NEWSWEEK: Bericht aus einer Geisterstad
Vor dem Krieg lebten dort 60 Tausend Deutsche, nach dem Krieg über 5 Tausend Russen. Heute wohnen dort nur 5 Polen. Darunter 4 unzufriedene. In der neuen Ausgabe der Wochenzeitschrift Newsweek (Raport z pustego miasta) finden wir die Geschichte der Ortschaft Klomino im Nordwesten Polens. Heute ist die Stadt, oder besser gesagt, das was von der Stadt noch übrig geblieben ist, eine touristische Attraktion. Andrzej Michalak, der in der benachbarten Ortschaft wohnt, besuchte Klomino letztens mit einer deutschen Gruppe. Er zeigte ihnen die verkommenen und ausgeraubten Häuser. Dies muss eine reiche Nation sein, meinten die Besucher, wenn sie es sich leisten kann, eine ganze Stadt untergehen zu lassen.
Vor dem Krieg hieß der Ort Westfalenhof und war eine große Garnisonstadt. Mit 60 Tausend Soldaten, einer Kaserne und mehreren Militärlagern war er ein wichtiger Punkt auf der Landkarte. Nach dem Weltkrieg erschienen anstelle der deutschen sowjetische Soldaten. Jetzt hieß der Ort Grodek. Einen Teil der Stadt haben die Sowjets bewohnt, den Rest auseinandergenommen und die Ziegelsteine nach Warschau geschickt. Mit dem Geschenk der brüderlichen, sowjetischen Nation wurde unter anderem der Kulturpalast in der polnischen Hauptstadt gebaut.
Nachdem die sowjetischen Militärs Polen Anfang der 90-er Jahre verlassen hatten, wurde die Stadt zum dritten Mal umgetauft. Anfänglich wurden die Bauten in Klomino, so hieß die Ortschaft nun, von Soldaten bewacht. Es schien, als ob die Stadt jeden Augenblick neu aufleben sollte. Letzten Endes kam es anders. Nach Klomino wurden Menschen aus anderen Ortschaften verbannt, die ihre Wohnungen nicht bezahlen konnten. Das war der Anfang vom Ende der westpolnischen Ortschaft. Mit eiserner Konsequenz wurde die von Zivilisten bewohnte Stadt ausgeraubt: von Fenstern und Türen bis hin zum Granitpflaster. Dächer verschwanden in einer Nacht. Ganze Gebäude wurden binnen weniger Tage auseinandergenommen. Heute leben in Klomino formal fünf Menschen. Davon arbeitet Marian in Schlesien. Ob er hier jemals wiederkommen wird, weiß keiner. Wieslawa und ihre zwei Kinder wollen den Ort so schnell wie möglich verlassen. Nur Zosia ist zufrieden – sie mag Stille und Einsamkeit.
RZECZPOSPOLITA: Elektronik im Anmarsch
Eine Weihnachtskarte? Immer noch im Trend, obwohl die meisten Polen die Weihnachtsgrüsse dieses Jahr per Telefon ausrichten werden, geht aus einer Meinungsumfrage hervor. Elektronische Medien sind im Anmarsch, lesen wir in der Tageszeitung Rzeczpospolita (Życzenia będą, ale elektroniczne). Aber eine Postkarte werden noch immerhin 44% der Befragten zu Weihnachten verschicken. Wenn man berücksichtigt, wie viel Zeit man opfern muss, um eine Weihnachtskarte zu versenden, sei dies, laut dem Blatt, insgesamt ein sehr gutes Ergebnis. Viel einfacher sei es doch, eine SMS, oder eine E-Mail zu schreiben, erklärt des Sozialpsychologe Janusz Czapinski.
Sehr eng verbunden ist die Form der Weihnachtswünsche mit dem Alter. Junge Menschen ziehen Textnachrichten vor. Ältere Menschen greifen seltener nach dem Handy. Noch deutlicher sieht man den Generationsunterschied, wenn es ums Internet geht: eine E-Mail mit Weihnachtsgrüßen plant jeder Fünfte Pole unter 30 Jahren zu schreiben. Hier haben wir es mit einer steigenden Tendenz zu tun. Der neue Trend sei unaufhaltsam, meinen Experten. Heute verschicken wir Weihnachtsgrüße nicht nur an unsere Familie, sondern auch an alle Bekannten. Wir können jetzt nicht nur mit einigen Dutzend Personen, wie es noch vor einigen Jahren üblich war, sondern mit mehreren hundert Personen gleichzeitig kommunizieren.
Diese These bestätigen Zahlen vom letzten Jahr. Zu Weihnachten haben die Polen ca. eine Milliarde Textnachrichten mit Weihnachtswünschen verschickt. Er könne es sich nicht vorstellen, die Weihnachtsgrüße anders, als per Telefon auszurichten, sagt ein Warschauer dem Blatt. Vor den Feiertagen seien alle sehr beschäftigt. Eine Textnachricht zu schreiben, dauert nur ein paar Augenblicke. Masse statt Klasse, meint Professor Czapinski. Die Polen geben sich bei den Weihnachtswünschen nicht viel Mühe. Man schickt einfach den gleichen elektronischen Brief an alle Empfänger. Deshalb mag er die traditionellen Postkarten so sehr. Solche Grüße bereiten ihm mehr Freude, fasst Czapinski zusammen.
kk