• 07.01.2009

RZECZPOSPOLITA: Gaskrise

Thema Nummer 1 in der heutigen Presse ist der Gasstreit. Die Tageszeitung Rzeczpospolita (Gaz: Europa zagrożona) stellt fest, dass der EU eine gemeinsame Energiepolitik fehlt. Der russische Energiegigant Gazprom habe dem Westen einen Gaskrieg erklärt und testet seine Widerstandsfähigkeit. In den Krisensituationen würden die EU-Mitglieder gewöhnlich die Partner vergessen, indem sie dem alten Prinzip huldigten: rette sich, wer kann. Angela Merkel denke daran, wie die Energielieferungen für deutsche Kunden erhalten bleiben können, statt an Erleichterungen für die Bulgaren zu denken. Donald Tusk macht sich Sorgen darüber, ob Polen genug Gasvorräte hat, und nicht, ob bei den Einwohnern von Bratislava die Gasherde funktionieren. Die Situation werde sich in nächster Zeit nicht ändern. Eine gemeinsame Energiepolitik der EU-Staaten könne man vergessen, prophezeit das Blatt, denn diese müsste sich gegen Russland richten. Für Deutschland müsste sie den Verzicht auf die Ostsee-Pipeline bedeuten. Das hört sich wie ein Märchen an, so der Kommentar in der Tageszeitung Rzeczpospolita.

 

DZIENNIK: Große Kälte – Tag Nummer 4

Das nächste heiße Thema – die eisige Kälte. Das neue Jahr begann in Polen mit einem eisigen Winter. Völlig unerwartet wurde es sehr kalt. In Warschau konnten mehrere Züge die Bahnhöfe nicht verlassen, in manchen Dörfern gab es Schulfrei, berichtet die Tageszeitung Dziennik (Jeszcze Polska nie zamarzła). In der Nacht fiel das Quecksilber auf – 20 Grad Celsius. Die meisten haben überlegt, wie man sich in solch winterlichen Verhältnissen warm halten kann. Zum Glück beruhigen die Experten, dies sei fast das Ende. Die gestrige Nacht, soll die letzte Nacht der Rekorde gewesen sein. Nun erwarten Polen heftige Schneefälle. Im Vergleich mit den Temperaturen der letzten Tage, und insbesondere der letzten Nächte, kann man aber mit harmlosen – 4 bis - 10 Grad Celsius rechnen. 

 

NEWSWEEK: Der geheime Code

Was macht die polnische Seele aus, überlegt die Wochenzeitschrift Newsweek (Tajny kod Polaków). Der Zeitpunkt ist alles andere als zufällig. Der Karneval ist eine Zeit, in der sich die Polen öfters als sonst zusammentreffen. Und gerade in einer größeren Gruppe kommt das zum Vorschein, was man, laut Newsweek, als typisch polnisch bezeichnen könnte. Alles der Reihe nach. Ob Mann oder Frau, jung oder alt, landesweit wird geküsst. Bei der Begrüßung oder auch zum Abschied. Hauptsache man küsst drei Mal. Einst assoziierte man die Zahl Drei mit dem Glück. Laut Tradition sollte man also diejenigen, denen man Gutes wünscht, drei Mal küssen. Auf einer Internetseite der polnischen Regierung findet man einige Ratschläge für ausländische Gäste, die nach Polen kommen. Demnach muss man sich an einen Polen unbedingt mit Frau oder Herr wenden. Wenn man sich auf das Nennen der Titel wie Direktor oder der Berufe wie Kellner, Fahrer oder Kassiererin beschränkt, wird das als unhöflich empfunden. Noch schlimmer klingt es, wenn man jemanden mit dem Nachnamen ruft.

Wie sollte sich aber eine Amerikanerin fühlen, wen sie im Geschäft mit „Schätzchen” angesprochen wird, fragt das Magazin. Diminuierungen seien in der Tat eine typisch polnische Eigenschaft, erklärt die Soziologin Beata Laciak. Durch die Diminuierungen glauben die Polen, höflicher zu klingen. Deshalb geht man an der Weichsel oft ins Geschäft um ein Kilo Tomatchen und zwei Bierchen zu kaufen, für die man selbstverständlich mit Münzchen und Scheinchen bezahlt. Es gibt in der polnischen Sprache wohl keinen Substantiv, den man mehr oder weniger richtig nicht diminuieren könnte. Ratschläge sind ein Nächstes Phänomen des Gesellschaftslebens in Polen. Während einer Party sagte die Newsweek-Journalistin, sie hätte ein Paar freie Tage und möchte entweder nach Prag oder nach Wien fahren. Amerikaner oder Engländer hätten in solcher Situation höchstens „Ach ja? interessant” gesagt. Ihre polnische Bekannten haben sie aber sofort mit guten Ratschlägen überschüttet, wie man am schnellsten nach Prag komme, wo sie am bequemsten übernachten könne, usw. usf.

Viele Jahrzehnte lang war dieses Land von Besatzungsmächten regiert gewesen, erklärt dieses Phänomen der Soziologe, Professor Andrzej Chwalba. Die Bürger konnten den Regierenden nicht vertrauen und mussten eine eigene Welt ins Leben rufen in der sie sich selbst zu Recht zu finden hatten. Da waren gute Ratschläge goldwert. Professor Janusz Czapinski sieht es anders. Die Polen seien Analphabeten. Wegen der komplizierten Sprache meiden sie jegliche Bedienungsleitungen, Vorschriften und Gesetze. Deshalb schmeißt ein Pole, der sich gerade eine Spülmaschine gekauft hatte, die dicke Bedienungsanleitung in der Korb und ruft seinen Freund an, der bereits ein ähnliches Gerät installiert hatte und ihm mit gutem Rat helfen könnte.

 

kk