• 10.12.2008

WPROST:  Sicherer Weltkrieg

Hätten die polnischen Politiker vor, sagen wir, Hundert Jahren regiert, würden sie mit Sicherheit einen Weltkrieg ausrufen, schreibt Chefredakteur der Wochenzeitschrift Wprost (Taniec z posłami) in seinem Einleitungsartikel. Wenn die Politiker, zum Beispiel, um einen Birnbaum in Ostpolen streiten, dann eskaliert der Konflikt sofort auf Weißrussland. Dadurch engagiert sich auch Russland in die Sache. Dies beunruhigt China, also automatisch auch Japan. In dieser Situation dürfen auch die USA nicht tatenlos zuschauen. Im Endeffekt haben wir einen Krieg auf dem Pazifik, Fronten auf mehreren Kontinenten, Invasionen, Besatzungen usw., usf. Natürlich ist diese Vision etwas übertrieben, dennoch konnte die polnische Öffentlichkeit ein ähnliches Schema vor wenigen Tagen im polnischen Parlament beobachten, schreibt Stanislaw Janecki. Da sollte es nur eine Debatte darüber geben, ob der Sejmmarschall Bronislaw Komorowski sein Amt richtig ausübe. Letztendlich mussten die führenden Politiker die schlimmsten Beleidigungen seitens ihrer politischen Gegnern einstecken. Ginge es nach den Politikern, müsste jetzt die Apokalypse folgen. Zum Glück interessieren sich für die Streitereien im Parlament um die 100 Tausend Menschen, vielleicht noch weniger.

Die Situation kann mehr oder weniger lustig erscheinen. Aber früher oder später taucht die Frage auf, ob die Abgeordneten im Stande seien, auch etwas praktisches zu unternehmen. Wenn der Bürger den Politikern keine Kompetenzen zuschreibt, kann er einfach die Wahlen meiden, oder sie als ein Unterhaltungsprogramm betrachten. Wer lustiger ist, der gewinnt. Wenn der Bürger jedoch glaubt, dass die Politiker irgendetwas doch unternehmen sollten, wird er immer wieder enttäuscht. Letztendlich wird ihm alles egal, denn wie lange kann man sich denn aufregen? Also, hier das Fazit von Janecki, haben wir zwei Szenarien – beide seien schlecht.

 

DZIENNIK: Gutes Klima zwischen Warschau und Berlin?  

Der gestrige Tag muss den Publizisten Janecki jedoch ermutigt haben. Ob der Strom dank der Bundeskanzlerin Merkel billiger wird, fragt heute die Tageszeitung Dziennik (Tańszy prąd dzięki Merkel?). Polnische und deutsche Politiker haben gestern über das umstrittene EU-Klimaschutzpaket beraten. Nach den Gesprächen zeigte sich der polnische Regierungschef sehr zufrieden. Die deutsch-polnischen Beziehungen sollten ein Beispiel für ganz Europa sein, sagte Tusk. In einer der wichtigsten Angelegenheiten hebe er sich mit der deutschen Bundeskanzlerin einigen können. Angela Merkel versicherte gestern in Warschau den polnischen Premierminister Tusk, sie würde verstehen, dass man mit den polnischen Kraftwerken vorsichtig umgehen sollte. Bei dem heutigen EU-Gipfeltreffen werde Deutschland Warschau in seinen Bemühungen um Erleichterungen bei den Auflagen zur CO2-Reduktion für seine Stromerzeuger, unterstützen. Angela Merkel fügt hinzu, die polnischen Forderungen seine verständlich. Es werde noch lange dauern, bis Polen seine Kraftwerke modernisiert hat, so Merkel. Für Warschau ist es eine sehr wichtige Aussage, lesen wir in dem Blatt. Sollte der EU-Klimaschutzpaket in Kraft treten, würden die Strompreise in Polen sofort um das Doppelte steigen. Unter anderem aus diesem Grund drohte Polen, das Projekt mit einem Veto zu blockieren.

 

In einem Kommentar zu dem gestrigen Treffen in Warschau, schreibt der Publizist und ehemaliger Politiker, Jan Rokita in der Tageszeitung Dziennik (Ja wybieram energię): auf die Frage Klima oder Energie, antworte er entschieden - Energie. Dem Land drohen nicht nur Preiserhöhungen für Strom, sondern vielleicht auch ein gänzlicher Stromausfall, der die, wegen Finanzkrise sowieso schwächelnde Wirtschaft, noch mehr gefährden könnte. In dieser Situation falle es einem schwer, sich um die Zukunft der ganzen Welt zu kümmern.

 

RZECZPOSPOLITA: Flucht vor Weihnachten

Es beginnt die große Flucht. Die Polen suchen nach Ideen für die kommenden Feiertage. Immer öfter entscheiden sich die Menschen für Weihnachten im Ausland. Die angesagtesten Richtungen: Kenia, Sri Lanka, Brasilien und selbstverständlich Ägypten. Wieso entscheiden sich die Bürger, diese so stimmungsvollen Feiertage im Ausland zu verbringen? Weihnachten sei mit sehr anstrengenden Vorbereitungen verbunden, erklärt Agnieszka aus Warschau, die dieses Jahr mit ihrer Mutter nach Ägypten fährt. Und sie wollen sich vor allem ausruhen. Ähnlich sieht es Bogdan aus Posen. Die Feiertage wird er mit seiner Gattin in Italien verbringen. Er wolle, dass seine Ehefrau einfach Pause machen kann, statt die meiste Zeit in der Küche zu stehen. Liberale, vor allem junge Personen wollen während der Feiertage vor allem Luft holen, erklärt der Sozialpsychologe Norbert Maliszewski den neuen Trend. Die Polen haben jetzt mehr Geld. Viele entdecken dadurch neue Möglichkeiten für ihre Freizeit, fügt Professor Zbigniew Necki von der Jegiellonen-Universität hinzu.

 

kk