Rzeczpospolita/Dziennik: Eine "Durchschnittsnote" für die Tusk - Regierung
Eine Abrechnung mit der bisherigen Regierungsperiode des Donald Tusk – Kabinetts unternehmen einige der Tageszeitungen. Rzeczpsopolita schreibt auf ihrer Titelseite „Die Tusk - Regierung immer schwächer“ und ergänzt – die Mehrheit der Polen bewerte eher schlecht die bisherige Regierungsarbeit. Über die Hälfte der Befragten sei der Meinung, das Kabinett Tusks erfülle nicht die Wahlversprechen. Doch immerhin halte jeder zweite Pole die derzeitige Regierung für besser als die vorherige von Jaroslaw Kaczynski, lesen wir in der Rzeczpospolita. Und welcher von den derzeitigen Politiker nun am meisten kritisiert wird? fragte die Zeitung. Am wenigsten populär ist derzeit der Infrastruktur Minister Cezary Grabarczyk, ähnlich wie die Arbeitsministerin Jolanta Fedak. Weiterhin unbeliebt bleibt auch der Schatzminister Alexander Grad und die Leiterin des Bildungsressorts Katarzyna Hall. Am besten schneidet bei der Umfrage der Regierungschef selbst ab, gefolgt vom Außenminister Radek Sikorski und dem Wirtschaftsminister und Vizepremier Waldemar Pawlak.
„Worte statt Reformen“ titelt den Artikel zum Ein Jahr der Regierung Tusks die Zeitung Dziennik und betrachtet die Handlungsfähigkeit der Minister am Beispiel der Situation im Bildungswesen. Es habe einige gute Vorschläge zu der Reform des Schulwesens in Polen gegeben, doch die meisten seien schlecht vorbereitet gewesen. Die Idee der Dezentralisierung des Schulsystems in Polen sei schon richtig, doch nach wie vor bleibe vieles unklar. Die Reformprojekte seien fast immer unpräzise. Anstatt diese weiter zu bearbeiten und dann durchzusetzen zu versuchen, ziehe sich das Bildungsministerium fast immer zurück – lautet die Begründung für die schlechte Note der Bildungsministerin Katarzyna Hall. Der Historiker und Kommentator Marcin Krol beschreibt in seiner Kurzanalyse für die Zeitung Dziennik die größte Niederlage und den bisher bedeutenden Erfolg des Tusk Kabinetts. Für die Ruhe im öffentlichen Leben zu sorgen – das kann Premierminister Tusk am besten, meint der Publizist. Tusk sei fähig, den Bürgern das Gefühl der Sicherheit und der Geborgenheit zu geben, was in der Demokratie wichtig sei. Das Einzige was ihm in dieser Hinsicht nicht gelungen sei, sei ein harmonisches, ruhiges Verhältnis zu dem Staatsoberhaupt herzustellen. Die Schuld daran sei aber eher im Präsidentenpalast zu suchen, so die Meinung von Marcin Krol. Der genauso leicht die größte Niederlage des Premiers zeigt. Der Regierungschef sei nicht in der Lage Prioritäten eindeutig zu definieren. Donald Tusk fehle Entschlossenheit und die Bereitschaft zu der sofortigen Konfrontation mit den wichtigsten gesellschaftlichen Problemen, schließt seine Analyse der Historiker.
Polityka: Religion auf Polnisch
Themenwechsel. Das Magazin Polityka beschreibt in einem umfassenden Bericht wie der Religionsunterricht „auf Polnisch“ aussieht und wie religiös die polnische Schule ist. „So ziemlich“ – könnte die kürzeste Antwort auf diese Frage lauten. Jedes Schuljahr in Polen beginnt und endet mit einem Gottesdienst, in den meisten Klassenzimmer in den polnischen Schulen hängen Kreuze. Die meisten Schulveranstaltungen haben einen katholischen Charakter. Immerhin befürworten 70 Prozent der Eltern den Religionsunterricht in den Schulen. Doch wenn man nach dem Inhalt des Lehrstoffes für den Religionsunterricht fragt so wird das Bild klarer. Die meisten Eltern, knapp über die Hälfte würden sich wünschen, dass ihr Kind im Rahmen des Religionsunterrichts über verschiedene Religionen lernt. Was meinen dazu die Kinder? Die Frequenz im Religionsunterricht bleibt hoch – über 90 Prozent der Schüler sind dabei. Doch die Philosophie von vielen ist folgende – bis zu der Firmung auszuhalten, damit man später ohne formelle Probleme kirchlich heiraten kann. Kein Wunder, denn gerade dieser Unterricht wird sehr autorithär gehalten. Über den Unterrichtsstoff entscheidet selbst die Kirche, das Bildungsministerium hat nichts zu sagen. So kommt es nicht selten vor, dass Themen, wie Euthanasie oder Abtreibung auf der gleichen Liste der Lebensgrausamkeiten, wie Terrorismus und Kriege stehen. Das ermutigt die Jugendlichen nicht dazu, Fragen zu stellen. Aus dem Sexuallebenbereich, der in dem Pubertätsalter doch so erforscht werden möchte. Die Folge ist leicht zu erraten – immer mehr Jugendliche wechseln zum Atheismus. So weit der Bericht der Zeitschrift Polityka.