Gazeta Wyborcza: Ermittelt die deutsche Staatsanwaltschaft zu recht?
Gazeta Wyborcza veröffentlicht heute ein kurzes Interview mit Professor Wladyslaw Bartoszewski, dem Bevollmächtigten der Regierung zum internationalen Dialog. Die Zeitung befragt den Professor zum Thema der Ermittlungen der deutschen Staatsanwaltschaft, die nun die Morde der Roten Armee an der deutschen Zivilbevölkerung unter die Lupe nimmt. Über das Thema berichtete gestern der deutsche Korrespondent der Gazeta Wyborcza Bartosz Wielinski, der gleich die Frage formulierte, ob nun die deutschen Behörden auch andere Kriegsgeschehnisse untersuchen würden – die Bombardierung Dresdens etwa oder ähnliche, wo man Ermittlungen gegen die Alliierten führen müsste.
Die Bewohner einer kleinen ostdeutschen Stadt haben die deutsche Staatsanwaltschaft dazu aufgefordert, die russischen Soldaten für ihre Gräueltaten an der deutschen Bevölkerung zu verurteilen. „Ja, es ist ein umfangreiches und ernsthaftes Forschungsgebiet.“, lauten die ersten Kommentarworte des Kriegsüberlebenden Wladyslaw Bartoszewski, der sich heute als Regierungsbevollmächtigter für den deutsch – polnischen Dialog einsetzt. In dem Gespräch mit der Zeitung erwähnt er die tragischen Ereignisse im Dorf Nemmersdorf, wo deutsche Männer im Wald hingerichtet wurden und deutsche Frauen massenhaft von den russischen Soldaten vergewaltigt wurden. Diejenigen Russen, die dagegen protestieren wollten, wurden sofort in die russischen Arbeitslager geschickt, erinnert Bartoszewski.
Ob die Ermittlungen der deutschen Staatsanwaltschaft gegen die Soldaten der Rote - Armee – nun zum Präzedenzfall werden? „Eher nein, ein Mord an der Zivilbevölkerung ist doch was ganz anderes als die Bombardierung einer Stadt, die auch wenn tragisch in ihren Folgen, als ein Strategieschritt der Verbündeten in dem gegen den Aggressor geführten Krieg entschlossen wurde“ erklärt der interviewte Professor. Darüber hinaus findet er es richtig, dass nun die deutschen Staatsanwälte den Russen „unbequeme Fragen“ stellen. Putin hätte schon längst zu so mancher schwierigen Frage der Deutschen zu der Vergangenheit Stellung nehmen sollen.“
Dziennik/Gazeta Wyborcza: Die grosse Krise kommt erst
Zurück zu den Problemen der Gegenwart. Die Ökonomen warnen erneut – das wirklich Schlimme in der Wirtschaft wird erst kommen. 2010 soll Polen eine richtige Wirtschaftskrise erwischen – das Wachstum werde höchstens 1 Prozent betragen. Bis dahin werde die Wirtschaft stagnieren. Mit bedeutenden Entlassungen ist schon Anfang nächsten Jahres zu rechnen – so die Wirtschaftsweisen, die die Gazeta Wyborcza zu den Konjunkturprognosen befragt hatte. Zwar werde sich die Lage auf den Finanzmärkten beruhigen, doch die Exporte und die Auslandsinvestitionen werden kontinuierlich sinken, schätzt Professor Witold Orlowski, Berater der Firma PriceWaterHouse Coopers ein. „Zeit zum Handeln für die polnische Zentralbank und die Regierung“, meint Stefan Kawalec, Präsident der Firma Capital Strategy. „Diese Institutionen sollten nun ein Ziel festlegen, was die maximale Höhe der zu vergebenden Kredite angeht. Und anschließend die Banken dazu zwingen, dieses Ziel zu verfolgen. Wird das nicht passieren, laufen wir Gefahr, dass die Banken ihre eigene Kreditpolitik realisieren und die Firmen Probleme mit ihren Geldmitteln haben werden. So weit die wenig tröstenden Meldungen aus den Wirtschaftsseiten der heutigen Zeitungen.
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