GW/RZ: Tragen rechte Parteien Schuld am Anschlag in Norwegen?
Auch
heute dominiert der Terroranschlag in Norwegen weiterhin die Titelseiten der polnischen
Tageszeitungen. Für verschiedene Meinungen unter den Kommentatoren sorgt vor
allem die Frage nach der politischen Motivation des Täters. In einem im
Internet veröffentlichten Manifest hatte dieser behauptet, mit seinem Anschlag
auf ein Jugendlager gegen die „Islamisierung Europas“, den „kulturellen
Marxismus“ und den Multikulturalismus kämpfen zu wollen. Das müsse eine Warnung
für jeden in Europa sein, findet der Kommentator der Gazeta Wyborcza Jacek
Pawlicki. Denn Breivik sei ein Produkt der aktuellen politischen Debatte in
vielen Ländern der EU, in der Islam- und Ausländerfeindliche Slogans immer
populärer werden. Davon zeugt laut Pawlicki auch der Erfolg von
rechtspopulistischen Parteien in Holland, Dänemark, Finnland und Dänemark.
Politiker wie der Niederländer Geert Wilders sollten sich ihrer Verantwortung
bewusst werden, bevor sie den nächsten Kreuzzug gegen die „muslimische
Bedrohung“ ausrufen, so Pawlicki in der Gazeta Wyborcza.
Einen anderen Blickpunkt präsentiert in der heutigen Ausgabe
der Rzeczpospolita Piotr Zaremba. Man könne nicht einfach konservative
oder rechte Parteien für den Anschlag verantwortlich machen. Viele
Terrorakte seien von linken Ideologen im Namen der sozialen
Gerechtigkeit verübt worden, niemand komme aber auf die Idee, dafür z.B.
sozialdemokratische Parteien verantwortlich zu machen, so Zaremba. Eine
- auch kontroverse - politische Meinung mache noch niemanden zum
Massenmörder. Sonst wären solche Anschläge wie der in Norwegen an der
Tagesordnung, schreibt Piotr Zaremba in der Rzeczpospolita.
RZ: LKWs verstopfen polnische Straßen
Seit
dem 1. Juli müssen auf polnischen Autobahnen und Schnellstraßen alle
Fahrzeuge über 3,5 Tonnen eine Mautgebühr entrichten. Die Regierung
verspricht sich davon große Gewinne, doch im Moment sind nur die
negativen Folgen der neuen Mautgebühr zu sehen. Das schreibt heute die
Rzeczpospolita. Denn Tausende von LKW-Fahrern verlegen ihre Route seit
dem 1. Juli schlicht auf die kostenlosen Landes- und Gemeindestraßen. In
Großpolen verzichtet mittlerweile etwa die Hälfte aller LKWs auf die
Benutzung von Autobahnen. Inoffiziell ist sogar von bis zu 80 Prozent
die Rede, so die Rzeczpospolita. Die Folgen für die ohnehin
überforderten polnischen Straßen sind Katastrophal. Gerade auf dem Weg
zur deutschen Grenze kommt man oft nur noch im Schneckentempo voran.
Besonders schwer haben es laut Rzeczpospolita die Einwohner von
kleineren Gemeinden, in denen es keine Umgehungstraßen gibt. Ganze
LKW-Kolonnen wälzen sich durch die Innenstädte – Lärm, Abgase und eine
hohe Unfallgefahr sind die Folge, schreibt die Rzeczpospolita.
GW: Schlesier streiten über Denkmal für Bomberpiloten
Wir
kommen zu einem historischen Thema. Über einen Streit in der
oberschlesischen Gemeinde Kedzierzyn-Kozle berichtet heute die Gazeta
Wyborcza. Während des Zweiten Weltkriegs befand sich in der Nähe der
Gemeinde das Arbeitslager Blechhammer. Tausende von Zwangsarbeitern
mussten dort für die Nazis synthetischen Treibstoff herstellen. Gegen
Ende des Krieges bombardierten amerikanische Flugzeuge das Arbeitslager,
135 Piloten verloren dabei ihr Leben.
Ein geplantes Denkmal für die
Piloten sorgt laut Gazeta Wyborcza nun für heftige Proteste. Das
Problem: Laut Schätzungen trafen nur etwa 20 bis 30 Prozent der
amerikanischen Bomben ihr Ziel, der Rest fiel unter anderem auf
Wohnhäuser, die in der Nähe des Zwangsarbeitslagers lagen. Besonders die
autochthonen Schlesier, die einen Großteil der Einwohner der Gemeinde
stellen, sträuben sich gegen das Denkmal, so die Gazeta Wyborcza. Ein
bekannter schlesischer Blogger schrieb etwa, dass die Luftangriffe
für die damaligen Einwohner nur Verderben und Tod brachten. Anders
argumentieren die Befürworter des Denkmals. Die Luftangriffe seien eine
militärische Notwendigkeit gewesen. Durch die Zerstörung der
Produktionsstätten sei der Krieg um Wochen oder womöglich Monate
verkürzt wurden – das hätte vielen Menschen das Leben gerettet. Zu den
Befürwortern des Denkmals gehören laut Gazeta Wyborcza auch Vertreter
der deutschen Minderheit der Region. Die Piloten seien junge Männer
gewesen die während des Krieges ihr Leben verloren haben. An ihr
Schicksal zu erinnern sei keine schlechte Idee, zitiert die Gazeta
Wyborcza den Vorsitzenden der Deutschen Kulturstiftung im Oppelner
Schlesien Norbert Rasch.
Text: Filip Żuchowski
Redaktion: Joachim Ciecierski