Krankenhäusern in Polen sind bereits 200 in privaten Händen. Jetzt gibt es eine Chance, den Privatisierungsprozess einfach zu kontrollieren, so der Kommentar des Blattes Polska.  

 

DZIENNIK: Die Reichsten immer reicher

Die Kluft zwischen den Löhnen der Hochverdiener und den Einkommen der ärmsten Polen ist immens, berichtet die Tageszeitung Dziennik (Pensje Polaków podzieliła przepasć). Aus einem europäischen Bericht geht hervor, dass die Reichsten im Lande 13, 5 Mal mehr als die ärmsten Bürger verdienen. Das Ergebnis situiert Polen zwischen Dänemark und Mexiko. In den meisten Ländern der EU, darunter auch in den neuen Mitgliedsstaaten, liegt das Verhältnis im einstelligen Bereich. In der Slowakei beträgt es etwa 6:1, in Ungarn 7:1. Polnische Experten beruhigen: Polen sei kein Mexiko und keine Türkei. Die Kluft entstand aufgrund der schnellen wirtschaftlichen Entwicklung in den letzten Jahren, erklärt Professor Janusz Czapinski, Sozialpsychologe. Die Experten seien sich einig, dass Polen sein wirtschaftliches Modell nicht verändern sollte. Das Missverhältnis bedeute nicht, dass die Ärmsten nicht immer mehr verdienen würden. Gäbe es in Polen ein soziales Wirtschaftsmodell, würde sich die Kluft noch langsamer verkleinern. 

 

POLSKA: Krakau besser als San Francisco

Krakau, die kleinpolnische Hauptstadt gehört zu den interessantesten Städten der Welt. Das behaupten zumindest englische Leser der Zeitung „The Guardian“. Die polnische Stadt platzierte sich unter anderem vor San Francisco, Vancouver oder Singapur. Interessanter als die polnische Stadt haben die Leser nur das australische Sydney eingestuft. Schade, dass sie den ersten Platz nicht geschafft hätten, sagt Jacek Majchrowski, Krakaus Bürgermeister. Vielleicht klappt es in der Zukunft. Der Sprung, den Krakau machte, ist sowieso groß. Im letzten Jahr belegte die Stadt im gleichen Ranking den 10. Platz. Die ehemalige polnische Hauptstadt will die hohe Stellung nun ausnutzen. Für das kommende Jahr ist eine großangelegte Werbekampagne in westeuropäischen Medien vorgesehen. Eine andere polnische Stadt, die vor einer großen Promotionschance steht, ist Danzig, stellt die Tageszeitung Polska (Kraków lepszy niż San Francisco) fest. Die Ostsee-Metropole gibt es seit einem Monat in der neuesten Ausgabe des weltberühmten Brettspiels Monopoly, gleich neben dem chinesischen Taipei.

 

kk