DZIENNIK: Wie viel Gas hat Polen
Wie lange halten wir ohne Gas durch, fragt die Tageszeitung Dziennik (Ile wytrzymamy bez gazu). Der Gasstreit bleibt weiterhin das heißeste Thema in der polnischen Presse. Es wird keinen Gasausfall geben, auf den Straßen wird keine Dunkelheit herrschen. Die polnische Regierung versicherte gestern, dass sich das Szenario aus der Slowakei und Bulgarien an der Weichsel nicht wiederholen wird. Die Situation verändert sich zwar von Minute zu Minute, aber seiner Ansicht nach, seien Russland und die Ukraine kompromissbereiter als man denkt, meint der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski. Ein anderer Mitarbeiter des polnischen Premierministers räumt ein, dass Russland Geld brauche. Bald werde also das Gas wieder durch die Pipelines fließen. Und wenn nicht?
Durch die Ukraine erreicht Polen nur ein Drittel der gesamten Gaslieferungen. Der Rest kommt durch Weißrussland ins Land oder wird in Polen produziert. In einer Krisensituation könnte Polen auch seine Reserven benutzen. Im Falle eines völligen Gasausfalls würden diese für 25-30 Tage ausreichen. Müsste man nur einen Teil der fehlenden Lieferungen ergänzen, könnte das Land problemlos bis zu 3 Monaten funktionieren, meinen Experten. Die wichtigste Frage für die polnische Regierung lautet jetzt also nicht, wie man am schnellsten diese Krise beenden kann, sondern wie man ähnlichen Vorfällen in der Zukunft vorbeugen sollte, so die Tageszeitung Dziennik.
POLITYKA: Explosiv!
Für die polnische Politik wird das Jahr 2009 eine besondere Zeit, urteilt die Wochenzeitschrift Polityka (Rocznice-konice). Vor 20 Jahren hat sich Polen vom Kommunismus befreit und genau vor 70 Jahre wurde die junge II. Republik von Nazi-Deutschland und der Sowjetunion überfallen. Die Politiker in Warschau werden beide Symbole für politische Zwecke ausnutzen wollen. Die regierende Bürgerplattform (PO) wird die III. Republik, die vergangenen 20 Jahre des freien Polens, wohl als ein Wunder darzustellen versuchen. Ein Wunder, das den langen Weg mehrer Generationen von Polen zum eigenen freien Land krönt. In dieser Perspektive wäre das Jahr ’89 nicht nur das Ende eines langen Weges, sondern zugleich der Anfang einer neuen, besseren Zeit, in der der NATO- und EU-Beitritt als Meilensteine fungieren. Eine nächste wichtige Station auf dieser Strecke wäre die Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung. Der Ausbruch des II. Weltkrieges wird in diesem Kontext wahrscheinlich als ein Memento gegen nationale Egoismen gezeigt.
Die größte Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) wird dagegen, gerecht ihrer Geschichtsvision, bei allen Feierlichkeiten auf das Leiden der Polen in den vergangenen 70 Jahren aufmerksam machen wollen, ein Leiden für das vor allem die Russen und Deutsche verantwortlich sind. In dieser Vision wird die heutige Situation Polens mit der von 1939 verglichen – Polen wieder einmal zwischen Hammer und Ambos. Die Erinnerung an September ’39 soll den Polen vergegenwärtigen, dass sie auch heute allein kämpfen müssen, keinem ihr Vertrauen schenken sollen, und wenn schon, dann eher Amerika als Brüssel.
Den Polen steht ein äußerst explosives Jahr bevor, lautet das Fazit im Magazin Polityka.
POLITYKA: Imperium Romanum A.D. 2009
Im Magazin Polityka (Powrót Imperium Romanum) finden wir diese Woche auch ein Interview mit dem polnischen Historiker Aleksander Krawczuk. Der 86-jährige Krakauer Wissenschaftler meint, er lebe in Zeiten, die ihn mit großer Freude erfüllen. Das Imperium Romanum lebt wieder auf. Die Europäische Union, ein Gebiet ohne Grenzen und mit eine gemeinschaftlichen Währung sei eine moderne Variante des Römischen Reiches. Und das alles konnte er, eine Person die die größten Grausamkeiten des XX. Jahrhunderts sehen musste, noch erleben. Wunderbar, sagt der Antike-Experte Aleksander Krawczuk.
kk