• 12.12.2008

GAZETA WYBORCZA: Nächster Diamant aus Schlesien

Fußball und Flugzeuge beherrschen die heutige Presse in Polen. Sebastian Tyrala heißt der nächste deutsch-polnische Sportler, der für Aufsehen an der Weichsel sorgt. Miroslav Klose und Lukas Podolski, zwei gebürtige Oberschlesier, wurden durch ihre erfolgreichen Auftritte in der deutschen Nationalmannschaf weltberühmt. Sebastian Tyrala könnte einen ähnlichen Weg einschlagen, doch der 20-jährige aus Ratibor will seine Karriere anders gestalten. Tyrala trainiert gerade mit den polnischen Nationalspielern in der Türkei. Schon am Sonntag wird der junge Fußballer wahrscheinlich im Spiel gegen Kroatien im weiß-roten Trikot auflaufen. Der Borusse spielte bereits in den deutschen U-18 und U-19 Mannschaften. Für weitere Auftritte für Deutschland hat er sich aber nicht entschieden. Er habe nie Zweifel gehabt, für wen er spielen wolle, sagt Tyrala in einem Interview für die Tageszeitung Gazeta Wyborcza (Z ziemi niemieckiej do Polski). Sebastian wurde im oberschlesischen Ratibor geboren. Ale er zwei Jahre alt war, sind seine Eltern nach Deutschland ausgewandert. Schnell hat sich herausgestellt, dass der Junge fußballerisch sehr begabt ist. Heute spielt Sebastian als Mittelfeldspieler bei Borussia Dortmund. Tyrala unterstreicht seine schlesischen Wurzeln gerne. Den polnischen Pass bekam der Sportler problemlos. Zur Zeit ist sein deutsch immer noch besser als sein polnisch, aber im Sprachkurs macht er große Fortschritte.  

Seine Eltern würden sich oft an Ratibor erinnern, sagt der Sportler. Sie würden ihm erzählen, wie sie in Polen gelebt haben. Er selbst habe Oberschlesien mehrmals besucht. In Ratibor sei er jedoch seit drei Jahren nicht mehr gewesen. Vielleicht werde er es im Januar schaffen, seinen Großvater, der in dieser Stadt lebt, zu besuchen. Die Berufung in den polnischen Kader habe ihn sehr gefreut, gibt Tyrala zu. Er sei erst 20 und schon habe ihn der Trainer der polnischen Nationalmannschaft entdeckt. Super. Er habe mit den deutschen Junioren zwar 47 Spiele gemacht, doch nie habe er daran gezweifelt, für welches Land er spielen wolle. Er wurde in Polen geboren, das sei seine Heimat. Die Eltern hätten keinen Einfluss auf seine Entscheidung gehabt, sagt Tyrala. Sie hätten immer gesagt, es sei seine Karriere und sein Leben, deshalb solle er selbst über seine Zukunft entscheiden.

 

DZIENNIK: Platini lächelt

Tyralas großer Wunsch? Bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine für sein Heimatland spielen zu können. Eben, wird die Europameisterschaft in beiden Ländern ausgetragen? UEFA-Chef Michel Platini schließt ein alternatives Szenario nicht aus. Schafft die ukrainische Seite den Bau des Stadions in Kiew nicht, wäre es möglich, dass die Europameisterschaft nur in Polen stattfinden werde, sagte Platini den Journalisten nach einem Treffen mit dem neuen Chef des polnischen Fußballverbandes. Die EM 2012 könnte das beste Turnier der letzten Jahre werden. Und eine große Chance für Polen zugleich. Der Fußball im Osten Europas könnte ein Niveau erreichen, von dem keiner geträumt hatte, schwärmte der Franzose. Der UEFA-Chef schien sichtlich erleichtert, kommentiert die polnische Presse. Er wisse, dass die Situation noch vor kurzem nicht sehr gut gewesen sei, er wisse aber auch, dass die Situation immer besser werde. Alles laufe nach Plan. Nicht zu langsam, nicht zu schnell. Polen würde immer mehr einer schweizerischen Uhr gleichen, so Michel Platini. Nicht immer war der Franzose so optimistisch. Es gab Momente, wo er sich in seinem Büro mit Blick auf den Genfer See verschlossen hatte, und bei einer Tasse Kaffe sich selbst davon überzeugen musste, dass die Entscheidung, die EM in Polen und der Ukraine, statt in Deutschland oder Italien ausrichten zu lassen, richtig gewesen war. Er wolle nicht sagen, dass Polen eine Zeitlang die Glaubwürdigkeit in seinen Augen verloren hätte. Vielleicht war das nur das Problem eines schlechten Images, zitiert das Blatt Dziennik (Euro 2012 tylko u nas?) den UEFA-Chef Michael Platini.

 

DZIENNIK: Sarkozy lächelt nicht

Weniger Optimismus zeigte ein anderer Franzose. Nicolas Sarkozy soll bei dem EU-Gipfeltreffen in Brüssel den polnischen Präsidenten gerügt haben, da sich dieser weigert, seine Unterschrift unter dem Lissabonner Vertrag zu setzen. Er sollte sich hinter dem Rücken eines anderen Landes nicht verstecken, sagte der Franzose. Die Antwort des Umfeldes des polnischen Staatsoberhaupte auf Sarkozys Worte war klar und eindeutig: keiner hat das Recht darauf, den polnischen Präsidenten zu belehren. Lech Kaczynski selbst antwortete, er werde das Dokument erst dann unterzeichnen, wenn die Iren „ja” zum Lissaboner Vertrag gesagt haben. Anders reagierten die Vertreter der Regierungsseite. Die Haltung des polnischen Staatsoberhauptes hätte Regierungsvertretern die Verhandlungen über das EU-Klimaschutzpaket erschwert, hieß es.

 

kk